Die gezielte Inszenierung von Sexualität und Gewalt sowie das bewusste Überschreiten gesellschaftlicher Konventionen mit subversiver Satire ist für den 1938 in Amsterdam geborenen Filmemacher, Drehbuchautor und Produzent Paul Verhoeven Grundpfeiler seines Schaffens, sieht man sich seine Werke an. Den studierten Mathematiker und Physiker zog es nach mehreren Kurzfilmen, einer Fernsehserie und einigen beachtlichen Langfilmen nach Hollywood, wo er seine bisher größten Erfolge feierte.
Interessant erscheint der Wechsel seines Stils mit der Ankunft in der amerikanischen Filmindustrie: Waren seine noch in Holland verwirklichten Werke wie “Turks fruit” (“Türkische Früchte”, 1975) oder “Keetje Tippel” (“Das Mädchen Keetje Tippel”, 1975) geprägt von politischen Statements, die auf die Haltung Verhoevens zu Themen wie sozialem Aufstieg und die Oberflächlichkeit des Bürgertums schließen lassen, konnten seine Hollywoodfilme mit großen Budgets und noch größerem Spektakel das Publikum begeistern.
Doch Verhoeven wäre nicht als der kontroverse Filmemacher bekannt, könnte man nicht auch aus seinen Science-Fiction-Klassikern wie “RoboCop” (1987) oder “Starship Troopers“(1997) einen stark vertretenen, von der visuellen Präsentation überdeckten gesellschaftskritischen Unterton rauslesen, der von einigen Betrachtern als faschistoid und gewaltverherrlichend bezeichnet wurde. Auch sein Erotik-Thriller “Basic Instinct” (1992) und die beiden kommerziellen Flops “Showgirls” (1995) sowie “Hollow Man” (2000) veranlasste Kritiker Verhoevens zu Äusserungen hinsichtlich seines Verhältnisses zu Frauen, Homosexuellen und dem Einsatz von Sexualität als Mittel zum Zweck. Genau damit traf und trifft der Filmemacher (sein neuester Film “Elle” stellt Rache-Fanastien nach einer Vergewaltigung in den Fokus) jedoch genau den Nerv der Zuseher: Nonkonformistisches Werke, die mit Mainstream-Anstrich leicht ihr Publikum in die Irre führen können.
Die Filmschau bietet nun die Gelegenheit, die (frühen) Werke des Filmemachers in chronologischer Reihenfolge bzw. in diesem Zusammenhang zu sehen (das Filmmuseum merkt dazu an, das “rechtliche Hürden” der Grund dafür sei, sämtliche Filme nicht in dieser Form erleben zu können) und sich ein genaueres Bild von Paul Verhoeven machen zu können. Ein wortwörtliches Bild lässt sich übrigens vom Regisseur dank seiner Anwesenheit am 8. und 9. Juni im Filmmuseum machen: Bei einführenden Gesprächen zu “Flesh+Blood” (am 8.6. um 21:00) und “Keetje Tippel” (am 9.6. um 19:00) sowie im Zuge einer Masterclass wird der holländische Regisseur anwesend sein.
(Red.)
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