Zahlreiche Anbieter verweisen auf beeindruckende Zahlen: Durchschnittliche Jahresrenditen von über zehn Prozent, eine geringere Volatilität im Vergleich zu Aktien und die Chance auf exklusive Sachwerte mit kulturellem Prestige. Kunst gilt in diesem Narrativ als krisenfest, inflationssicher und als Mittel zur Diversifikation – gerade in wirtschaftlich volatilen Zeiten. Für Investor(inn)en erscheint sie damit wie eine fast zeitlose Anlageidee, die Sicherheit und Prestige verbindet. Doch hält es einer strategischen Analyse stand? Was sagt die empirische Forschung? Im Mai 2025 veröffentlichte Finanzguru Gerd Kommer und sein Team eine Übersicht über die internationale Studienlage. Ihr Fazit: Die meisten Analysen zeigen, dass Kunstinvestments langfristig nicht mit Aktien Schritt halten. Ein prägnantes Beispiel liefern Li, Ma und Renneboog (2022): Sie untersuchten Gemäldeauktionen von 1959 bis 2016 und stellten fest, dass sich reale Jahresrenditen durchschnittlich nur auf 1,22 Prozent beliefen – im Gegensatz zu 6,70 Prozent beim marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 im gleichen Zeitraum. Nur höherwertige Ölgemälde und Werke renommierter Auktionshäuser können der Studie zufolge überdurchschnittliche Renditen erreichen. Allerdings lagen selbst diese Sharpe-Ratios (also die Kennzahl, die das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko einer Geldanlage misst) unter denen von Aktien, Anleihen und Gold.
Problem Kunstindizes
Ein großes Problem in Sachen Kunst als Anlageform liegt in der Konstruktion der Renditeindizes selbst. Anders als bei Aktien- oder Anleihemärkten beruhen viele Kunstindizes auf retrospektiver Auswahl besonders erfolgreicher Werke. Dies führt zu statistischen Verzerrungen. Es entsteht der Eindruck einer stabilen, stetigen Entwicklung – obwohl der tatsächliche Kunstmarkt hoch selektiv, intransparent, subjektiv und schwer prognostizierbar ist.

Ein potenzieller Kunstinvestor auf einer Vernissage in Mailand.
Kunst und Nebenkosten
Auch die Nebenkosten von Kunstinvestments sind nicht zu unterschätzen. Beim Erwerb über Auktionshäuser oder Galerien fallen häufig Gebühren bis zu 50 Prozent an. Hinzu kommen laufende Kosten für Versicherung, Lagerung, Transport und gegebenenfalls Restaurierung. Anders als bei börsengehandelten Wertpapieren ist der Kunstmarkt zudem illiquide – es gibt keinen geregelten Sekundärmarkt und Widerverkäufe können Monate oder Jahre dauern.
Expertise und Perspektive
In einer Zeit, in der alternative Investments verstärkt in den Fokus rücken, bietet Kunst zweifellos einen ästhetischen, identitätsstiftenden und kulturellen Mehrwert. Zwar bleibt sie als renditestarke und breit zugängliche Kapitalanlage ein Ausnahmefall, doch eröffnet sie in einem Portfolio durchaus interessante Möglichkeiten. Gerade in größeren Vermögen kann Kunst eine individuelle und sinnstiftende Beimischung darstellen – vorausgesetzt, es besteht Zugang zu qualifizierter Expertise und eine langfristige Perspektive wird verfolgt. Für Privatanleger(innen) ist Kunst folglich weniger Renditevehikel als vielmehr Ausdruck von ideellen Wert: Sie wird nach wie vor meist aus Überzeugung, Leidenschaft und kulturellem Interesse erworben.
Wissenswertes
Das Wiener Dorotheum erzielte im Frühjahr 2025 mit weit über einhundert Millionen Euro Umsatz das beste Halbjahresergebnis seiner Geschichte – befeuert durch Onlineauktionen und eine enorme Bandbreite von Alten Meistern bis hin zu Warhol-Zeichnungen. Das Wiener Auktionshaus Deutsch Auctioneers meldete im Juni 2025 Gesamterlöse von gut 183.000 Euro. In Lindau verzeichnete das Auktionshaus Michael Zeller bei der 163. Internationalen Bodensee- Kunstauktion im Dezember 2024 Verkäufe im Umfang von knapp 90.000 Euro. Jeden September lädt die viennacontemporary, Österreichs führende Messe für zeitgenössische Kunst, in die Messe Wien. Am 21. November eröffnet in Hard das erste Auktionshaus Vorarlbergs Gegenwart Auktionen mit einer Vernissage; die erste Auktion ist für Donnerstag, dem 4. Dezember 2025, angesetzt.
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