Kulturfestival steirischer herbst startet am 18. September

Mit dem von Ernst Tollers "Nie wieder Friede" entlehnten Festivalmotto "Never again peace" gehe man in 42 Auftragsarbeiten unter anderem an ungelöste Widersprüche, auch an jene in der Sprache an sich. Etwa, was alles in Freiheit umgedeutet werden könne. Zitate von Toller gebe es in verschiedenen Performance-Produktionen zu entdecken. Zur Eröffnung wird am 18. September das Künstlerkollektiv Ligna um 17 Uhr am Freiheitsplatz in einer Audioperformance auf Deutsch und Englisch den "herbst" eröffnen - und sich dabei auch erstmals ins am Platz gelegene Schauspielhaus begeben. An einem anderen wichtigen Grazer Ort - der Helmut-List-Halle - werden ab 20 Uhr Manuel Pelmuș und Frédéric Gies in einem "Tribute to Kurt Jooss' 'Grüner Tisch'" das Ballett aus dem Jahr 1932 neu interpretieren. Dazu testet Queer-Künstler Ivo Dimchev mit "Hot Sotz" an diesem "Doppelabend" die "Grenzen der Zumutbarkeit" aus, wie es hieß.
Der "Bau" in Gries als Mittelpunkt
Am 19. September steht eines der wenigen im inneren Stadtgebiet verbliebenen Industriegebäude im Mittelpunkt: die ehemalige Destillerie Bauer. "Von Bauer zu Bau, es wurden einfach die letzten beiden Buchstaben verklebt", sagte Degot, die dem Charme der Produktionshallen erlegen sein dürfte: "Es fühlt sich wie ein Schiff an mit seinen vielen Treppen und Räumen." Ab 17 Uhr beginnen die Vernissagen und Performances. Das "herbstcafé" in der Neutorgasse ist übrigens auch in einem Leerstand eingezogen.
Senior-Kuratorin Pieternel Vermoortel schilderte den Festivalort in der Destillerie im früheren Arbeiterbezirk Gries, der jetzt stark migrantisch geprägt ist, als "Platz von Newcomern". Es sei ein Haus wie ein Labyrinth, alleine für die Aktivitäten hier hätten 31 Künstler nur für den Bau 27 neue Auftragsarbeiten geschaffen, an denen 19 Nationalitäten beteiligt seien.
Einer davon ist Elias Holzknecht: Er hat sich angesehen, welche Narrative es über den Bezirk und seine Menschen gibt. "Viele Fragmente des Bezirks beginnen miteinander zu sprechen", so Holzknecht. Mit dem "Bau" sei man mittendrin - man geht raus aus dem Bau und ist mitten im Thema".
"Eine unangenehme Produktion"
Kurator Gabor Thury schilderte das Performance-Programm, breit gespannt über Tanz, Sprechtheater bis Objekt- und Puppentheater. Gesucht wird nach Brennpunkten, Bruchlinien der Gesellschaft, Konfliktzonen. Ans Herz gelegt wurde dem Publikum die Premiere von "Violenza 2025", von Michiel Vandevelde, Pankaj Tiwari und Eneas Prawdzic. "Was macht die neue Rechte so attraktiv? Ist es Zeit zuzuhören, oder haben sie schon zu viel Plattform?", fragte sich Prawdzic und prophezeite "eine unangenehme Produktion, die hoffentlich einen Beitrag zur Diskussion leistet".
Gespannt darf man auf kontroversielle Friedensgespräche sein, namentlich in der dritten Festivalwoche zwischen dem Schriftsteller Ilija Trojanow und dem Militärkommandanten von Kärnten, Brigadier Philipp Eder, unter dem Titel "Mit Sicherheit in den Krieg?", am 3. Oktober um 18 Uhr im Keller des Forum Stadtpark. In der vierten Festivalwoche kommt ein beachtenswerter Beitrag vom Edinburgher Fringe Festival: "Between the River and the Sea" von Isabella Sedlak und Yousef Sweid: Das Plädoyer darin: unbeachteten Geschichten zuzuhören.
"The Life of Kartoffel"
Dietmar Reinbacher, Leiter der "herbstvermittlung", berichtete von zahlreichen Workshops, darunter am 24. September "The Life of Kartoffel: A Fanzine About Great Success", eine Migrationserfolgsgeschichte der beliebtesten Knollenfrucht der Österreicher sowie die "Eat & Greet"-Formate, bei denen man sich im Anschluss an die Performances mit den Künstlern bei Fingerfood unterhalten kann.
(S E R V I C E - steirischer herbst von 18. September bis 12. Oktober 2025 in Graz. )
(APA)
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