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Kuba: US-Dollar nicht mehr Zahlungsmittel

Elf Jahre nach seiner Legalisierung hat Kuba den US-Dollar als Zahlungsmittel abgeschafft. So hieß es in einem am Montagabend (Ortszeit) im Staatsfernsehen verlesenen Beschluss der Zentralbank.

Vom 8. November an darf in Devisenläden, Hotels und anderen Einrichtungen nur noch mit „Konvertiblen Pesos“ bezahlt werden. Mit der Maßnahme soll offenbar erreicht werden, dass kubanischen Unternehmen und Privathaushalte ihre Dollar-Bestände eintauschen und so die staatlichen Devisenreserven aufbessern.

Zwar dürfen die Kubaner weiterhin Dollars besitzen, doch kann dann die US-Währung nur mit einem Abschlag von 10 Prozent in konvertible Pesos umgetauscht werden. Dies gilt auch für Touristen. In Kuba hat sich der US-Dollar seit den frühen 90-er Jahren zu einer Zweitwährung entwickelt, mit der sehr viele Waren und Dienstleistungen bezahlt werden. Kubaner dürfen ihn seit 1993 besitzen.

Bis zu den am 1. Juli dieses Jahres in Kraft getretenen verschärften US-Sanktionen hatten im Ausland lebende Kubaner ihren Verwandten daheim nach verschiedenen Schätzungen zwischen 800 Millionen und 1,2 Milliarden Dollar pro Jahr überwiesen oder bei Reisen mitgebracht. Neben dem praktisch wertlosen nationalen Peso hatte es auf Kuba auch früher schon einen konvertiblen Peso im Wert von einem US-Dollar gegeben.

Der Mitteilung der Zentralbank zufolge sind auch Ausländer vom Zwangsumtausch betroffen. Sie müssten Euro, Pfund, Franken oder Kanadische Dollar in Konvertible Pesos wechseln, bräuchten dabei aber keine zehn Prozent Abschlag zu zahlen. In den Badeorten Varadero und Jardines de Rey könne auch weiterhin mit Euro in bar bezahlt werden. Dollarkonten auf der Insel würden nicht angegriffen.

Um die Umtauschkosten zu sparen, empfiehlt die Regierung daher im Ausland lebenden Kubanern, Geld an Verwandte in anderen Währungen zu schicken, zum Beispiel in Euro, britischen Pfund, Schweizer Franken oder kanadischen Dollar.

Staats- und Parteichef Fidel Castro, der sich am vorigen Mittwoch bei einem Sturz die Kniescheibe zertrümmert hatte, war am Montagabend im Fernsehstudio anwesend und begründete die neuen Maßnahmen als Reaktion auf die feindliche Politik der USA. US-Präsident George W. Bush hatte Mitte des Jahres die Möglichkeiten privater Geldtransfers nach Kuba drastisch eingeschränkt, um auf diese Weise die Devisenknappheit auf der Insel noch zu verschärfen.

Nach Aussage Castros versuchen die USA außerdem, ausländische Banken zu bestrafen, die Kuba mit Dollars versorgen. Castro trug während der Sendung eine Armbinde. Seine Beine waren nicht zu sehen, weil er hinter einem Schreibtisch saß. Castros Sturz hatte in westlichen Medien Spekulationen um die Gesundheit des seit 45 Jahren regierenden Staatschefs und Kubas politische Zukunft ausgelöst.

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