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Kroatischer General nicht in Österreich

Der vom UNO-Tribunal gesuchte kroatische General Ante Gotovina hält sich derzeit laut APA offenbar doch nicht in Österreich auf.

„Es tut mir leid, dass Vizepremier Goran Granic nicht recht hat, aber Gotovina ist nicht in Österreich“, sagte Pukanic. „Nacional“ hatte zuletzt mehrere Interviews mit Gotovina veröffentlicht und dürfte in ständigem Kontakt mit dem Flüchtigen stehen.

Pukanic wollte gegenüber der APA aber nicht Auskunft darüber geben, ob Gotovina in Kroatien oder im Ausland weilt. Lange Zeit war der General in Bosnien-Herzegowina vermutet worden. Am Sonntag hatte Vizepremier Granic, der auch für die Kooperation Kroatiens mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal zuständig ist, erklärt, dass sich Gotovina in Österreich aufhalten könnte.

Die Tageszeitung „Vjesnik“ berichtete in diesem Zusammenhang am Dienstag unter Berufung auf „dem Tribunal nahe stehende Kreise“, dass Gotovinas letzter bekannter Aufenthaltsort eine Villa in St. Marein im Mürztal (Steiermark) gewesen sei. Das Haus soll dem pensionierten kroatischen General Vladimir Zagorec gehören.

Nacional-Herausgeber Pukanic war nach den Interviews mit Gotovina von der Polizei einvernommen worden, verriet aber auch bei dieser Gelegenheit nicht, wo sich der Gesuchte befindet. In der heute, Dienstag, erschienenen Ausgabe kam Gotovina wieder zu Wort. Er dankte Staatspräsident Stipe Mesic für seine Unterstützung und sagte: „Die Wahrheit ist auf meiner Seite und ich werde niemals um Gnade bitten.“

Mesic hatte dem UNO-Tribunal einen Brief geschrieben und UNO-Chefanklägerin Carla del Ponte aufgefordert, Gotovina künftig als „Verdächtigen“ und nicht mehr als „Angeklagten“ einzustufen. In dem Schreiben führte Mesic an, dass es ein „Faktum“ sei, dass Gotovina im Jahr 1998 von der damaligen Regierung (der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft/HDZ des autokratischen Präsidenten Franjo Tudjman) daran gehindert worden sei, vor dem Tribunal auszusagen. Nun solle Gotovina die Möglichkeit gegeben werden, in Den Haag Stellung zu nehmen. Erst dann möge entschieden werden, ob die Anklage gerechtfertigt sei oder nicht.

Der flüchtige Gotovina hatte gegenüber „Nacional“ erklärt, er erkenne das UNO-Tribunal an und habe nie dessen Legitimität in Frage gestellt. Auch habe er es im Jahr 1998 nicht abgelehnt, mit den Ermittlern zu sprechen. Vielmehr sei ihm nicht gesagt worden, dass das Tribunal ein Treffen wünsche. Mesic erklärte daraufhin, das Interview habe ein „neues Licht“ auf die „Causa“ geworfen. Gotovina sei unter diesen Umständen bereit, vor dem Tribunal zu erscheinen.

Gotovina wird die Ermordung von mindestens 150 Serben, die Vertreibung mehrerer tausend und die Zerstörung serbischer Dörfer nach der kroatischen Rückeroberung von serbisch kontrollierten Gebieten gegen Ende des Kroatien-Krieges vorgeworfen. Früheren Gerüchten zufolge soll sich Gotovina in Bosnien-Herzegowina versteckt halten. Jüngsten Entwicklungen zufolge könnte sich der General demnächst dem Tribunal stellen.

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