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Kärntner Hypo: Vertrag unterschrieben

Am Dienstagnachmittag ist der Vertrag unterschrieben worden, mit dem die mehrheitliche Übernahme der Hypo Group Alpe Adria durch die Bayerische Landesbank (BayernLB) besiegelt ist.

Die Konzernspitze der BayernLB war nach Klagenfurt gereist, um 13.30 Uhr wurden die Unterschriften der Verantwortlichen unter das Vertragswerk gesetzt. Sämtliche Beteiligten priesen die Bankenehe in den höchsten Tönen.

Bayerns Finanzminister Kurt Faltlhauser als Hälfteeigentümer der BayernLB war ebenso nach Klagenfurt gekommen wie Siegfried Naser, Präsident des anderen Hälfteeigentümers Sparkassenverband Bayern, dazu Werner Schmidt, Vorstandsvorsitzender der BayernLB. Für die Hypo signierten Landesholding-Aufsichtsratschef Josef Martinz (V), der Vorstand der Grazer Wechselseitigen Versicherung (GraWe), Othmar Ederer sowie Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Kulterer, der mit dem Verkauf an die Bayern sein Mandat zurücklegt.

Das Land Kärnten verkauft von seinen bisherigen 44,91 Prozent 24,91 Prozent, die Mitarbeiterstiftung verkauft rund 1,5 Prozent. Die Grazer Wechselseitige Versicherung verkauft rund 15 Prozent an Tilo Berlin, dieser veräußert diese plus die bereits in seinem Besitz befindlichen 9 Prozent nahezu zur Gänze an die BayernLB, er behält sich ein Prozent.

Künftig hat also die BayernLB 50 Prozent plus eine Aktie, die GraWe rund 26 Prozent, das Land 20 Prozent plus eine Aktie, die Mitarbeiterstiftung hält dann 3 Prozent, Tilo Berlin ein Prozent.

Alle preisen die Bankenehe

Sämtliche Beteiligten priesen bei der Pressekonferenz nach der Vertragsunterzeichnung in Klagenfurt die Vorteile der Bankenehe zwischen der Bayerischen Landesbank (BayernLB) und der Hypo Group Alpe Adria in den höchsten Tönen. BayernLB-Vorstandschef Werner Schmidt betonte, die Hypo bleibe eine eigene Tochtergesellschaft mit eigenem Marktauftritt. Den Mehrheitseinstieg seiner Bank bei der Hypo begründete er mit den „attraktiven Märkten“ Südosteuropa und Österreich. Schmidt wird neuer Aufsichtsratspräsident der Bank in Klagenfurt.

Die ungarische Tochter der BayernLB wird vorerst nicht nach Klagenfurt verlegt. Schmidt erklärte auf Anfrage, dies würde bedeuten, dass die Anteile der Minderheitsaktionäre stark verwässert würden: „Das wäre unfair.“ Man habe auch vereinbart, dass es in den kommenden beiden Jahren bei der Hypo nur Kapitalerhöhungen geben werde, die für die Expansion der Bank nötig seien. Das Einbringen der Ungarn-Tochter als Sacheinlage falle nicht darunter. GraWe-Vorstandschef Othmar Ederer und Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider unterstrichen, sie würden bei den nötigen Kapitalerhöhungen mitziehen, um ihre Anteile nicht verwässern zu lassen.

Zur Arbeitsplatzgarantie meinte Schmidt: „Es macht keinen Sinn, Aktivitäten von Kärnten nach München zu verlagern.“ In Kärnten gebe es ein anderes Know how als in München. Daher bestehe auch keine Gefahr, dass in Kärnten Arbeitsplätze wackeln würden.

Den Preis von 1,625 Mrd. Euro bezeichnete Schmidt als angemessen. Dass das Angebot mit der Sonderdividende von 50 Mio. Euro nachgebessert worden sei, erklärte der BayernLB-Vorstand als„eine Frage der Fairness zwischen Kaufleuten“.

Die Aufteilung der Sonderausschüttung erfolgt folgendermaßen: Die Kärntner Landesholding erhält 23,525 Mio. Euro, die GraWe-Gruppe 21,715 Mio. Euro, Berlin & Co. sowie die Hypo Alpe Adria Mitarbeiter Privatstiftung je 2,38 Mio. Euro.

Ederer zeigte sich nicht verärgert darüber, dass die GraWe mit Tilo Berlin die Kaufoption über 15 Prozent der Anteile abgeschlossen hat und seinem Haus dadurch ein höherer Gewinn entgeht. Auf Anfrage erklärte er: „Wir haben diese Vereinbarung mit Berlin getroffen und wir stehen dazu.“ Hätte man Berlin im Herbst 2006 nicht ins Boot geholt, gäbe es jetzt die Übernahme durch die BayernLB nicht, betonte Ederer. Daher sei die Entscheidung richtig gewesen. Dass man nicht verärgert sei, zeige ja auch die Tatsache, dass man weiterhin als zweitgrößter Aktionär an Bord bleibe.

Die Gerüchte, wonach die Verhandlungen mit den Bayern bereits im vergangenen Herbst aufgenommen worden seien, wies der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Kulterer kategorisch zurück. Als man mit Berlin über dessen Einstieg verhandelt habe, sei die BayernLB noch intensiv im Rennen um den Kauf der BAWAG engagiert gewesen, Gespräche über die Hypo habe es erst „viel später“ gegeben, da hätte sich Berlin längst eingekauft.

Nachfolger von Kulterer als Vorsitzender des Aufsichtsrates wird BayernLB-Vorstandschef Werner Schmidt. Tilo Berlin sollte mit spätestens 1. Juli Vorstandsvorsitzender werden, er erklärte am Dienstag aber: „Ich komme gerne auch schon am 1. Juni.“ Der scheidende Vorstandschef der Hypo, GraWe-Vizevorstandschef Siegfried Grigg, nahm an dem Pressegespräch übrigens nicht teil. Kulterer bezeichnete die Übernahme als „krönenden Abschluss“ für sich selbst und seine Arbeit bei der Hypo.

Der neue Hypo-Mehrheitseigentümer BayernLB gehört mit einer Bilanzsumme von 353,2 Mrd. Euro und weltweit 10.080 Mitarbeitern zu den großen Banken Deutschlands. 2006 lag der Betriebsgewinn bei 1,37 Mrd. Euro. Die BayernLB ist als teilstaatliches Institut „Anstalt des öffentlichen Rechts“.

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