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Kritik an Sarkozys Luxus-Tripp

Frankreich - Die Kritik an der Luxus-Kreuzfahrt des neu gewählten Präsidenten Nicolas Sarkozy wächst. Der Kurztripp wird offenbar von einem Industriellen finanzierten. Schüssel über Sarkozy | Dritte Gewaltnacht | Studenten streiken

Zeitungen warfen dem 52-Jährigen am Mittwoch wegen des offenbar von einem Industriellen finanzierten Kurztrips vor Malta schlechten Stil vor. Die Opposition sprach von „Milliardärsferien“. Nach Angaben der Regierung schwächten sich die gewaltsamen Proteste gegen Sarkozys Wahl ab. In der Nacht gingen demnach landesweit noch 200 Autos in Flammen auf.

Nach einem Bericht des konservativen „Figaro“ zeigen sich inzwischen auch „viele Freunde von Nicolas Sarkozy“ über den kostspieligen Drei-Tages-Ausflug mit Privatjet und Luxus-Yacht „beunruhigt“. Regierungssprecher Jean-Francois Cope beteuerte, die Reise werde „natürlich“ nicht vom Staat bezahlt. Sowohl der Privatjet als auch die 60-Meter-Yacht gehören dem französischen Papier- und Medienunternehmer Vincent Bollore. Der Gesamtpreis für Hin- und Rückflug und die Seereise wurden auf 100.000 bis 200.000 Euro taxiert.

„Dies ist nicht gerade der Kandidat des Volkes“, sagte ein namentlich nicht genannter Abgeordneter von Sarkozys UMP-Partei der linken Zeitung „Liberation“. Die Zeitung „Republique des Pyrenees“ sah sich durch Sarkozys Art, Geld zur Schau zu stellen, an Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi erinnert. Der Sprecher der unterlegenen sozialistischen Präsidentschaftskandidatin Segolene Royal sagte ironisch: „Herr Sarkozy scheint Unterstützung zu bekommen, aber von den Milliardären.“ Es habe noch nie einen frisch gewählten Präsidenten gegeben, der „derart provokant seine Vorliebe für Geld und seine Nähe zur Geschäftswelt zur Schau stellt“.

Sarkozy sollte am Mittwochabend wieder zurückfliegen. Am Donnerstag sollte er an der Seite seines scheidenden Vorgängers Jacques Chirac an einer Zeremonie zum Gedenken an die Abschaffung der Sklaverei teilnehmen. Laut Sarkozys Wahlkampfsprecher will der gewählte Präsident bereits diese Woche mit dem britischen Premier Tony Blair in Paris zusammen treffen. Die Amtsübergabe von Chirac an Sarkozy ist für den 16. Mai geplant.

Zu den Protesten gegen Sarkozys Wahl sagte Innenminister Francois Baroin, die Gewalt klinge ab. Nach 730 Autos in der Wahlnacht und 365 von Montag auf Dienstag seien in der Nacht auf Mittwoch noch 200 Autos angezündet worden. Es habe noch 80 Festnahmen gegeben, sagte Baroin im Radiosender France Inter, nach 160 am Vortag und fast 600 in der Wahlnacht. Die Brandstiftungen und gewaltsamen Proteste seien „nicht hinnehmbar“, auch wenn Anhänger der extremen Linken vom Ausgang der Präsidentschaftswahl enttäuscht seien.

Der scheidende Präsident Chirac wurde bei seiner letzten Kabinettssitzung am Mittwoch mit anhaltendem Applaus der Regierungsmitglieder verabschiedet. „Es war ein besonders bewegender Moment“, sagte Premier Dominique de Villepin, der nächste Woche wie Chirac aus dem Amt scheiden wird. Er zollte dem Präsidenten im Namen der Regierung „unsere Anerkennung und unsere Dankbarkeit für all’ diese Jahre“. Der heute 74-Jährige leitete in zwölf Jahren an der Staatsspitze rund 600 Sitzungen des Ministerrates.

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