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Kritik an Jesus-Dokumentation

Mit einem Dokumentarfilm über das Familienleben von Jesus Christus und seine Grabstätte ist Oscar-Preisträger James Cameron auf heftigen Widerspruch von Wissenschaftlern gestoßen.

Ein Dokumentarfilm über das Familienleben von Jesus Christus und seine Grabstätte hat eine heftige Debatte zwischen Religionswissenschaftlern, Kirchenvertretern und den Filmemachern ausgelöst. In seinem Film „The Lost Tomb of Jesus“ („Das verlorene Grabmal Jesu“) behauptet Oscar-Preisträger James Cameron unter anderem, Jesus Christus sei in einer vor 27 Jahren im Jerusalemer Stadtteil Talpiot entdeckten Grabhöhle bestattet worden – an der Seite seiner angeblichen Frau Maria Magdalena und eines gemeinsamen Sohnes namens Judah gelegen. Archäologen, Wissenschaftler und Kirchenvertreter wiesen die Behauptungen der Filmemacher zurück.

Damit stellen Cameron und sein Mit-Regisseur Simcha Jacobovici grundlegende Elemente des christlichen Glaubens in Frage: dass der Sohn Gottes unverheiratet war, dass er am Kreuz starb, dass er drei Tage später wiederauferstand und dann in den Himmel auffuhr. Cameron bestritt auf einer Pressekonferenz am Montag in New York allerdings, mit seinem Film die Grundlagen des christlichen Glaubens in Frage zu stellen. Anhand von DNA-Analysen zeige der Film vielmehr „zum ersten Mal greifbare, physische Beweise“ für die Existenz Jesu und stütze dadurch die biblische Erzählung.

Der Film des „Titanic“-Regisseurs und des preisgekrönten Dokumentarfilmers stützt sich auf Analysen der Grabhöhle von Talpiot, die im März 1980 bei Bauarbeiten entdeckt wurde. In der Höhle wurden zehn steinerne Gebeinkästen (Ossuarien) gefunden, in denen zur Zeit Jesu die Überreste von Verstorbenen bestattet wurden. Unbestritten ist, dass fünf der Steinsärge Aufschriften mit Namen aus dem Neuen Testament tragen. Auf aramäisch, griechisch und hebräisch ist darauf zu lesen: „Jesus, Sohn von Joseph“, „Matthäus“, „Joseph“ und zweimal der Name „Maria“. Hinzu kommt die aramäische Inschrift „Judah, Sohn von Jesus“.

Diese Häufung der biblischen Namen könne kein Zufall sein, argumentierten Cameron und Jacobovici. Schon allein statistisch gesehen sei es kaum möglich, dass es sich nicht um Jesus’ Familie handele. Mathematikprofessor Andrey Feuerverger von der Universität Toronto unterstützte diese These. Auf der Pressekonferenz in New York sagte er, die Chancen, dass es sich um die biblische Familie handelt, lägen bei 600 zu eins.

Die beiden Filmemacher ließen zudem Überreste von Erbgut (DNA) aus dem Jesus-Sarg sowie aus dem Sarg, den sie Maria Magdalena zuordnen, von einem Speziallabor an der Lakehead-Universität in Kanada analysieren. Die Untersuchung ergab, dass beide nicht verwandt waren. Da in Grabhöhlen normalerweise Familienangehörige bestattet wurden, folgerten die Filmautoren, dass Jesus und Maria ein Ehepaar gewesen sein könnten. Judah wäre demnach ihr Sohn.

Der renommierte israelische Archäologieprofessor Amos Kloner, der das Grab vor mehr als zehn Jahren genau untersuchte, wies diese Schlussfolgerungen als völlig haltlos zurück. Die Namensgleichheit mit den wichtigsten Protagonisten des Neuen Testaments sei rein zufällig; diese Namen seien zu der damaligen Zeit „sehr beliebt und verbreitet“ gewesen. Er geht davon aus, dass die Grabkammer von Talpiot die Überreste einer wohlhabenden Familie aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert enthält. Der Experte für das Neue Testament an der Universität Leiden (Niederlande), Professor Jürgen Zangenberg, bezeichnete die Theorie ebenfalls als unrealistisch.

Die „New York Times“ zitierte am Dienstag den Harvard- Professor Lawrence E. Stager mit den Worten, dieser Fund „beutet die Idee aus, die (Dan Browns Bestseller) „Sakrileg“ in die Welt gesetzt hatte“. Die kanadische „Globe and Mail“ nannte die Entdeckung „eine unwahrscheinliche Geschichte, die einen Hollywoodfilm hergibt“.

Auch christliche Glaubensvertreter wandten sich gegen Thesen der Filmemacher. Der Dokumentarfilm sei eine Farce, sagte R. Albert Mohler vom Südlichen Baptistischen Theologischen Seminar. Das Werk sei voller „an den Haaren herbeigezogener Behauptungen“. Die griechisch-orthodoxe Kirche wies die Behauptungen ebenfalls als wenig seriös zurück. „Für uns Orthodoxe steht außer Frage, dass sich Jesus’ Grab unter der Grabeskirche in Jerusalem befindet“, sagte Kirchensprecher Timotheus Anthis, in einem Radiointerview in Athen – und natürlich sei dieses wegen der Wiederauferstehung leer.

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