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Krimi-Autor Thomas Raab im Interview

Autor Thomas Raab im Gespräch.
Autor Thomas Raab im Gespräch. ©APA
Dass er einmal den Weg des Autors einschlagen würde, war für Thomas Raab selbst eine Überraschung. "Nie hätte ich gedacht, dass Schreiben einmal mein Beruf wird", macht der Mittelschulprofessor  (für Mathematik und Sport) schlechten Schülern Hoffnung. "Ich war ein Deutsch-Wappler".

“Ich habe bis zur Matura kein einziges Buch gelesen, immer nur die Kurz-Zusammenfassungen meiner Schwester. Schreiben war bei mir immer angstbesetzt.” Und doch hat sich Raab vor ein paar Jahren hingesetzt und zu schreiben begonnen.

“Mit einem Mal konnte ich nicht mehr aufhören.” Mittlerweile ist der 1970 geborene Wiener als Lehrer karenziert und arbeitet als Freier Schriftsteller. Am Freitag wird mit “Der Metzger kommt ins Paradies” im Wiener Rabenhof sein 6. Buch präsentiert.

Thomas Raab und der Metzger

Mit der Figur des eigenwilligen Restaurators Willibald Adrian Metzger, der immer wieder in Kriminalfälle stolpert, hat Raab seit 2007 (“Der Metzger muss nachsitzen”) einen Fixstern am heimischen Krimihimmel geschaffen. “Ich kann nicht sagen, was mich da geritten hat”, so Raab, denn sein Interesse an Polizeiarbeit hält sich eigentlich in Grenzen.D ennoch wurde das Buch ein Krimi, ungeachtet der Originalitäts-Hürde, die sich seit den ersten “Brenner”-Krimis von Wolf Haas vor jedem heimischen Neuzugang auf dem Krimimarkt aufbaut. “Diese Hürde hat für mich nie existiert, denn die wäre auch viel zu hoch für mich.

Vor ihm stehe ich wie vor einem Wolkenkratzer und blicke hinauf. Wolf Haas hat uns allen in Wahrheit den Weg geebnet. Und ich glaube auch, dass ich mit ihm nicht viel gemeinsam habe – außer die beiden “A” in unseren Familiennamen.”

Metzger wurde zur Kultfigur

Im Gegenteil: Der Metzger hat wie der Brenner seine Anhänger gefunden, mittlerweile wird auch eine Fernsehverfilmung vorbereitet.

Raab, der nicht nur als Lehrer (“Ich bin froh, dass ich das rechtzeitig hinter mir lassen konnte, ehe die Routine überhandgenommen hat”), sondern auch als Musiker, Songwriter und Korrepetitor gearbeitet hat, wurde Schriftsteller und wird bei Lesungen mit bedeutend weniger Angst geplagt als bei Konzerten: “Bei einem Musiker kann ganz viel schiefgehen. Aber jeder kann ein Buch schreiben. Und jeder kann daraus vorlesen.”

Thomas Raab, der Männerversteher

“Der Metzger kommt ins Paradies” beginnt an einem “Hausmeisterstrand” an der Adria und endet in einem Netzwerk organisierter Kriminalität. “Ich wollte das Buch einmal woanders anfangen und den Metzger die Probleme mit nach Hause nehmen lassen”, sagt Raab. Die italienischen Strände mit Wiener Publikum kennt er nicht nur aus seiner eigenen Kindheit – seit er Vater zweier kleiner Töchter ist, schätzt er erneut die Unbeschwertheit eines familiären Badeurlaubs in einer Campinghütte in Bibione. Viele Gespräche mit Strandverkäufern ergaben mit gemeinsam mit Recherchen zum Thema Organhandel den handfesten Hintergrund des neuen Buches. Erstmals wollte Raab sich einem großen, internationalen Problem stellen: “Im letzten Drittel dachte ich: Schluss mit lustig!”

Obwohl er am Krimigenre schätzt, wird es nicht zwingend noch viele weitere Metzger-Krimis geben. “Ich möchte nie sagen: Das ist jetzt der letzte Metzger. Aber ich möchte ein bisschen mehr mischen können.”

Durchaus möglich, dass sein nächstes Projekt “ein rosa Buch, das am Frauenliteratur-Stapel liegt” wird. In seiner Zeit als karenzierter Vater habe er viel gesehen und erfahren, über das zu schreiben sich lohnen könnte, glaubt er. Ob er damit nicht Daniel Glattauer ins Gehege komme, der am Markt der Unterhaltungsliteratur Platzhirsch der Nische “Frauenversteher” sei? “Kein Problem”, lacht Raab. “Ich bin kein Frauenversteher. Ich bin eher der Männerversteher.”

(Interview: Wolfgang Huber-Lang/APA)

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