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Kriegsmuseum Vittorio Veneto eröffnet erneut

Nach über zwei Jahren, allerlei politischem Gezänk und einem Bürgermeisterwechsel eröffnet das "Museo della Battaglia" (Museum der Schlacht) von Vittorio Veneto am kommenden Sonntag (10. November) erneut für die Öffentlichkeit. Die APA besuchte die ausgebaute und vollständig neu gestaltete Weltkriegs-Schau im Voraus.


“Falls Sie sich wundern: Der Verwesungsgeruch gehört zur Ausstellung”, warnt Museumsdirektorin Maria Cristina Scalet noch vor Beginn der Tour. Und tatsächlich: Kaum betritt man den Raum des ersten Themenbereichs, “Leben im Schützengraben”, kitzelt ein – Gott sei Dank sehr dezent eingesetzter, süßlicher Geruch die Nase des Besuchers. Gleich hier fällt auf, dass man in dem als nationales Siegessymbol in Form von Straßen- und Platzbezeichnungen heute noch in ganz Italien präsenten Städtchen Vittorio Veneto sehr auf neue Wege der Geschichtspräsentation bemüht ist.

Die Helme italienischer, österreichisch-ungarischer und verbündeter Truppen hängen in trauriger Eintracht wie auf einem gemischten Militärfriedhof nebeneinander. Die der Einfachheit halber, wie Direktorin Scalet betont, nur auf Italienisch und Englisch verfassten Tafeln erzählen individuelle Geschichten, berichten vom spärlichen Essen, hygienischen Missständen und anderer Unbill an der Front. Die verlief zwischen November 1917 und 1918 in der Nähe des bis dahin lediglich “Vittorio” (nach der Zusammenlegung zweier Ortschaften zu Ehren des italienischen Königs im Jahr 1866, Anm.) benannten oberitalienischen Städtchens. Im November gelang den italienischen Truppen ein Durchbruch, der zur Aufgabe der bereits völlig erschöpften K.u.K.-Truppen führte.

Dem Besucher werden viele berührende Details geboten, wie der im Stil kostbarer archäologischer Kleinode präsentierten, aus Kriegsschrott liebe- und kunstvoll hergestellten Gebrauchsgegenstände, Musikinstrumente und Schmuck.

Ebenfalls hochinteressant und innovativ gestaltet ist jener Teil der Ausstellung, der sich mit der “Occupazione”, jener rund einjährigen Besatzungszeit der Stadt durch Österreich-Ungarn beschäftigt. Hier erfährt man viel über den komplizierten und schwierigen Alltag von Soldaten und ansässiger Zivilbevölkerung, die Notwendigkeit des Zusammenlebens angesichts eines bunten Gemisches von Nationalitäten, Sprachen, Kulturen, über soziale Zustände, Mangel an Nahrungsmitteln und Unterkünften, interkulturelle Liebesbeziehungen und vieles andere mehr. Über das während des italienischen Faschismus in der Zwischenkriegszeit und auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg im modernen Italien gepflegte Feindbild Österreich-Ungarn und Deutschland wird hier streng objektiv informiert und inhaltlich zur Gänze verzichtet, wie Direktorin Scalet betont.

Der alte Präsentationsraum im palastartigen ehemaligen Rathaus von Ceneda (historischer südlicher Ortsteil von Vittorio Veneto, Anm.) soll künftig weiter für Konzerte und Veranstaltungen genutzt werden. Fast die gesamte Sammlung des Museums wurde in den architektonisch schlichten Neuzubau verfrachtet. Lediglich die Waffensammlung – großteils Erbe des Privatsammlers und Ex-Kombattanten Luigi Marson – ist im alten Teil des Gebäudes verblieben.

Der Neueröffnung des Museums in Vittorio Veneto geht eine am Mittwoch beginnende Serie von Veranstaltungen – Seminaren, Konzerten, etc. – voraus. Der Militärhistoriker und Oberst i.R. Lorrenzo Cadeddu, selbst, wie er gesteht, Österreich-Fan, wird dazu den geschichtlichen Überblick liefern. An einem für Freitag geplanten Podiumsgespräch nehmen auch Repräsentanten anderer Kriegsmuseen teil, darunter jenes in Gorizia (Görz) und Kobarid (Caporetto/Karfreit, Slowenien).

Dass trotz einer trilateralen Zusammenarbeit des “Museo della Battaglia” mit dem Museums des Ersten Weltkriegs in Kobarid und dem Kaiserjägermuseum in Igls niemand aus Österreich dabei ist, erklärt die Leiterin für das Kaiserjägermuseums, Isabelle Brandauer, gegenüber der APA mit den komplex verteilten internen Zuständigkeiten involvierter Akteure wie Land, Bundesheer und Alt-Kaiserjägerclubs.

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