Die Neuzulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat in der Europäischen Union steht auf der Kippe. Bei einem Treffen nationaler Experten am Montag in Brüssel kam nach Angaben von EU-Diplomaten nicht die nötige Mehrheit zustande. Auch am Dienstag dürfte es höchstwahrscheinlich nicht zu einer Entscheidung kommen, wie nach der Sitzung verlautete. Die EU kann sich noch etwas Zeit lassen: Die aktuelle Genehmigung des Mittels läuft noch bis Ende Juni.
Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Mehrere Staaten haben noch nicht über ihre Position entschieden, wie zu hören war.
Zwölf EU-Staaten für Neuzulassung, mindestens vier dagegen
Mindestens vier Staaten wollten dem Vorschlag der EU-Kommission in seiner jetzigen Form nicht zustimmen, wie Diplomaten bestätigten. Die Brüsseler Behörde hat eine Neuzulassung bis zum Jahr 2031 vorgeschlagen. Schweden, Italien, Frankreich und die Niederlande waren am Montag nicht oder noch nicht zum Ja bereit. In den Niederlanden hatte sich das Parlament für einGlyphosat-Verbot ausgesprochen. Der zuständige Staatssekretär Martijn van Dam sicherte daraufhin zu, die Regierung wolle auf eine Vertagung der Entscheidung dringen. Es seien weitere Untersuchungen nötig, um zu klären, ob das Mittel krebserregend sei. Auch Schweden will zusätzliche Klärung.
Zwölf der 28 EU-Staaten sind nach Angaben von Diplomaten für die Neuzulassung. Einige Hauptstädte wollen sich demnach bei einer Abstimmung enthalten. Von den vier Skeptikern abgesehen sei der Rest unentschieden oder nehme eine unklare Haltung ein, hieß es.
Glyphosat: höchst umstrittener Unkrautvernichter
Ob Glyphosat eine Gefahr für den Menschen darstellt, ist umstritten. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO (IARC) hatte das Mittel vergangenen Sommer als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Im November kam die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hingegen zum Schluss, der Wirkstoff berge vermutlich keine Krebs-Bedrohung für den Menschen. Das entspricht der Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Menschen kommen mit dem Herbizid über Lebensmittel, Trinkwasser oder etwa die Arbeit in der Landwirtschaft in Kontakt.
Forscher aus 25 Ländern laufen gegen EU-Studie Sturm
Wissenschafter wiederum kritisierten besagte EU-Studie wie auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) daraufhin scharf. Knapp 100 Forscher aus 25 Ländern wandten sich als Reaktion auf die Studie in einem offenen Brief an EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis. Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der Efsa enthalte schwerwiegende Mängel, schrieben die Forscher dem Bericht zufolge. Sie sei in Teilen “wissenschaftlich unakzeptabel”, und die Ergebnisse seien “durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt”. In dem Schreiben fordern die Wissenschaftler demnach die EU-Kommission auf, bei ihren Entscheidungen “die fehlerhafte Bewertung der Efsa nicht zu beachten”. (siehe auch: “Glyphosat: harmlos oder krebserregend?”). (dpa/red)
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