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Kraft übernimmt Cadbury: 13-Mrd.-Euro-Deal im Schokoreich

Nach langem Werben ist der US-Lebensmittelriese Kraft Foods bei Cadbury am Ziel: Nach einer Aufstockung des Offerts stimmte der britische Süßwarenhersteller am Dienstag zu, für umgerechnet rund 13,5 Mrd. Euro (11,9 Mrd. Pfund) seine Selbstständigkeit nach fast 200 Jahren aufzugeben. Damit wird ein neuer Weltmarktführer bei Süßwaren entstehen.
Cadbury: Süßwarenhersteller mit langer Tradition
Die Fusion bringt Dairy-Milk-Schokolade und Trident-Kaugummi von Cadbury unter ein Dach mit Milka und Toblerone von Kraft. Der US-Konzern ist weltweit der zweitgrößte Lebensmittelhersteller nach der Schweizer Nestle.

Kraft sicherte sich das Geschäft in dramatischen Verhandlungen quasi in letzter Minute. Dienstag war der letzte Tag, an dem der US-Konzern sein Angebot nach britischem Übernahmerecht nachbessern konnte. Neben der Gesamtsumme stockte Kraft auch seinen Baranteil weiter auf und gibt im Rahmen des Geschäfts weniger Aktien aus. Letzeres gilt als Zugeständnis an Kraft-Großinvestoren wie dem Milliardär Warren Buffett, der vor einem zu großzügigen Umgang mit den Anteilsscheinen gewarnt hatte. In den Ergebnissen soll sich der Zukauf Kraft zufolge bereits 2011 positiv widerspiegeln.

Das Angebot biete den Cadbury-Aktionären einen guten Gegenwert, sagte Cadbury-Verwaltungsratschef Roger Carr. Das abschließende Kraft-Offert bewertet Cadbury den Angaben nach mit 840 Pence je Aktie. Kraft will je Aktie 500 Pence in bar sowie 0,1874 neue Kraft-Aktien bezahlen. Zudem sollen Cadbury-Aktionäre zehn Pence je Papier über eine Sonderdividende erhalten. Damit beläuft sich das Offert de facto auf 850 Pence je Papier. Cadbury-Aktien notierten bis zum Nachmittag gut drei Prozent höher bei 834 Pence. Die Aktionäre müssen bis zum 2. Februar zustimmen.

Kraft-Chefin Irene Rosenfeld hatte sich zuletzt intensiv bemüht, eine Einigung mit Cadbury über den Preis zu erreichen. Cadbury hat sich seit September, als Kraft mit einem Angebot überraschte, vehement gegen eine Übernahme gewehrt und dies mit dem zu niedrigen Kaufpreis begründet. Ursprünglich hatte Kraft 300 Pence sowie 0,2589 neue Kraft-Aktien geboten. Damals entsprach das einem Wert von 745 Pence je Aktie.

“Kraft hat ein sehr gutes Angebot vorgelegt”, sagte Analyst Graham Jones von Panmure Gordon. Der Wert von 850 Pence basiere zudem auf dem aktuellen Kraft-Aktienkurs, der angesichts des neuen Angebots sicher steigen werde, sagte er. Kraft teilte mit, für den Kauf 265 Mio. neue Aktien auszugeben. Ursprünglich wollte das US-Unternehmen 370 Mio. Stück emittieren. Cadbury-Investor Standard Life Investments kündigte an, das Offert zu unterstützen, wenngleich sie nicht ganz so hoch ausfalle wie gehofft.

Zu einem Bieterwettstreit um Cadbury ist es damit nicht gekommen. Der Schweizer Nestle-Konzern hatte klar gesagt, er werde sich nicht einschalten. Allerdings wurde bis zuletzt über Gebote von Italiens Ferrero oder dem US-Schokoladenhersteller Hershey spekuliert. Die britische Aufsichtsbehörde setzte den beiden Firmen nun eine Frist bis zum 25. Jänner, die keinesfalls verlängert werde.

Wenige Monate vor der erwarteten Parlamentswahl in Großbritannien schaltete sich auch Ministerpräsident Gordon Brown ein. “In einer Zeit, in der die Menschen um ihre Jobs bangen, sind wir natürlich entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Arbeitsplätze bei Cadbury sicher bleiben”, sagte Brown bei einer Pressekonferenz nach der Ankündigung der Milliardenübernahme. Zu Arbeitsplätzen äußerten sich die Firmen nicht. Zusammen beschäftigen sie nach heutigem Stand weltweit mehr als 144.000 Mitarbeiter und machten 2008 einen kumulierten Umsatz von rund 50 Mrd. Dollar (34,8 Mrd. Euro).

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