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Kornkreis in Bayern lockt tausende Esoterik-Anhänger an

Mit Pendel und Gitarre: Kornkreis zieht Esoterik-Anhänger an
Mit Pendel und Gitarre: Kornkreis zieht Esoterik-Anhänger an ©APA/dpa/ Hildenbrand
Raisting - Waren es Außerirdische, die uns eine Botschaft hinterlassen haben? Oder gibt es eine natürliche Erklärung für die Kornkreise in Bayern? Einige sind sicher: Außerirdische wollten den Erdenbürgern ihre Liebe zeigen. Ihre Entstehung gibt zwar bislang Rätsel auf - die in Getreidefeldern hin und wieder entdeckten Kornfelder verlieren in der Regel allerdings rasch ihre Magie.
Kornkreis in Oberbayern

Ein Kornkreis in einem Feld nahe Weilheim in Bayern zieht Esoterik-Anhänger aus dem gesamten deutschsprachigen Raum an. Tausende sind seit Bekanntwerden des Gebildes vor einer Woche nach Raisting in Oberbayern gekommen, um das aus drei Ringen bestehende Ornament mit einem Durchmesser von rund 75 Metern zu bestaunen. “Sie sangen, tanzten, spielten Gitarre, schwangen Pendel und haben im Feld übernachtet”, berichtete eine Anwohnerin der “Süddeutschen Zeitung”.

Für viele Besucher steht fest, dass der Kornkreis nicht auf natürliche Weise zustande kam. Nachdem Ballonfahrer das Gebilde vorige Woche entdeckt hatten, verbreitete sich die Botschaft über Internetforen und Sozialen Netzwerken wie Twitter wie ein Lauffeuer.

“Sie wollen uns zeigen: Wir lieben euch…”

Eine Anhängerin der Theorie, wonach Kornkreise von Außerirdischen geformt werden, sagte der Zeitung: “Das ist eine Technologie, die wir noch nicht beherrschen, sie wollen uns zeigen: Wir sind da, wir lieben euch.” Andere Besucher halten es für keinen Zufall, dass der Kornkreis nur wenige Hundert Meter von jenen Antennen der einstigen Erdfunkstelle entfernt ist, die 1969 die erste Mondlandung live in die Wohnstuben von Europas Fernsehzuschauern übertrugen.

Landwirt vermutet Studenten hinter Gebilde

Landwirt Christoph Huttner, dem das Weizenfeld gehört, versicherte der Nachrichtenagentur dpa, dass er den Kornkreis nicht angelegt habe. Von ihm stammten lediglich die üblichen Fahrgassen zur Bewirtschaftung des Feldes. Huttner vermutet, dass Studenten das Gebilde in den Acker geschnitten haben könnten. “Das ist sehr schwierig und wirklich gut gemacht”, sagte er. “Ich weiß nicht, wie die das angestellt haben. Man sieht nichts, keine Reifenspuren, überhaupt nichts.”

Auch den Besuchern des Kornkreises stellt Huttner ein gutes Zeugnis aus. “Die Leute sind sehr anständig und ziehen ihre Schuhe aus, bevor sie ins Feld gehen.” Sie hätten sogar Sammelbüchsen aufgestellt, um den Flurschaden, der ihm entsteht, zu ersetzen. “Der Schaden beträgt lediglich einige Hundert Euro”, erläuterte der Landwirt.

Foto: EPA
Foto: EPA ©Foto: EPA

Huttner weiß noch nicht, ob er den Weizen nächste Woche erntet oder den Kornkreis noch einige Zeit stehen lässt. Für die Polizei ist das kunstvolle Gebilde bisher kein Thema. “Wir mussten uns noch nicht mit dem Fall befassen”, sagte ein Sprecher in Weilheim.

Kornkreise: Ein gar nicht so rätselhaftes Phänomen

Manche glauben an den Besuch von Außerirdischen, andere an rätselhafte Naturphänomene – doch die in Getreidefeldern hin und wieder entdeckten Kornkreise sind in der Regel alles andere als rätselhaft – und verlieren bei genauerem Hinsehen recht schnell an magischer Anziehungskraft:

Berauschte Kängurus hüpften 2009 auf Feldern der australischen Insel Tasmanien herum und hinterließen dabei deutlich sichtbare geometrische Formen. Die Wallabys hatten Mohnsamen genascht, den die Farmer dort für die Pharmaindustrie anbauen. “Wir sehen Kornkreise auf den Mohnfeldern von zugedröhnten Wallabys”, erklärte damals die zuständige Generalstaatsanwältin.

Gelangweilte Teenager erregten 2003 im US-Staat Kalifornien Aufsehen. Mit Brettern drückten sie nach eigenen Angaben die Halme in einem Weizenfeld nördlich von San Francisco platt – und das mit einem Durchmesser von bis zu 50 Metern. Hunderte Schaulustige waren von weither angereist, um das Phänomen zu besichtigen.

Jura-Studenten narrten die Öffentlichkeit im Sommer 1991 und gestanden, dass rätselhafte Kreise in schleswig-holsteinischen Kornfeldern auf ihr Konto gingen. Sie hatten das Korn mit einem Stück Holz in konzentrischen Kreisen flachgelegt. Mit Stelzen waren sie in die Felder gekommen, ohne Spuren zu hinterlassen.

Spaßvögel waren in den 1980er Jahren auch in Großbritannien am Werk, wo mysteriöse Kornkreise Tausende von Beobachtern aus aller Welt anzogen. Dahinter verbargen sich jedoch weder Ufos noch “kosmische Hieroglyphen” mit übersinnlichen Botschaften, wie viele vermuteten, sondern die beiden Künstler Doug Bower und David Chorley.

(dpa/red)

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