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Korn spielten in Wien: "Zurück zu den simplen Rocksongs"

Viele Fans von Korn hat das aktuelle Album der US-Rockband verstört, wie die im Internet verbreiteten Reaktionen dokumentieren. Aber vom Industrial-Sound der unbetitelten Platte war beim Konzert am Mittwochabend im sehr vollen Wiener Gasometer wenig zu hören.

Korn spielten ihre Hits (u.a. “Blind”, “Faget”, “A.D.I.D.A.S”, Freak On A Leash”) und die eingängigsten neuen Stücke (“Evolution”, “Starting Over”). Im Interview mit der APA sagte Bassist Reginald “Fieldy” Arvizu: “Das nächste Album, glaube ich, geht wieder zurück zu den simplen Rocksongs.”

Korn haben jedenfalls im Gegensatz zu den etwa zeitgleich im Zuge der Nu-Metal-Schwemme groß gewordenen Limp Bizkit Weiterentwicklungen und Veränderungen zugelassen. Das mag polarisieren, aber zugleich das Überleben sicherstellen. “Wir experimentieren nun mal gerne”, meinte dazu “Fieldy” kurz und trocken. “Wenn manche Fans das neue Album nicht mögen, ist es mir eigentlich egal. Was soll ich dagegen tun?”

Der CD “Korn” (EMI), stimmte der Musiker zu, muss man nur etwas Zeit geben. Aber wollen sich die Leute überhaupt noch intensiv mit Platten auseinandersetzen? “Das Kaufverhalten hat sich sicherlich geändert”, meinte der Bassist. “Es werden einzelne Songs runtergeladen. Dass jemand gleich ein ganzes Album erwirbt und sich hineinhört, wird immer seltener.”

Etwas befremdet schienen viele Korn-Anhänger von Umbesetzungen innerhalb der Gruppe. “Der Wechsel war letztendlich inspirierend”, so Arvizu. “Jonathan und ich wollten nicht aufhören – und die neuen Leute haben uns kreativ beflügelt.” Live standen eben jener Jonathan Davis am Mikro und der Mann an den vier Saiten im Spotlight, begleitet von fünf präzise spielenden Mitmusikern und drei Bodyguards, die auf der Bühne standen und vermutlich aufpassten, dass niemand die Gruppe entführte.

“Korn ist ein Lebensstil”, betonte Herr “Fieldy”. “Das Artwork, die Bühnenshow, das Drumherum – das gehört alles zusammen. Man kauft keine CD, sondern ein Package. Und alle Platten, egal, in welche Richtung sie sich entwickeln, haben den typischen Korn-Sound. Dieser Sound ist unsere Trademark.”

Die Kollegen von Flyleaf, die Korn auf der “Bitch We Have A Problem Tour” begleiten, haben sich da noch weniger festgelegt. Das nun auch in Europa durchstartende, namenlose Debüt (Universal) hört sich jedenfalls poppiger an, als der Auftritt in Wien vermuten ließe. Da ließen es die Texaner um Sängerin Lacey Mosley gnadenlos krachen. Wo man Flyleaf künftig einordnen soll? “Ich mag Genre-Einteilungen generell nicht”, sagte Gitarrist Sameer Bhattacharya im APA-Gespräch.

“Man muss heute keinem Genre mehr angehören, sondern kann von allen Genres Ideen und Einflüsse kombinieren”, ergänzte Drummer James Culpepper. “Daher sind Schubladisierungen überflüssig. Wir denken beim Komponieren ja nicht krampfhaft nach, ob der Song in irgendeine Sparte passt. Der Sound ergibt sich einfach.” Wie würde sich die Gruppe selbst beschreiben? “U2, Deftones und Cranberries in einer Band, aber das trifft es auch noch nicht ganz.”

Die Mitglieder von Flyleaf sind bekennende Christen und fallen damit in die in Europa seltsam anmutende Sparte “Christenrock”. In Amerika kann das sehr positive Auswirkungen auf das Geschäft haben. “Es gibt eigene Christenrock-Stores”, berichtete Bhattacharya. “Das ist eine andere Welt. Irgendwie eigenartig – und ich weiß nicht, ob ich das überhaupt mag. Aber es gibt nun mal Christen in den Staaten, die ihre Kinder nur christliche Rockmusik hören lassen.” Wie sich der Glaube auf die Band auswirkt? “Wir wollen nicht predigen, aber Vorbilder sein. Wer unsere Lieder hört, kann aus der Musik Hoffnung schöpfen.”

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