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Koreanische Opfer fordern Entschädigung von Japan

Hunderte Südkoreaner haben in einer Demonstration vor der japanischen Botschaft in Seoul von dem Nachbarland Entschädigungen für die Verbrechen während der 35-jährigen Kolonialherrschaft (1910-45) verlangt.
Südkoreaner demonstrieren in Seoul

Die erstmalige offizielle Bitte um Entschuldigung des japanischen Ministerpräsidenten Naoto Kan ist ihrer Ansicht nach ohne materielle Entschädigung unzureichend. “Ihr habt kein Gewissen!”, rief eine 84-jährige Koreanerin, die in ein japanisches Militärbordell verschleppt worden war, bei der Kundgebung am Mittwoch.

Einige Demonstranten hatten Schilder bei sich, auf denen unter anderem “Gerechtigkeit für die Überlebenden sexueller Sklaverei!” gefordert wurde. “Die japanische Regierung muss substanzielle Reparationen bereitstellen und nicht noch mehr leeres Gerede”, verlangte Nam Young-jin, Vorsitzender von Amnesty International in Südkorea.

Während der japanischen Kolonialherrschaft wurde sogar der Gebrauch der koreanischen Sprache verboten. Zahlreiche Koreaner wurden zum Frontdienst in den Streitkräften oder zu Zwangsarbeit gezwungen; viele Frauen wurden in Militärbordellen missbraucht. Japan hatte am Dienstag erstmals direkt bei Südkorea für die “riesigen Schäden und Schmerzen” während der Kolonialherrschaft um Entschuldigung gebeten. Staatspräsident Lee Myung-bak erklärte, wichtig sei, wie Japan diese Bitte um Entschuldigung durch Taten ergänze.

Bereits 1905 hatte Japan dem koreanischen Hof einen Protektoratsvertrag aufgezwungen, 1907 wurde Kaiser Kojong entmachtet und 1910 die (seit 1392 regierende) koreanische Yi-Dynastie entthront und das Land direkt dem japanischen Reich einverleibt. In den folgenden 35 Jahren litt Korea unter einem Kolonialregime schlimmster Prägung als Rohstoffbasis und Absatzmarkt für die japanische Wirtschaft. Alle Ausbeutungs- und Unterdrückungsmaßnahmen verblassten gegenüber dem gezielten Versuch, Korea als Nation zu liquidieren. Die Politik der totalen Assimilation führte in den 1930er-Jahren zum Verbot der koreanischen Sprache im Schulunterricht; Hunderttausende wurden als Zwangsarbeiter nach Japan und in die Mandschurei verschleppt.

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