Die (fast) ganzjährige Versorgung mit frischem, heimischem Obst und Gemüse ist heutzutage selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich erscheinen Qualität und Sicherheit unserer Lebensmittel. Doch diese Selbstverständlichkeit ist nicht so selbstverständlich. Denn es gilt viele Gegensätze in der Obst- und Gemüseproduktion aufzuheben: Die Konsumenten möchten beste Qualität zu günstigen Preisen. Der Handel will die strengen Kriterien durch ein zuverlässiges System abgesichert wissen. Der Gesetzgeber pocht auf höchste Lebensmittelsicherheit. Und die Produzent:innen sollen all diese Wünsche erfüllen und das auch noch ausführlich dokumentieren. Geht sich das aus? Ja, sagt die AMA.
Aus diesem Grund setzt die AMA auf eine umweltgerechte und ressourcenschonende Landwirtschaft. Ganzheitliche Qualität braucht jedoch ein umfassendes Management über alle Produktionsbereiche. Das Qualitätssicherungssystem im Bereich Obst, Gemüse und Speiseerdäpfel, das hinter dem AMA-Gütesiegel steht, trägt den sperrigen Namen AMAG.A.P.. G.A.P. steht dabei für Gute AgrarPraxis und ist die heimische Variante des internationalen Standards GLOBALG.A.P. Die österreichische „Übersetzung“ AMAG.A.P. macht es einfacher, die notwendigen Kriterien im Blickfeld zu haben, sie praxisnah umzusetzen und sie zu kontrollieren.

Integriert und reduziert
Integrierter Pflanzenschutz ist ein zentrales Element der AMAG.A.P. Richtlinie. Pflanzenschutz ist der Schutz der Kulturpflanzen vor Schädlingen, Krankheiten und Unkräutern. Nur damit lassen sich gute Erträge bei gleichzeitig hoher Produktqualität erreichen. Integrierter Pflanzenschutz zielt vor allem darauf ab, möglichem Befall durch geeignete Maßnahmen (siehe Infokasten) bereits im Vorfeld zu begegnen. Nicht immer reichen die Vorsorgemaßnahmen aus. Dann werden im Falle des Befalls andere Wege zur Bekämpfung beschritten. Zur Verfügung stehen biologische, biotechnische, mechanische und chemische Verfahren. Erst wenn sich zeigt, dass die biologischen Maßnahmen nicht ausreichen, können chemische Pflanzenschutzmittel in möglichst geringen Mengen angewendet werden. Das alles mit Blick auf die Ökologie und die Reduktion von chemischem Pflanzenschutz.
Kontrollen
Die Kontroll-Anforderungen in einer Richtlinie zusammenzustellen ist das Eine, das Andere ist die Umsetzung dieser Voragaben vor Ort bei den Landwirten regelmäßig zu kontrollieren. Bei den Vor-Ort-Kontrollen der landwirtschaftlichen Betriebe werden neben der guten Agrarpraxis, Lebensmittelsicherheit allgemein, Lebensmittelhygiene, Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter sowie die Rückverfolgbarkeit genau überprüft. Besonders umfangreich wird die Anwendung des Integrierten Pflanzenschutzes begutachtet.

Nur mit Sachkundenachweis
Bevor Landwirte zu chemischen Pflanzenschutzmitteln, also Stoffen, deren korrekte Handhabung viel Know-how voraussetzt, greifen dürfen, brauchen sie den sogenannten Sachkundenachweis. Der ist vergleichbar mit einem Führerschein für Pflanzenschutzmittel.
Ehe sie dann konkrete Pflanzenschutz-Maßnahmen ergreifen dürfen, sind sie verpflichtet, die Pflanzen zu prüfen und die Aufzeichnungen der bei solchen Prüfungen entdeckten Schadfaktoren mit einzubeziehen. Die beschlossenen Maßnahmen müssen rückwirkend aus der Datenlage heraus nachvollziehbar sein.
Detaillierte Analysen
Ein weiterer wichtiger Kontrollbereich für Pflanzenschutzmittelrückstände ist die Laboranalyse. Mit modernen Analysengeräten ist es möglich etwa 600 unterschiedliche Wirkstoffe zu finden und nachzuweisen. Damit auch diesbezüglich alles unter Kontrolle ist, werden seit dem Jahr 2010 bei den Laboren Laborkompetenztests durchgeführt. Da die Ergebnisse von Laboranalysen eine der Grundlagen für viele und oft weitreichende Entscheidungen bilden, ist die Zuverlässigkeit der Analysenergebnisse von zentraler Bedeutung.
Mindestens einmal pro Jahr werden sogenannte „verdeckte Proben“ mit genau dotierten Wirkstoffen an die Labore zur Analyse verschickt. Aufgabe der Labors ist es, die Wirkstoffe korrekt zu analysieren. An diesen Vergleichstests nehmen auch Labore aus dem europäischen Ausland teil. Durch die allgemeine Bewertung und spezielle statistische Auswertung der Ergebnisse lassen sich die Labors gut beurteilen. Hohe Qualität, auch hier.
Bis auf zum Endverbraucher
Damit diese hohe Qualität bei den Konsument:innen ankommt, werden des Weiteren die Abpackbetriebe und die Verteilerzentren der Lebensmitteleinzelhändler geprüft. Auch sie werden einer jährlichen, ausführlichen Vor-Ort-Kontrolle durch unabhängige Kontrollstellen unterzogen. Die AMA-Marketing fungiert dabei als „Plattform“ und ermöglicht so eine Vernetzung von Qualitätssicherheit der verschiedenen Vermarktungsstufen. Flankiert werden die Kontrollen noch durch weitere stichprobenartige Überkontrollen, also die Kontrollen der Kontrollore. Damit wird die Einhaltung der Rückverfolgbarkeit „vom Feld bis auf den Tisch des Konsumenten“ lückenlos umgesetzt. Die Gegensätze lösen sich mittels ganzheitlicher Qualitätssicherung auf. Garantiert!
Zahlen:
Das AMA-Gütesiegel bei Obst, Gemüse und Erdäpfel
- 2.800 AMA-Gütesiegel-Landwirte
- 3.000 Vor-Ort-Kontrollen durch akkreditierte Kontrollstellen
- 1.200 Analysen durch zugelassene Labors
- 600 Wirkstoffe können die Labors nachweisen und messen
Maßnahmen im „Integrierten Pflanzenschutz“:
- Auswahl gesunder Sorten (standortspezifisch, krankheitsresistent)
- Ausgeglichene Pflanzenernährung
- Angemessene Standorte (Bodentyp/-struktur, Klima, Wetter)
- Ordnungsgemäße Bodenbearbeitung
- Vielseitige angepasste Fruchtfolgen (Rotationsschema, Gesundungsfrüchte)
- Auswahl der richtigen Aussaattermine
- Angepasste Aussaatstärken und Bestandsdichten
Interview:
DI Stefan Kunze, AMA Qualitätsmanager
Ist Kontrolle Ausdruck von Misstrauen?
Vertrauen entsteht nicht durch möglichst häufig wiederholte blumige Versprechungen. Vertrauen entsteht durch das Vorzeigen dessen, was tatsächlich am Betrieb geschieht.
Das sehen die Landwirte genauso?
Alle, die seriös und ehrlich am AMA-Gütesiegelprogramm teilnehmen wollen, müssen ein ganz besonderes Interesse an Transparenz und Klarheit haben. Kontrolle ist nicht nur ein Anliegen der Konsumenten. Sie entspringt ebenso dem Schutzbedürfnis aller seriösen Erzeuger, Verarbeiter und Vermarkter der Qualitätssicherungssysteme.
Und deshalb lassen sie sich gerne kontrollieren?
Kontrolle hat noch eine zweite wichtige Funktion. Sie muss Hilfestellung zur Verbesserung sein können. Der Kontrollor ist ein wichtiger Partner des Kontrollierten, der ihm hilft, die verbindlichen Regeln der Qualitätssicherungssysteme vollständig und gewissenhaft einzuhalten. So verbessern Kontrollen die Qualität der Lebensmittel.
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