Während die oberste Kirchenführung, der Heilige Synod, am Dienstag in Belgrad zu einer Dringlichkeitssitzung zusammentrat, setzte der Bischof des Kosovo, Artemije (Radosavljevic), seine verbalen Angriffe gegen die Kirchenleitung unter dem amtierenden Patriarchatsverweser, dem montenegrinischen Metropoliten Amfilohije (Radovic), fort. “Die Versuche zur Diskreditierung der Person von Artemije sind beklagenswert”, hieß es in einer Erklärung des Bischofs von Raska und Prizren.
Artemije “steht dem endgültigen Raub unseres Territoriums und der Schaffung eines Mafia- und Banditengebildes Großalbanien im Wege”, heißt es in der Erklärung. Die Belgrader Zeitung “Press” berichtete am Dienstag auf der Titelseite von einem “Skandal in der Kirchenspitze”. Artemije habe im letzten Jahr Kircheneigentum für 150.000 Euro ohne Wissen der Kirchenführung an einen Albaner verkauft, berichtete das Blatt unter Berufung auf den ihm vorliegenden Kaufvertrag. Der als glühender serbischer Nationalist auftretende Hardliner sei zudem in eine zwielichtige Baufirma verwickelt.
Im Kern geht es um die Ausrichtung der gesamten Kirche, deren teilweise unrühmliche Rolle in den Bürgerkriegen der 1990er-Jahre, die Reform der Liturgie und die Nachfolge des hochbetagten und seit fast einem Jahr im Krankenhaus liegenden Patriarchen Pavle. Bischof Artemije, der die Lage der verbliebenen serbischen Minderheit im Kosovo mit der der Juden in Hitler-Deutschland verglichen hat, widersetzte sich den Bemühungen, ihn zu einer Zusammenarbeit mit der albanischen Kosovo-Regierung und der UNESCO bei der Restaurierung mittelalterlicher serbischer Kirchen zu bewegen, die von albanischen Extremisten geschändet und zerstört worden waren.
Das Fass zum Überlaufen brachte Artemije mit der Entlassung seines Stellvertreters, des Bischofs Teodosije, der auch Abt des Klosters Decanin ist. Die 27 Mönche lehnten die Absetzung ihres Abtes einstimmig ab und verprügelten Abgesandte von Artemije, so dessen Darstellung. Doch das sei schlicht gelogen, fanden lokale Medien heraus. Die angeblich gebrochenen Knochen seien eine Erfindung Artemijes.
Der historische Sitz des serbisch-orthodoxen Patriarchats ist Pec im Kosovo. 1690 war Patriarch Arsen III. mit über einer halben Million Serben auf habsburgisches Territorium geflüchtet. Neues Zentrum der serbischen Orthodoxie wurde dann Karlowitz (Sremski Karlovci) in der heutigen Vojvodina. Im 18. Jahrhundert wurde das Patriarchat aufgelöst. 1879 erhielt die serbische Kirche vom Ökumenischen Patriarchen Joachim III. von Konstantinopel die Autokephalie verliehen, nachdem das Fürstentum Serbien unter dem späteren König Milan Obrenovic die staatliche Selbstständigkeit erlangt hatte. Nach der Gründung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen nahm 1920 der Metropolit von Belgrad und Karlowitz als Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche den Patriarchentitel an.
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