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Kommunismus weltweit: Warum Marx und Engels enttäuscht wären

Kommunismus: Wer hat die Vision von Marx, Engels und Lenin vollendet?
Kommunismus: Wer hat die Vision von Marx, Engels und Lenin vollendet? ©EPA
Es gibt nur noch eine Handvoll kommunistischer Regime auf der Welt. Alle sind von den hehren Zielen von Marx und Engels weit entfernt. Was verbindet, was trennt sie?

Vietnam in Südostasien ist eines der wenigen verbliebenen Länder weltweit mit kommunistischer Regierung. Am Donnerstag beginnt der alle fünf Jahre stattfindende Parteikongress, der die politischen Weichen für die nächsten fünf Jahre stellt.

Wie viele kommunistische Staaten gibt es noch?

Je nach Betrachtung vier oder fünf: Neben Vietnam sind es das kleine südostasiatische Nachbarland Laos, China, Kuba und eigentlich auch Nordkorea. Nordkoreas diktatorische Staatspartei hat den Kommunismus allerdings offiziell durch ihre eigene Staatsideologie (Juche – oder Autarkie) mit starkem Personenkult ersetzt. Vor dem Zerfall der Sowjetunion und der Ostblockstaaten Anfang der 1990er Jahre herrschten Kommunisten noch in weit mehr Ländern als heute.

Was verbindet die kommunistischen Regime?

Ihr Ausgangspunkt sind die Lehren der deutschen Staatstheoretiker Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895) sowie des sowjetischen Staatsgründers Lenin (1870-1924). Ziel des Kommunismus ist eigentlich die klassenlose Gesellschaft, in der alle Menschen zum Gemeinschaftseigentum beitragen und davon leben.

Wer hat die Vision von Marx, Engels und Lenin vollendet?

Niemand. Im Gegenteil: China und Vietnam fördern längst Privateigentum und -initiative, es gibt immer mehr Millionäre, und die Kluft zwischen Arm und Superreich wächst. Überall blüht die Korruption, in Kuba und Laos ist der Staat marode. Nordkorea setzt auf Militärgewalt und Atomwaffen, während das Volk hungert.

Was stellen die Länder als ihre größten Errungenschaften dar?

Kuba rühmt sein Gesundheits- und Bildungswesen, China die Erfolge seiner “sozialistischen Marktwirtschaft” und der Einheit des riesigen Landes. Vietnams Kommunisten schreiben sich die Vereinigung von Nord und Süd nach den verlustreichen Kriegen gegen Kolonialherren und Amerikaner auf die Fahnen, Nordkorea will sein Volk mit militärischer Macht beeindrucken. Laos stellt Frieden und Wiederaufbau heraus, nachdem die Amerikaner das Land im Vietnamkrieg als Rückzugsgebiet vietnamesischer Kommunisten zerbombten.

Wackeln die Regime?

Keines der Länder erlaubt freie Meinungsäußerung. Dissidenten werden überall verfolgt. Aber Aufstände sind nicht in Sicht. Laos ist dünn besiedelt, die meisten Menschen leben auf dem Land unbehelligt von der Politik. Viele Kubaner flüchten seit Jahren, setzen aber nun neue Hoffnung auf eine Öffnung durch die Annäherung an die USA. Nordkorea schüchtert sein Volk mit Abschreckung und Arbeitslagern ein. Vietnam, und China setzen auf Wachstum, was vielen Menschen die Aussicht auf materiellen Wohlstand gibt und die Unzufriedenheit in Zaum hält.

Spielen kommunistische Parteien anderswo noch eine wichtige Rolle?

Nicht wirklich. In den Ex-Sowjetrepubliken gibt es noch kommunistische Parteien oder deren Nachfolger, aber sie haben kaum politischen Einfluss. In Russland bilden die Kommunisten zwar noch die zweitgrößte Fraktion, haben aber auf absehbare Zeit keine Aussicht auf die Regierungsbildung. In Moldau, dem Nachbarland Rumäniens, sind die Kommunisten seit 2009 in der Opposition. In der Ukraine läuft seit 2014 ein Verbotsverfahren gegen die Kommunistische Partei. Im Himalaya-Staat Nepal ist die Partei des Regierungschefs dem Namen nach kommunistisch, aber sie stützt ein Mehrparteiensystem. (APA/dpa)

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