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Kommt der Bär ins Ländle?

Meister Petz sorgt im benachbarten Engadin und Südtirol für Aufsehen. „Das sind für einen Bären keine Entfernungen mehr, ich halte es für durchaus denkbar, dass der Bursche auch Vorarlberg einen Besuch abstattet“.

Landesjägermeister Dipl.-Ing. Michael Manhart schätzt die Chance für einen „Bärenbesuch“ hoch ein.

Noch ist es nicht so weit, aber in Graubünden, auf Münstertaler Seite des Ofenpasses, wurde der mächtige Braunbär schon spektakulär fotografiert – nur etwa 20 Meter entfernt von einer Touristin. Inzwischen sind die Behörden in Sorge, dass dieses „Bären-Schauen“ in einer Katastrophe enden könnte.

Im betreffenden Gebiet wurden zwar Warn- und Infotafeln aufgestellt, aber „Pabärazzi“, die am Wochenende für ausgebuchte Betten im Münstertal sorgten, verhalten sich zum Teil selbstmörderisch. „So geht das nicht mehr lange gut“, wird Engadins Jagdinspektor Georg Brosi zitiert. Damit nicht genug, im nahen Südtiroler Suldental soll ein Bär einen mächtigen Yak-Bullen von Reinhold Messner und andere Tiere geschlagen haben. Experten zweifeln jedoch.

Kein Fleischjäger

Zweifel, die auch der Vorarlberger Wildbiologe Dipl.-Ing. Hubert Schatz teilt. „Bären sind keine typischen Fleischjäger, sie ernähren sich auch von pflanzlicher Nahrung.“

Hin und wieder würden sie zwar Schafe oder Kälber nicht verschmähen, „aber beim Angebot an pflanzlicher Nahrung hat der Bär eigentlich keine Veranlassung, einen Bullen anzugreifen, der für ihn ja auch nicht ungefährlich ist.“

Sprichwörtlich ist die Vorliebe für Honig, „da haben sie eine sensationelle Technik“, weiß Landesjägermeister Manhart, der in Nordamerika schon mehrere Bärenbegegnungen in freier Wildbahn hatte und sich deshalb auch über das Verhalten des Engadiner Bären wundert. „Bären sind nachtaktiv, deshalb bekommt man sie kaum zu Gesicht. Normalerweise ziehen sie sich zurück, wenn Menschen in ihre Nähe kommen. “

Frage der Zeit

Dass der Bär ins Engadin wanderte, wundert Manhart hingegen weniger. In Kärnten/ Slowenien gibt es zahlreiche Bären. „Da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Bär einmal so weit Richtung Westen zieht. Das ist genetisch bedingt, denn Männchen werden vom Wandertrieb über große Entfernungen in andere Reviere geführt. Das verhindert Inzucht“, so Manhart.


Schweizer Braunbär soll “vergrämt” werden

Die Schweizer Forstbehörden wollen den Publikumsrummel rund um den erstmals seit 100 Jahren wieder im Alpenland aufgetauchten Braunbären beenden. Taucht Meister Petz erneut neben der Straße über den Engadiner Ofenpass auf, wird ihm eine Ladung Gummischrot auf den Pelz gebrannt. Auf Anraten von internationalen Bärenspezialisten sei eine so genannte „Vergrämungsaktion“ geplant, teilte das Amt für Jagd und Fischerei im Kanton Graubünden am Donnerstag mit.

In den vergangenen Tagen hätten sich unvorsichtige Schaulustige immer wieder „in unverantwortlicher Weise“ in die Nähe des Bären begeben. Bei der Munition handele es sich um relativ grobes Plastikschrot, laut Jagdamt ein ähnliches Material, wie es die Polizei bisweilen gegen Demonstranten einsetzt.

Ursprünglich war die Vergrämungsaktion schon für den Mittwochabend geplant. Doch es war, als ob das schlaue Tier, das letzte Woche zwecks Nahrungsbeschaffung ein Kalb gerissen hatte, etwas geahnt hätte: der Bär kreuzte nicht auf. Zuletzt war er am Montagabend in Straßennnähe auf der Südseite des Ofenpasses gesehen worden. Seither fehlen nach Behördenangaben jegliche Hinweise auf den Aufenthaltsort des Tieres.

Reinhold Messners Yak vermutlich nicht von Bären getötet

Der vor wenigen Tagen in Suldental in Südtirol getöte Yak-Stier von Reinhold Messner dürfte nicht von einem Bären angefallen worden sein. Das Tier habe sich vermutlich bei einem Absturz verletzt, hieß es am Donnerstag.

„Dass der Yak-Stier am Hals verletzt worden ist, hat nichts mit dem Braunbären zu tun“, wurde Messners Manager Paul Hanny in der Südtiroler Tageszeitung „Dolomiten“ zitiert. Der zunächst verdächtigte Braunbär aus dem Stilfser-Joch-Nationalpark sei in einen Schweizer Nationalpark abgewandert, hieß es. Dort sei er zum ersten Mal bereits am 25. Juli gesichtet worden. An allen darauf folgenden Tagen sei er von Mitarbeitern des Schweizer Nationalparks beobachtet worden. Fachleute hatten zudem Zweifel angemeldet, ob ein Braunbär überhaupt einen 450 Kilo schweren Yak angreifen würde.

Vor etwa 20 Jahren hatte Messner insgesamt 20 der asiatischen Rinder aus dem Himalaya nach Europa bringen lassen. Seither leben die Tiere in 2.800 Metern Höhe im Suldental in Südtirol. Der Stier hatte auf Grund seiner Verletzung am Hals notgeschlachtet werden müssen.

Quelle: APA


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