Die Strafe bekam er wegen des Eigenkonsums des Suchtgiftes, nicht wegen der Weitergabe an einen Wiener Promi-Schneider. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.
Dem Sänger wurde vorgeworfen, seit 15 Jahren Kokain für den Eigenkonsum bezogen zu haben, sowie seit dem Jahr 2002 etwa 20 bis 30 Mal mit einem Promi-Schneider die Droge konsumiert zu haben. Dieses wertete die Staatsanwaltschaft als Weitergabe.
Sänger kokste in kleinen Dosen
Ich nehme seit 15 Jahren Kokain. Ich bin durch die Szene dazu gekommen, berichtete Rainhard Fendrich dem Schöffensenat. Seinen Angaben zufolge hatte vor allem der Tod seiner kleinen Tochter im Jahr 1989 einen verstärkten Kokain-Konsum zur Folge. Er habe aber immer wieder Zwangspausen eingelegt, weil es mir gesundheitlich nicht gut getan hat. Zuletzt habe er das Suchtgift nicht exzessiv, dass einem die Schädeldecke wegfliegt konsumiert, verriet Fendrich: Es war eher in kleinen Dosen, dass ich arbeiten konnte.
Während der letzten Tournee hätten ihn schwere Depressionen, schwere Persönlichkeitsverrückungen geplagt. Er habe sich schließlich in psychiatrische Behandlung begeben, die nach wie vor andaure.
Fendrich, der vor Gericht einen eleganten Zweireiher und eine schicke Lesebrille trug, war Anfang April 2006 von der Polizei in einem bekannten Wiener Hotel gestört worden, wo er sich auf auf einen Auftritt vorbereitete. Er sollte am nächsten Tag in der Stadthalle ein Konzert geben. Die Beamten konfrontierten den Künstler mit den Ergebnissen monatelanger Ermittlungen in der Suchtgift-Szene, worauf Fendrich seine so genannte Kokain-Beichte ablegte: Er nannte nicht nur jene beiden Männer, die ihn seit Jahren mit Kokain versorgt haben sollen und die nun mit ihm die Anklagebank teilen. Er gab auch andere angebliche Kunden des bekannten, 59 Jahre alten Lokal-Besitzers und früheren Radiomoderators sowie des 62-jährigen kaufmännischen Angestellten preis, der in der Szene als Kleiner Ferdi populär war und ist.
Darüber hinaus habe er in zwei weiteren Wiener Lokalen manches Mal Kokain bekommen, ergänzte der Künstler nun im Großen Schwurgerichtssaal. In Mallorca, wo Fendrich sich mittlerweile hauptsächlich aufhält – er besitzt seit einiger Zeit auch die spanische Staatsbürgerschaft – sei es noch um einiges einfacher gewesen: Sein Gärtner und Zigeuner hinter dem Flughafen hätten seinen Bedarf gedeckt.
Die Polizei habe im Zuge der Einvernahme ihm gegenüber Namen genannt, die sie eh schon wussten, versicherte Fendrich. Er habe von sich aus niemanden geoutet. Man habe ihn mit Situationen und Bildern konfrontiert und ihn gefragt, ob er etwas dazu sagen könne. Er habe darauf hin unter anderem die Namen von Prominenten erwähnt, von denen ich vom Hörensagen wusste, dass sie Konsumenten sind, ohne dass ich sie dabei gesehen habe.
Fendrich betonte, er habe niemals – wie oft kolportiert – gesagt, er habe sich im Lauf der Jahre Kokain im Gegenwert eines Ferrari durch die Nase gezogen. Er habe vielmehr ein Zitat Falcos wiedergegeben. Dieser soll laut Fendrich bemerkt haben, als er ein Mal mitansah, wie ein geparkter Ferrari abgeschleppt wurde: Das kann mir net passieren! Mein Ferrari parkt in meiner Nasn!
Mittlerweile sei er clean, versicherte die Austropop-Ikone. Dazu hätte es offensichtlich der polizeilichen Einvernahme bedurft: Ich war nicht in der Lage, aus eigenen Stücken von der droge loszukommen
Von Jeans, Viagra und dem rosaroten Panter
Jener mittlerweile in die Insolvenz geschlitterte Schneider, der seinen Angaben zufolge in den vergangenen vier Jahren von Rainhard Fendrich 20 bis 30 Mal Kokain bekommen hatte, blieb im Zeugenstand bei dieser Aussage. Allerdings hatte der Mann bei seinen ersten polizeilichen Einvernahmen den Namen des Austropoppers nie erwähnt und Fendrich erst am 5. September im Zuge einer Befragung durch die U-Richterin dahingehend belastet.
Für Fendrich handelt es sich dabei um einen Racheakt, wie er im Großen Schwurgerichtssaal ausführte: Er wollte mit mir eine Modelinie aufziehen. Mit rumänischen Jeans. Ich habe versucht ihm klar zu machen, dass man mit rumänischen Jeans nicht in den Modehimmel vordringen wird.
Der Schneider sei ihm zu Beginn sehr dienlich gewesen, erläuterte der Sänger: Er hat mir meine Anzüge gemacht. Doch die Qualität der Bühnengarderobe habe im weiteren Verlauf stark nachgelassen: Wenn einem auf der Bühne der Ärmel runter geht, ist das nicht lustig. Das anfänglich freundschaftliche Verhältnis dürfte sich somit eingetrübt haben.
Der kleine Fredi, der Fendrich laut Anklage seit eineinhalb Jahrzehnten mit Kokain versorgt haben soll, offenbarte dem Gericht, er habe dem Künstler maximal 200 Gramm verkauft. Ein Ferrari wird dabei nicht rauskommen. Sonst hätte Fendrich Tag und Nacht mit einer vollen Nase herumlaufen müssen und hätte seine Karriere auf Kokain aufgebaut, stellte dazu der Verteidiger des 62-Jährigen, Wolfgang Mekis, fest.
Zuletzt habe er heuer 100 Gramm erworben, wovon die Hälfte für Fendrich vorgesehen gewesen sei, behauptete der kleine Fredi: Die Qualität war gut. Der Herr Fendrich hat gesagt, es hat ihm geschmeckt. Der Sänger wies diese Darstellung als an den Haaren herbeigezogen zurück. Dem ebenfalls mitangeklagten Lokal-Besitzer Anfang 2006 Suchtgift überlassen zu haben, stellte der 62-Jährige in Abrede: Ich kann mir nur vorstellen, dass ich ihm ein Viagra übergeben habe.
Seine eigenen beiden Bezugsquellen beschrieb der kleine Fredi wie folgt: Der eine habe ausgeschaut wie der rosarote Panter. Rote Haare, schlaksig, er hat sich auch so bewegt. Zum anderen bemerkte er lapidar: Ich glaub, der ist gstorbn.
Der Lokal-Betreiber betonte, Fendrich niemals Kokain gekauft zu haben: Ich habe es ihm besorgt und ihm zum selben Preis weiter gegeben. Er ließ sich dann allerdings von Richter Walter Stockhammer überzeugen, dass dies durchaus als ein Art Verkaufen angesehen werden kann. Die gesamte Menge, die derart den Besitzer wechselte, bezifferte der 59-jährige Gastronom mit 20 bis 25 Gramm. Sein Verhältnis zu Fendrich nannte er eine Suchtgiftfreundschaft. Er selbst habe in Folge einer Krebserkrankung verstärkt gekokst. Fendrich habe ihm ein Mal erklärt: In Mallorca gibts mehr Kokain als Parkplätze.
Der Prozess wird am frühen Nachmittag zu Ende gehen.
Bat Mitarbeiter und Kinder um Entschuldigung
Die Urteile im Suchtgift-Prozess gegen Rainhard Fendrich und die beiden mitangeklagten Männer werden ab 14.00 Uhr verkündet. Das gab Richter Walter Stockhammer nach den Schlussvorträgen des Staatsanwalts und der Verteidiger sowie den abschließenden Statements der Angeklagten bekannt.
Bei dieser Gelegenheit gab Fendrich eine umfassende Entschuldigung ab: Ich möchte mich bei allen entschuldigen, die unter mir gelitten haben. Ich habe geglaubt, ich habe diese Droge im Griff. Das Gegenteil war der Fall. Meine Persönlichkeit hat sich verändert. Das tut mir Leid für jene, die mit mir gearbeitet haben. Und vor allem für meine Kinder.
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