Könnte das "Wiener Modell" die EU-Wohnraumkrise lösen?

Eine fünfköpfige Delegation des EU-Parlaments hat drei Tage Wien besucht und sich den Wohnungsmarkt vor Ort genauer angesehen. Im Dezember 2024 hatte das EU-Parlament die Einsetzung eines einjährigen Sonderausschusses zur Wohnraumkrise beschlossen, der Lösungen erarbeiten soll. Das "Wiener Modell" sei von vielen als Vorbild genannt worden, sagte die Sonderausschuss-Vorsitzende Irene Tinagli am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.
Wiener Wohnungsmarkt für andere Städte "schwierig zu imitieren"
Die Stadt Wien besitzt über 220.000 Gemeindewohnungen, es gibt zusätzlich Hunderttausende Genossenschaftswohnungen und viele Altbauwohnungen mit regulierten Mieten. Die zahlreichen Gemeinde-, Genossenschafts- und Altbauwohnungen haben laut Immobilienexperten einen gewissen dämpfenden Effekt auf die freien Mieten in Neubauten. Der Wiener Wohnungsmarkt sei "schwierig zu imitieren" für andere Städte in Europa, sagte die Sonderausschuss-Vorsitzende. Europäische Städte könnten sich aber von den wohnbaurechtlichen "Rahmenbedingungen" in Wien inspirieren lassen. Im Fokus des Besuchs standen vor allem "Best Practices". Als Probleme in Wien seien in Gesprächen die steigenden Baukosten und der Mangel an Bauland angesprochen worden.
Seestadt Aspern und Karl-Marx-Hof als Vorzeigebeispiele
Mitglied der Delegation war auch EU-Parlamentarier Andreas Schieder (SPÖ). Am Montag stand ein Treffen mit Vizekanzler und Wohnbauminister Andreas Babler und der Wiener Vizebürgermeisterin und Wohn-Stadträtin Kathrin Gaál (beide SPÖ) auf dem Programm. Weiters besichtigte die Delegation das Nordbahnviertel. Am Dienstag gab es einen Austausch mit Mitgliedern des parlamentarischen Bauten- und Wohnausschusses. Auf der Agenda stand noch ein Besuch der Seestadt Aspern im 22. Wiener Gemeindebezirk und des Karl-Marx-Hofes im 19. Bezirk als historisches Wohnbaubeispiel der 1920er-Jahre.
Spekulanten und Kurzzeitvermietungen belasten europäischen Immobilienmarkt
Steigende Mieten und Wohnraumknappheit beschäftigen die Politik in Europa schon seit Jahren. Zwischen 2015 und 2023 sind laut Eurostat die Hauspreise in der EU im Durchschnitt um 47 Prozent gestiegen, in Österreich um 63,9 Prozent. Hauptfaktoren für diesen Preisanstieg seien steigende Baukosten, höhere Hypothekenzinsen, eine rückläufige Bautätigkeit, die das Angebot verknappt, sowie der wachsende Trend, Immobilien als Kapitalanlage zu erwerben, heißt es in einer Unterlage des EU-Parlaments. Auch Mietwohnungen wurden in der EU deutlich teurer. Zwischen 2010 und 2022 stiegen die Mieten im Durchschnitt um 18 Prozent. Eine Ursache dafür sei der Anstieg der Kurzzeitvermietungen, durch die Immobilien dem regulären Mietmarkt entzogen wurden. Die Wohnraumkrise sei ein "sehr komplexes Problem", sagte die Sonderausschuss-Vorsitzende. "Es gibt keine 'silver bullet'. Ich wünschte es, gäbe ein Rezept."
(APA/Red)
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