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Knochenjob im wahrsten Sinn

Dornbirn (VN-MM) „Normalerweise sollte ich jetzt eine Familie und ein Haus haben“, sinniert Mike Saretzki.

Stattdessen treibt sich der 31-Jährige immer noch lieber in der Jugendszene herum. Vor allem die Hip-Hop-Kultur hat es ihm angetan. Und wie. Denn Saretzki ist nicht nur leidenschaftlicher Break- und Streetdancer, sondern bildet höchst erfolgreich auch den Nachwuchs im Dreiländereck aus. Erst kürzlich eroberten seine „Floor Rock Kidz“ den internationalen Schweizer Meistertitel und eine Gruppe qualifizierte sich für die diese Woche beginnende Hip-Hop-WM in Las Vegas. Doch aus der Reise wird nichts. Satte 22.000 Euro würde das Unternehmen kosten. „Zu teuer“, bedauert Mike Saretzki

Hochleistungssport

Unsereinem schmerzen angesichts der akrobatischen Übungen auf hartem Untergrund beim bloßen Zusehen sämtliche Knochen. Aber Mike Saretzki beruhigt zartbesaitete Gemüter: „Es tut nur am Anfang weh.“ Wenn er bei Break- und Streetdance von Hochleistungssport redet, glaubt man ihm das schon eher. Nicht umsonst ist seine Gruppe seit einem Jahr offiziell ein Sportverein und Mitglied des österreichischen Sportverbandes. „Es war das Beste, das uns passieren konnte“, sagt Saretzki. Dank Sportförderung gehen sich jetzt mehr Auftritte aus. Und das kommt auch der Leistung zugute. „Meine Jungs und Mädels sind um 500 Prozent besser geworden“, schwärmt der zweifache Breakdance-Weltmeister. Begonnen hat alles vor 13 Jahren in einer Disco. Dort sah Mike Saretzki ein paar Breakdancer. Die Vorführung beeindruckte den jungen Mann so sehr, dass er gleich am nächsten Tag mit dem Üben anfing. „Ich musste mir viel selbst beibringen, weil es damals kaum etwas gab, an das man sich halten konnte“, erzählt er. Filme wie „Flashdance“ waren praktisch die einzigen Vorlagen. Inzwischen hat sich das gründlich geändert. In Japan gibt es eine Universität, an der man Hip-Hop, und was damit zusammenhängt, sogar studieren kann.

Hartes Training

Mike Saretzki gründete vor fünf Jahren in Dornbirn die „Floor Rock Kidz Dance School und Academy“. Der jüngste Schüler ist vier, die älteste Schülerin vierzig. „Breakdance ist eigentlich Allgemeinsport“, merkt der Tanzlehrer an. Wer an die Spitze will, muss jedoch hart trainieren. „Und Breakdance leben“, sagt Saretzki. Manche seiner Schützlinge nahmen das zu ernst und vernachlässigten sogar die Schule. Glücklicherweise hätten die Eltern alles wieder in rechte Bahnen gelenkt. Dafür gibt es kaum Aggressionen unter den Jugendlichen. Die würden nämlich ganz einfach herausgetanzt.

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