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Knaus und Tochter wollen für "Wunder Europa" begeistern

Die Demokratie in Europa ist so bedroht wie seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr. Die EU verliert an Zustimmung, Wohlstand und Friede sind scheinbar selbstverständlich. In ihrem Buch "Welches Europa brauchen wir?" liefern der Politikexperte Gerald Knaus und seine Tochter Francesca eindrucksvolle Geschichten, um wieder mehr Menschen für das "politische Wunder" Europa zu begeistern.

Europa habe viel zu bieten. "Wir haben ein Instrument geschaffen, dass uns Sicherheit und Wohlstand gibt, wir müssen es jetzt nur verteidigen und ausdehnen. Die Voraussetzung dafür ist, daran zu glauben", betont Francesca Knaus im Interview mit der APA anlässlich der Buchpräsentation in Wien. Die 25-Jährige will hier vor allem ihre eigene Generation motivieren.

Tendenziell schwindet allerdings die Zustimmung zur EU und der Glaube an das Projekt Europa generell. Da ist einerseits das Erstarken rechter Parteien, die gegen Brüssel wettern. Und andererseits die "Gefahr von außen durch Russland und (seinen Präsidenten Wladimir) Putin sowie ein Wegbrechen der Unterstützung der USA", erklärt Gerald Knaus im APA-Gespräch.

Europa als "Arsenal der Demokratie"

Gerade jetzt müsse Europa deshalb das "Arsenal der Demokratie sein", appelliert Knaus, der in den vergangenen Jahren durch seine Expertise und Forschung im Bereich Flucht und Migration bekannt wurde. "Derzeit kämpfen die Ukrainer für uns alleine gegen eine gemeinsame Gefahr."

Die Ukraine und die Verteidigung der europäischen Werte gegenüber Russland ist für den Gründungsdirektor der Denkfabrik European Stability Initiative (ESI) und seine Tochter ein zentraler Punkt. "Die Ukraine ist unsere Sicherheitsgarantie", so Francesca Knaus. "So lange die Ukraine stark ist und das Land verteidigt wird, sind wir sicher." Am Ausgang des Ukraine-Kriegs sowie der Glaubwürdigkeit der Abschreckung in den baltischen Staaten - das Baltikum sehen die beiden Autoren als "Symbol bedrohter Freiheit" - entscheide sich, wie sicher Europa sein werde.

Stabilität und Friede als stärkstes Argument für EU

Dass es sich lohnt, für ein freies, demokratisches Europa zu kämpfen, steht für Gerald und Francesca Knaus außer Zweifel. Das nach wie vor stärkste Argument dafür sei die Sicherheit und Stabilität. Denn jedes europäische Land, das nicht Mitglied von EU, Schengen oder NATO wurde und dem es nach dem Ende des Kalten Krieges nicht gelang, diesen beiden Verbünden schnell genug beizutreten, erlebte auf seinem Territorium Krieg, Repression oder Gewalt.

Dieser Blick auf Europa werde viel zu sehr vernachlässigt. Ebenso wie unzählige andere inspirierende und beeindruckende Geschichten, die die beiden Autoren in ihrem Buch erzählen. Es geht vor allem um Personen, die die Geschichte der Europäischen Gemeinschaft maßgeblich mitgeprägt haben oder europäische Werte verteidig(t)en. Einer breiten Öffentlichkeit sind diese Menschen bisher aber wenig bekannt.

"Müssen jenen zuhören, die sich für europäische Werte einsetzen"

"Wenn wir aber die Geschichten nicht kennen, sie nicht erzählt werden, wissen wir nicht, wofür es sich lohnt zu kämpfen und was wir eigentlich zu verlieren haben", sagt Francesca Knaus. "Wir können daraus Hoffnung schöpfen." Und: Man müsse jenen zuhören, die sich für europäische Werte einsetzen, dafür kämpfen, teilweise sogar ihr Leben riskieren - nicht nur in der Ukraine, auch in der Republik Moldau oder Georgien. Daraus schöpften auch sie trotz der aktuellen politischen Weltlage Mut, sagen Vater und Tochter. Denn: "Wenn diese Menschen den Mut nicht verlieren, dürfen wir ihn auch nicht verlieren."

(SERVICE: "Welches Europa brauchen wir? Ein politisches Wunder und wie wir es vor seinen Feinden schützen", Piper Verlag, 448 Seiten. EAN: 978-3-492-07217-5.)

(APA)

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