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Knappes Gut: "Leistbar" wohnen

Schwarzach - Verhindern, dass Wohnbaukosten erneut in die Höhe schnellen – das ist laut Klaus Lugger die zentrale vor den gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen liegende Herausforderung.

Der Aufsichtsratschef der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft Österreichs weiß dass Wohnungen nicht nur zu teuer, sondern auch Mangelware zu werden drohen.

Lugger hatte dies vor wenigen Tagen in Wien mit zunehmenden Energiekosten, öffentlichen Abgaben in den Betriebskosten, steigenden Zinsen, immer höheren ökologischen Standards bzw. der höheren Lebenserwartung, ungebrochener Zuwanderung und neuen Lebensformen (Stichworte Single, Patchwork-Familie, . . .) begründet. Auch die Chefs der drei Vorarlberger Gemeinnützigen, Hans-Peter Lorenz (Vogewosi), Erich Mayer (Wohnbauselbsthilfe) und Wilhelm Muzyczyn (Alpenländische) bestätigten auf Anfrage, dass es z. B. fast die „Quadratur des Kreises“ bedeute, vom Land einerseits für alle ab Jänner 2007 errichteten Wohnanlagen Passivhausstandard vorgeschrieben zu bekommen, im Gegenzug aber einen um maximal 100 Euro höheren Quadratmeterpreis (1700 statt 1600 Euro) verrechnen zu dürfen (um wohnbauförderwürdig zu bleiben). „Ein Passivhaus kommt Minimum 10 Prozent teurer in der Errichtung als Häuser nach bisherigen, schon durchaus ehrgeizigen Maßstäben“ (Mayer). Da bleibe als „Notbremse“ praktisch nur, die Ausstattungsstandards abzusenken.

Verschärfend kommt hinzu, dass z. B. das Land Vorarlberg im Jahr nur ca. 300 Wohnungen solcher gemeinnütziger Anbieter fördert – der Bedarf wird von Experten übereinstimmend mit 450, eher sogar mit 500 solcher Wohnungen beziffert. Laut denselben Experten gibt es zwei Hauptgründe, warum man das Angebot trotzdem knapp hält: Zum einen sind vor allem kleine Gemeinden oft gar nicht erpicht, die auf „leistbares Wohnen“ bitter angewiesene Klientel in ihre Gemarkungen aufzunehmen – aber wo Bürgermeister keinen Bedarf melden, wird auch kein Vogewosi- oder Wohnbauselbsthilfe-Projekt betrieben. Zum anderen beknien die nicht gemeinnützigen Wohnbauträger das Land, das Angebot der Gemeinnützigen „nicht ausufern“ zu lassen – auch einleuchtend, denn jede Nachfrage, die mit Alpenländische- oder Vogewosi-Wohnungen abgedeckt wird, schmälert das potenzielle Geschäft der privaten Wohnbauträger.

Dr. Hans-Peter Lorenz rechnete gestern vor, dass der „Passivhaus-Effekt“ die Miete für den Quadratmeter Nutzfläche im Schnitt von 5 auf 5,50 Euro, inkl. Betriebskosten von 7,20 auf 7,80 Euro treiben wird. „Wer das nicht tragen kann, kriegt es per Wohnbeihilfe abgefedert“, tröstete der Vogewosi-Chef. Wohnbauselbsthilfe-Boss Dipl.-Vw. Mayer appelliert ans Land, die bisherigen 1600 Euro/m2 um 200 statt 100 Euro übersteigen zu dürfen, um Passivhaus-Standard ohne anderweitige Qualitätsabstriche umsetzen zu können. Auch Ing. Muzyczyn gibt zu bedenken, dass es „unterschiedliche Quadratmeterkosten bedeutet, ob ich irgendwo in Wien 400 oder 500 Wohnungen in eine Verbauung quetschen kann, oder ob ich mitten in Schlins 10 bis 12 Einheiten in perfekter Abstimmung mit dem gewachsenen Ortskern realisieren soll“. Auch die Grundstückspreise würden in Vorarlberg wieder deutlich anziehen, so wie die Baupreise selbst, nachdem sie einige Zeit auf der Stelle getreten waren.

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