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Kloiber und Ebner bald 150 Tage in Händen der Al-Kaida - Chronologie

Am Sonntag werden die Halleiner Andrea Kloiber (43) und Wolfgang Ebner (51) bereits 150 Tage in Geiselhaft der "Al-Kaida im Islamischen Maghreb" sein. Zum Vergleich: Die Geiselnahme von Schweizer und deutschen Touristen in der Sahara im Jahre 2003 dauerte 177 Tage.

Damals soll ein Lösegeld von fünf Millionen Euro gezahlt worden sein. Im Folgenden eine Chronologie der Ereignisse: 18. Februar: Die Salzburger Individualtouristen Ebner und Kloiber, zuletzt im Süden Tunesiens auf Wüstentour unterwegs, werden als vermisst gemeldet. 22. Februar: Laut späterer Audiobotschaft der Entführer ist dies der Tag der Entführung des Touristenpaares aus der Grenzregion zu Algerien.

In der Folge werden die beiden offenbar über Algerien nach Mali verschleppt. Eine algerische Zeitung konkretisiert den Ort der Entführung später mit der Gegend um die touristisch interessanten alten Wohnhöhlen von Matmata. 10. März 2008: Die Al-Kaida im Islamischen Maghreb, Nachfolgeorganisation der algerischen Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC), gibt in einer vom TV-Sender Al Jazeera veröffentlichten Audiobotschaft bekannt, dass sich die zwei österreichischen Touristen in ihrer Gewalt befinden. Das Wiener Außenministerium richtet einen Krisenstab ein. 11. März: In einer zweiten Botschaft gibt der der nordafrikanische Zweig des internationalen Terrornetzwerkes Al-Kaida die – korrekten – Passdaten der Geiseln bekannt. Die Mitteilung und sechs zum Teil verfremdete Fotos von Kloiber und Ebner werden über das in Washington ansässige SITE-Institut, das Veröffentlichungen von Terrororganisationen untersucht, bekannt. 13. März: Per Internet stellen die Entführer erstmals konkrete Forderungen: Gegen die Freilassung aller in Tunesien und Algerien inhaftierten Mitglieder der Al-Kaida im Islamischen Maghreb würden Kloiber und Ebner freikommen. Den österreichischen Behörden wird eine Frist von drei Tagen gesetzt. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) lehnt “Verhandlungen mit Terroristen” prompt ab. Auch Außenministerin Ursula Plassnik betont: “Wir sind nicht erpressbar.” 14. März: Gusenbauer telefoniert mit Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi, wie das libysche Außenamt mitteilt. Anfang März hatte Tripolis die Freilassung von 50 malischen Soldaten aus Tuareg-Gefangenschaft vermittelt.

Gaddafis Sohn Saif al-Islam ist Vorsitzender der Gaddafi-Stiftung für Entwicklung, die sich wiederholt erfolgreich für die Befreiung von Geiseln aus der Gewalt von Terroristen eingesetzt hat. 16. März: Die Geiselnehmer und die Entführten halten sich nach Angaben des malischen Militärs in der Region Kidal im Norden Malis auf. Der frühere österreichische Botschafter Anton Prohaska reist in die Region. Der erfahrene Diplomat leitet daraufhin als Sondergesandter von der malischen Hauptstadt Bamako aus die Vermittlungsversuche. Am gleichen Tag verlängern die Kidnapper das Ultimatum bis zum 24. März. Medien berichten von einer Lösegeldforderung in Höhe von fünf Millionen Euro. Außerdem sollen die Entführer die Freilassung von zehn islamistischen Anführern aus tunesischen und algerischen Gefängnissen gefordert haben. 22. März: Acht Tote und 33 entführte Militärs sind die Bilanz gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen der malischen Armee und Tuareg-Rebellen im Norden Malis. 24. März: Auch die zweite Frist verstreicht. Die Entführer der beiden Salzburger verlängern ihr Ultimatum nach Angaben des SITE-Instituts bis 6. April. Das Wiener Außenamt bestätigt dies nicht. 26. März: Neuerliche bewaffnete Zusammenstöße zwischen malischen Soldaten und einer bewaffneten Gruppe von Tuareg in Nord-Mali.

Anfang April: Laut SITE fordert die Al-Kaida im Islamischen Maghreb die Freilassung des wegen islamistischer Drohvideos verurteilten Wiener Ehepaars. Außerdem verlangen die Entführer demnach den Abzug der vier österreichischen Bundesheer-Soldaten, die im Rahmen der Friedenstruppe ISAF in Afghanistan eingesetzt sind. Regionale Medien berichten etwa zur selben Zeit, ein Vermittler in der Geisel-Affäre sei erschossen worden.

4. April: Waffenstillstand zwischen Regierung von Mali und Tuareg-Rebellen.

6. April: Das kolportierte dritte Ultimatum verstreicht.

30. Mai: Die Geiselhaft der beiden Salzburger dauert bereits 100 Tage.

Anfang Juni: Außenministerin Plassnik reist in die Region. Mit der zunächst geheim gehaltenen und nur wenige Stunden dauernden Visite in Algerien und Mali wollte sie “durch persönliche Gespräche auf höchster Ebene die Wichtigkeit dieses österreichischen Anliegens neuerlich unterstreichen”, so Plassnik. Laut der algerischen Zeitung “Liberté” richtete die Außenministerin ein Hilfsgesuch an Algeriens Präsident Abdelaziz Bouteflika.

6. Juni: Satelliten-Telefonat Ebners mit Verwandten in englischer Sprache. Das Außenministerium bestätigt später ein Telefon-Gespräch und nennt es ein “unzweideutiges Lebenszeichen”. Es folgen Medienberichte über einen möglicherweise dramatischen Gesundheitszustand von Ebner, was das Außenamt aber nicht bestätigt.

28. Juni: In der algerischen Hauptstadt Algier findet ein Treffen zwischen Vertretern der Tuareg-Rebellen und der malischen Regierung statt. Die Verhandlungen sollen zu einer Wiederaufnahme des Friedensprozesses führen.

1. Juli: Die “New York Times” veröffentlicht ein Interview mit dem Kopf der Al-Kaida im Islamischen Maghreb, Abdelmalek Droukdel. Darin brüstet sich Droukdel unter anderem mit der Entführung der Österreicher und verspricht eine Ausweitung des Jihad (Heiliger Krieg) in der Region.

20. Juli: Kloiber und Ebner befinden sich höchstwahrscheinlich seit nunmehr 150 Tagen in den Händen ihrer Entführer.

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