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Klima-Experiment im Vorderwald

Die TeilnehmerInnen von „Paris – Vorderwald“ haben politische Empfehlungen formuliert, um des Erreichen der Pariser Klimaziele im ländlichen Raum zu ermöglichen.
Die TeilnehmerInnen von „Paris – Vorderwald“ haben politische Empfehlungen formuliert, um des Erreichen der Pariser Klimaziele im ländlichen Raum zu ermöglichen. ©VLK/Micheli
14 Haushalte im Bregenzerwald mit 64 Personen haben im Mai vier Wochen lang probiert, den in Paris von der Staatengemeinschaft beschlossenen Klimazielen möglichst nah zu kommen.

Bei der Schlussveranstaltung am Dienstagabend in Dornbirn zogen die Verantwortlichen eine positive Bilanz – man ist dem Ziel sehr nahe gekommen.

Um die Treibhausgasemissionen der Haushalte zu messen, wurde eine App auf Grundlage der Methode „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ entwickelt und verwendet. Die 100 Punkte repräsentieren das Treibhausgasbudget, das jeder Mensch pro Tag nach den Pariser Klimazielen verursachen darf. Derzeit sind es im Schnitt 450 Punkte, die ein Bürger in Österreich verantwortet. Die Teilnehmer starteten ihr Experiment mit einem Schnitt von 168 Punkten. Im Laufe der vier Wochen sparten sie nochmal im Schnitt 30 Punkte ein und kamen mit 138 Punkten schon sehr nah an die 100 Punkte. Ein paar wenige schafften es auch. Die Rückmeldung war großteils: „Das ist kein Verlust von Lebensqualität, ganz im Gegenteil, das hat mir neue Horizonte eröffnet. Ich kann mir das sehr gut dauerhaft vorstellen.“

Die Teilnehmer ließen Autos stehen und fuhren mit dem Rad oder Bus, sie testeten E-Bikes und E-Autos, genauso wie Gemüsekiste und regionales Fleischpaket, tauschten Leuchtmittel in effiziente Leuchtmittel, ließen sich beraten zu Stromeinsparung, Sanierung und PV-Anlagen, pflanzten Tannen, testeten Carsharing, erweiterten Gemüsegärten, probierten verpackungsfrei, secondhand und Regionales einkaufen, veränderten ihre Urlaubspläne und -ziele, machten mehr Homeoffice, reparierten im Reparaturcafe, ….

Probleme aufgezeigt

Es gab aber auch ganz klare Grenzen. Einhellige Meinung der TeilnehmerInnen: „Mit Kindern und ohne Auto ist das kaum zu schaffen. Dazu sind die Wege zu weit und der ÖPNV nicht ausreichend.“ Alternativen sind hier Elektroautos und Carsharing – das Carsharingauto müsste aber unbedingt in fußläufiger Entfernung vorhanden sein. Die Alternative, Wege mit dem E-Bike statt mit dem Auto zurückzulegen, nahmen viele Teilnehmer wahr. Allerdings ist hier eine klare Empfehlung an die Verantwortlichen, mehr Radwege und damit auch mehr Sicherheit zu schaffen.

Eine weitere Konfliktsituation mehrerer Teilnehmer: Der Einkauf biologischer und regionaler Lebensmittel mit dem Fahrrad oder zu Fuß im heimischen Dorfladen ist oft mangels Angebot nicht möglich. Die Alternative wäre, weitere Anfahrtswege in Kauf zu nehmen – das widerspricht der Einstellung vieler Haushalte. Und so manchen Teilnehmer hat in Erstaunen versetzt, dass sich auch das Pendeln mit dem Bus über längere Strecken sichtbar in der Klimabilanz niederschlägt. Ein gut besetzter Bus ist zwar deutlich klimafreundlicher als das fossil betriebene Auto, aber umweltfreundlichere Antriebe der Busflotte könnten hier die Bilanzen ein gutes Stück voranbringen.

Die Teilnehmer von „Paris – Vorderwald“ haben politische Empfehlungen formuliert, um des Erreichen der Pariser Klimaziele im ländlichen Raum zu ermöglichen. Diese Empfehlungen wurden bei der Abschlussveranstaltung mit den politisch Verantwortlichen diskutiert.

Infos zu „Paris – Vorderwald“:

  • Klimaziel von Paris: die Treibhausgasemissionen müssen bis 2050 auf null reduziert werden. Damit soll die Erderwärmung auf unter 2 °C gehalten werden.
  • Weitere Infos www.energieregion-vorderwald.at und www.eingutertag.org.
  • Zum Selber Ausprobieren: App „Ein guter Tag hat 100 Punkte“ kostenfrei im playstore und appstore erhältlich
  • Das Projekt „Paris – Vorderwald“ ist ein Pilotprojekt der acht Gemeinden der Energieregion Vorderwald, unterstützt durch den Klima- und Energiefonds und das Land Vorarlberg. Projektpartner ist Kairos aus Bregenz. Begleitet wird das Projekt von der Energieautonomie Vorarlberg, der Illwerke VKW Gruppe und vom Energieinstitut Vorarlberg.

(red)

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