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Kleine, gut gehende Dichterei: Autor Heinz R. Unger wird 70

Hereinspaziert! Das ist der Eingang zu einer kleinen, aber gut gehenden Dichterei. Besucher und Anregungen willkommen!" So freundlich und zuvorkommend, wie Heinz Rudolf Unger die Besucher seiner Homepage empfängt, ist er auch im wirklichen Leben.

Dabei sollte man keineswegs dem Irrtum aufsitzen, der Wiener Dichter, Dramatiker und Schriftsteller sei ein unpolitischer Hedonist. “Writing Is Fighting”, heißt es auf seiner Website, und dieses Motto hat der Autor von Theaterstücken wie “Zwölfeläuten” und Liedtexter der “Schmetterlinge” (“Proletenpassion”) stets gelebt. Am kommenden Donnerstag (7. August) wird Unger 70.

Heinz Rudolf Unger wurde 1938 in Wien geboren. Er war zunächst als Schriftsetzer, danach als Verlagshersteller, Werbetexter und Journalist tätig. Seit 1969 ist er freischaffender Schriftsteller, sein Oeuvre umfasst alle Sparten, vom Roman bis zum Kinderbuch, Lyrik und Dramatik, Drehbücher und Hörspiele, Lieder und Libretti. “Ungers Werke vereinen das, was ihn auszeichnet – Poesie, politisch Eindeutiges und Humor”, würdigte ihn Laudator Fritz Wendl 2004 anlässlich der Verleihung des “Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien”. Neben Wien ist Griechenland, das er u.a. als Schauplatz seines ersten Romans “Karneval der Götter” (1999) gewählt hat, sein bevorzugter Aufenthaltsort.

Erste Erfolge feierte Heinz R. Unger als Texter pointierter politischer Lieder für die Gruppe “Schmetterlinge”, deren im Rahmen der Wiener Festwochen 1976 uraufgeführten “Proletenpassion” bald zur Legende wurde (für Beatrix Neundlingers Liedprogramm “Ausgetrixxt” unternahm Unger 2004 ein Polit-Song-Revival). Nach ersten dramatischen Experimenten versuchte sich Unger an der Wiederbelebung des politischen Volksstücks und erhielt für seine Trilogie “Die Republik des Vergessens” – “Unten durch” (UA 1980 am Schauspielhaus), “Zwölfeläuten” (UA 1985 am Volkstheater) und “Hoch hinaus” (UA 1987 am Volkstheater) -, in der er sich mit dem Weiterwirken der NS-Vergangenheit beschäftigte, breitere Aufmerksamkeit. Das 2001 von Harald Sicheritz verfilmte “Zwölfeläuten” zählt auch heute noch neben “Heute abend tanzt Lysistrate” zu den auch von Laiengruppen am häufigsten gespielten Stücken Ungers.

Seit Ende der 80er Jahre arbeitete Heinz R. Unger auch immer wieder für Musiktheater. Für Kinder und Jugendliche – “Die Fliege am Broadway” erhielt 1989 den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur – schreibt er mit der gleichen Ernsthaftigkeit wie für Erwachsene. 2004 erschien sein zweiter Roman “Löwenslauf”, ein zeitgeschichtliches Panorama rund um die in der französischen Widerstandsbewegung gefälschte Biografie eines alten Schachspielers namens Lapinski, 2006 seine Reisegedichtband “In der verkehrten Welt”. Im März 2008 wurde in der Freien Bühne Wieden Ungers “Die Komödie der Gier” uraufgeführt.

Seine Vielseitigkeit habe auch einen ganz pragmatischen Grund, sagte Heinz Rudolf Unger 2004 in einem APA-Gespräch: “Wenn es auf einem literarischen Gebiet nicht weitergeht, habe ich viele Pegasusse im Stall.” Welchen Pegasus hat er noch nie gesattelt? “Porno. Und Krimis hab ich bisher auch noch nie so recht zusammengebracht.”

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