Kings of Leon in Wien: Weniger ist mehr

Kings Of Leon haben mit ihrem etwa sechs Millionen Mal verkauften Album “Only By The Night” von 2008 den Status einer Stadionrock-Band erreicht. Die Gruppe ließ sich davon nicht von ihrem Weg abbringen: Die Songs stehen weiter im Mittelpunkt ihrer Konzerte, Show-Elemente gibt es, wie bei den Kings üblich, auch bei der laufenden Tournee keine. So wirkte die Wien-Premiere der Brüder Caleb (Gesang, Gitarre), Jared (Bass), Nathan (Drums) und ihres Cousins Matthew (Gitarre) Followill wie ein leidenschaftlicher Clubgig – wenn auch vor 16.000 euphorischen Fans in der Stadthalle.
“Crawl” stand am Anfang einer mit Hits üppig gefüllten Setlist, die allerdings etwas kürzer war als bei den unmittelbar vorangegangenen Auftritten in Italien und Spanien. Vielleicht lag es an der Heiserkeit des Sängers. Dass seine Stimme darum manchmal etwas tiefer lag, störte allerdings nicht. Zumal die Gruppe härter und rauer spielte als auf Platte. Vielleicht ein Befreiungsschlag: Caleb und Co. wollen kein Futter für den Boulevard liefern, sondern Musik machen. Und die wirkte am Samstagabend wie ein akustisches Aufputschmittel. Das Stadthallen-Personal kapitulierte schon bald bei den Versuchen, die Tanzenden auf den Sitzplätzen zur Ordnung zu mahnen.
Nah an ungestümem Garagenrock
Mit “Radioactive” und “Mary” befanden sich zwei Nummern vom aktuellen Album “Come Around Sundown” (Sony) unter den ersten fünf Stücken. Die Beiträge von der zwiespältig aufgenommenen LP zeigten gerade live ihre Stärke. Allen voran “The End”, eine fantastische, sich schleppende Komposition mit einem Gitarrensolo zum “Abheben”, funktionierte bestens zwischen den alten, besser bekannten Beiträgen. Gleich sieben neue Tracks gab es zu hören – nein, die Kings Of Leon gingen tatsächlich nicht auf Nummer sicher, zumal man sich live viel näher am ungestümen Garagenrock als am kommerziellen Sound von “Sex On Fire” befand, das im Zugabenteil dennoch nicht fehlte.
Natürlich braucht sich die Familienband keine Sorgen um die Atmosphäre zu machen, wenn Hymnen wie “Fans”, “Use Somebody”, “Closer” oder das betörende “On Call” (getränkt im Southern-Rock) zum Programm gehören (bejubelt jeweils beim ersten Takt). Schön, dass man dabei auf im Showgeschäft übliche Mätzchen wie “Call and Response” (das Publikum nachsingen bzw. -rufen lassen, Anm.) oder Animationsspielchen verzichtete. Charakteristisch, dass die Kings erst zur letzten Zugabe “Black Thumbnail” mit ein paar (mickrigen) Pyro-Explosionen den ersten Spezialeffekt lieferten. Vom heurigen Gastspiel von U2 bleibt die “Kralle”, von Lady Gaga das Nonnenkostüm und von den Kings Of Leon die Kraft der Songs in Erinnerung.
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