Kindesmissbrauch: Wenn nichts mehr ist wie es einst war

Von Christiane Eckert
„Aus Sicht des Opfers ist jegliche Berichterstattung ganz klar abzulehnen“, ist Jutta Lutz-Diem, studierte Psychologin und Leiterin des ifs-Kinderschutzes, überzeugt. „Opfer haben subjektiv immer das Gefühl, dass nach einem Bericht, sei er noch so korrekt und anonym, jeder weiß, dass sie es waren, der missbraucht oder geschlagen wurde“. Was das Öffentlichmachen von Gewalt und Missbrauch betrifft, Enttabuisierung dieses Themas, ist die Antwort nicht so einfach. „Es gibt glaub ich kein richtig oder falsch“, weiß die Expertin um die Problematik.
Annäherungsversuch
Die Beraterin sieht allerdings in der Kommunikation zwischen Medien und Kinderschutzeinrichtungen eine Chance, sich einer möglichst schonenden Berichterstattung anzunähern. „Wir wurden bislang immer gehört, wenn wir intervenierten und baten, ein Bild nicht zu veröffentlichen oder Diskussionsforen im Internet zu schließen“, räumt die Fachfrau ein. Dass Berichterstattung helfen kann, Unwissende zu informieren, Nachbarn oder andere Außenstehende zu ermutigen, bei Verdacht beim ifs Kinderschutz anonym anzurufen, findet die Psychologin positiv. Auch, um das Thema präsent zu halten, Opfern zu verdeutlichen, dass sie nicht alleine sind und dass es Hilfe gibt, weiß Lutz-Diem um die positive Wirkung von Berichten.
Kehrseite der Medaille
Dass oft vertrauliche Informationen in Berichten zu finden sind, bei denen sie sich fragt, woher diese stammen, kritisiert die Beraterin. Vor allem, weil es auch das Opfer verunsichert, was die Medien sonst noch so wissen und veröffentlichen. Bei allem für und wider, ist Lutz-Diem überzeugt, man kann nur versuchen, eine möglichst gute Lösung zu finden, denn einfach ist sie nicht. „Doch der Schutz des Kindes sollte uns allen wichtig sein“, schließt sie ihre Ausführungen.
(red./ec)
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