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Kinderporno-Ring zerschlagen: 46 Fälle in Österreich

Die Spur des in Deutschland zerschlagenen Internet-Kinderporno-Rings führt nun auch nach Österreich. Unter den weltweit rund 5.000 Verdächtigen sind demnach auch 46 Österreicher.

Die Spur eines in Deutschland zerschlagenen Internet-Kinderporno-Rings führt auch nach Österreich. Unter den weltweit rund 5.000 Verdächtigen sind laut Bundeskriminalamt (BK) 46 Österreicher, wie am Freitag via Aussendung bekanntwurde. Unter ihnen befinden sich ein Allgemeinmediziner, ein Nachwuchsfußballtrainer und ein Erzieher, sagte Innenminister Günther Platter (V) am Abend. Unterdessen wurde bekannt, dass ein Oberst des Bundeskriminalamts wegen Kinderporno-Verdachts suspendiert worden ist.

Durch die Auswertung der IP-Adressen gelangten die Ermittler zu den Usern. Im Zuge von Hausdurchsuchungen wurden Computer, Sticks und DVDs beschlagnahmt, die Sichtung der Daten durch Datensicherungsgruppen der jeweiligen Landeskriminalämter war vorerst noch nicht beendet. Die Einvernahmen der Verdächtigen sind laut BK abgeschlossen, die 46 Personen im Alter von 16 bis 67 Jahren wurden auf freiem Fuß angezeigt. 17 Verdächtige stammen aus Wien, acht aus Oberösterreich, sechs aus Niederösterreich, fünf aus der Steiermark, je drei aus Kärnten und Tirol, zwei aus Salzburg sowie je einer aus dem Burgenland und Vorarlberg. Platter sah sich durch diese Ermittlungsergebnisse in seinen Plänen zum Aufbau einer Sexualstraftäterdatei bestärkt.

Die deutsche Polizei ermittelte weltweit fast 5.000 Verdächtige. Allein in Deutschland forschte das baden-württembergische Landeskriminalamt (LKA) über 700 Verdächtige aus, die entsprechendes Material im Internet abgerufen und angeboten haben. Es gab bereits mehrere Festnahmen.

LKA-Präsident Klaus Hiller sagte, es seien teilweise über Jahre andauernde Kindesmissbrauchshandlungen sowie Produzenten von Kinderpornografie ausgeforscht worden. Ein 32-Jähriger aus dem Kreis Kamenz in Sachsen habe mehrere sexuelle Fälle an Kindern und Jugendlichen gestanden. Bei dem Mann seien 39.000 Bilddateien mit kinderpornografischen Abbildungen und eine Vielzahl von CDs und DVDs mit selbst aufgenommenen Kinderpornos sicher gestellt worden. Der Mann sitzt bereits in Untersuchungshaft.

Ein 35-Jähriger, der berufsbedingt Kinder mit posttraumatischen Belastungsstörungen nach sexuellem Missbrauch betreute, geriet ebenfalls in das Visier der Fahnder. Bei ihm seien Bilder mit gequälten Säuglingen sicher gestellt worden, berichtete Hiller.

Auslöser des Verfahrens bei der Staatsanwaltschaft Konstanz sei die Strafanzeige eines in Baden-Württemberg ansässigen Internetdienstanbieters gewesen, weil dessen Internetforen zum Tausch von Hunderten kinderpornografischen Dateien benutzt wurden. Es handelte sich um eine allgemein zugängliche Plattform.

Die Daten zu den ausländischen Computeradressen wurden zur weiteren Identifizierung an Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt weitergegeben. Allein in die USA wurden 27 Aktenordner an Beweismaterial versandt.

Unterdessen ist ein Oberst des BK unter dem Verdacht, kinderpornografisches Material auf seinem Computer gesammelt zu haben, suspendiert worden. BK-Sprecher Helmut Greiner bestätigte der APA diesbezügliche Berichte der Gratis-Zeitung „Heute“ und der Tageszeitung „Kurier“. Mit dem Kinderpornoring hat dieser Fall laut BK nichts zu tun. Es handle sich bei dem Fall mit dem Polizei-Oberst um „ein Abfallprodukt einer anderen Aktion“.

Laut „Kurier“ ist der Verdächtige Mitte 50, stammt aus Westösterreich und ist ausgebildeter Chemiker. Angeblich soll der Mann nach einem Bericht von „Heute“ noch versucht haben, die Daten auf der Festplatte zu vernichten. Der Chef des Büros für interne Angelegenheiten (BIA), Martin Kreutner, wurde folgendermaßen im „Kurier“ zitiert: „Bei aller Unschuldsvermutung, aber man muss doch von einem sehr substanziellen Verdacht sprechen.“

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