AA

Kinderoper: Voller Erfolg für "Pünktchen und Anton"

Ioan Holender und Ildiko Raimondi als Herr und Frau Pogge
Ioan Holender und Ildiko Raimondi als Herr und Frau Pogge ©APA
Die ambitionierte Produktion an der Staatsoper konnte viel Applaus ernten. Neben der eingängigen Musik und der flotten Regie wusste vor allem Ioan Holender mit seinem Bühnen-Comeback zu glänzen.
Holender singt in Kinderoper
"Pünktchen und Anton" in Bildern

Mit der Uraufführung der Kinderoper “Pünktchen und Anton” von Ivan Eröd heute, Samstag, Vormittag ist der Wiener Staatsoper ein außerordentlicher Erfolg gelungen. Eine ambitionierte, professionelle, rundum sympathische Unternehmung, die durch das persönliche Mitwirken von Direktor Holender, der vor zwei Jahren den Auftrag zu einer Kinderoper an Eröd vergeben hatte, noch eine ganz besondere Note erhalten hat. Wo sonst stellt sich ein Operndirektor zu Ende seiner fast zwei Dekaden dauernden Amtszeit selbst auf die Bühne, singt und spielt mit?

Großer Applaus belohnte den Wagemut, mit dem noch einmal unterstrichen wurde, dass an der Wiener Staatsoper unter Ioan Holender die Kinder- und Jugendarbeit wirklich ernst genommen wurde. Komponist Ivan Eröd, der in den 60er Jahren als Solokorrepetitor selbst an der Staatsoper gearbeitet hatte und dessen Sohn Adrian im Haus am Ring zu einer Stütze des Sängerensembles geworden ist, hat gemeinsam mit dem Librettisten Thomas Höft hervorragende Arbeit geleistet.

Textliche Pointen

In einer knappen Stunde wird die bekannte Geschichte von Erich Kästner um die Freundschaft des aus reichem Haus stammenden Mädchens Pünktchen mit dem aus armen Verhältnissen stammenden Anton erzählt. Der moralisierende Zeigefinger wird dabei nicht höher als notwendig erhoben, dafür gelingen Höft immer wieder nette textliche Pointen und Eröd eine eingängige, gut hörbare Musik und wunderbare Nummern wie ein Duett, in dem sich Pünktchen und Anton fragen “Warum gibt es eigentlich reiche und arme Leute?”. Auch die Liebeserklärung des Schurken Robert an die Kindermädchen dieser Welt (die sich nämlich leicht als Komplizinnen für Missetaten missbrauchen lassen) oder der Schlusschor “Wir sind zwei halbe Indianer” bleibt im Ohr.

Regisseur Matthias von Stegmann beweist nach “Wagners Nibelungenring für Kinder” erneut sein Gespür für Tempo und Komödiantik (der Walkürenritt wird als Handy-Ton der strengen Erzieherin eingebaut), ohne in Kindertümelei zu verfallen. Ausstatter Walter Schütze schafft es mit großem Geschick, auf der Mini-Bühne rasche Schauplatzwechsel zu bewerkstelligen, findet aber in den Kostümen nicht immer die ideale Mischung aus zeitlos und heutig.

Mit Einsatz bei der Sache

Angefangen vom Bühnenorchester der Wiener Staatsoper und dem Dirigenten Friedrich Pfeiffer sind alle Mitwirkenden mit Riesen-Einsatz bei der Sache. Daniele Fally und Roxana Constantinescu punkten ebenso mit Spielfreude und Sangeskunst wie etwa Alexander Kaimbacher als fieser Betrüger und Einbrecher “Robert der Teufel”. Simina Ivan und Donna Ellen haben als Kindermädchen und Köchin mehr zu spielen als zu singen, machen das aber mit viel Witz. Ildiko Raimondi und Ioan Holender harmonieren ganz wunderbar als reiches Ehepaar Pogge und haben sichtlich viel Spaß dabei.

Der Operndirektor legt dabei den Fabriksdirektor mit leichter ironischer Distanzierung ganz nahe an den Duktus aus seinem realen Direktorenleben an und überspielt so darstellerische und gesangliche Unsicherheiten. Man kann ihm, dem Librettisten und dem Regisseur nicht verdenken, dass kaum eine der sich durch die spezielle Konstellation anbietenden Pointen ausgelassen wird, vom Stoß-Seufzer “Warum schon wieder in die Oper?” bis zu Frau Pogges durchaus doppeldeutiges Schmachten in Richtung ihres Gatten: “Wenn er nur nicht singen würde! Diese Stimme macht mich wahnsinnig.”

Langes Leben

Wenig gewagt scheint die Prognose, dass “Pünktchen und Anton” nicht nur eine der sinn- und verdienstvollsten Unternehmungen im beginnenden Abschiedsreigen der Direktionszeit Holender bleiben, sondern auch ein langes Leben auf anderen Opernbühnen beschieden sein wird. Wer jedoch unbedingt den Staatsoperndirektor als Sänger erleben möchte, benötigt präzise Recherche und einiges Glück: Alle Rollen sind mehrfach besetzt, und Plätze sind bestenfalls als Restkarten zu ergattern.

www.staatsoper.at

Servus TV zeigt ab 12. Mai jeden Mittwoch um 21.15 Uhr die sechsteilige Dokumentation “Große Oper”, bei der Florian Gebauer zehn Monate lang die Entstehung der Kinderoper begleitet hat.)

  • VOL.AT
  • Kultur
  • Kinderoper: Voller Erfolg für "Pünktchen und Anton"