Die beiden hatten in ihrer Heimat zwei Mädchen mit falschen Versprechungen nach Wien gelockt. Dort wurden sie unter sklavenähnlichen Umständen zum Betteln gezwungen und schließlich auch noch vom 44-jährigen Mann vergewaltigt. Das jüngere Opfer war zu diesem Zeitpunkt knapp 14 Jahre alt.
Dem Kind und einer um sechs Jahre älteren Verwandten war vorgemacht worden, sie könnten in Österreich als Babysitterinnen oder Reinigungskräfte arbeiten. In Wahrheit landeten sie in einer Wohnung in Wien-Fünfhaus, die laut Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden seit Jahren von auf Kinder “spezialisierten” südosteuropäischen Bettel-Banden genutzt worden sein dürfte. Der Eigentümer, ein mittlerweile untergetauchter Serbe, vermietete das finstere Loch um über 1.000 Euro monatlich an die beiden Angeklagten und ihre beiden Opfer.
Diese wurden laut Anklage von dem Ehepaar gezwungen, die verursachten Kosten möglichst rasch wettzumachen, wobei die 40-jährige Frau den Ton angegeben haben dürfte: Wie der Staatsanwalt ausführte, schrieb sie den Kindern eine “Mindestquote” vor, die sie täglich nach ihren Bettel-Touren abzuliefern hatte. Erfüllten sie nicht das Soll, setzte es Schläge mit einem Eisenrohr. Die Frau verweigerte ihnen auch Nahrungsmittel, wenn sie nicht genug Geld heimbrachten.
Das Martyrium der Mädchen flog erst nach einigen Monaten auf, als sich diese im vergangenen Februar nach entsetzlichen Vorfällen in die bulgarische Botschaft flüchteten, um Hilfe baten und sich schließlich den heimischen Strafverfolgungsbehörden anvertrauten. Ihrer Darstellung zufolge waren sie von ihrem männlichen Peiniger eines Abends mit äußerster Gewaltanwendung vergewaltigt worden, wobei dessen Ehefrau die Opfer ans Treppengeländer gefesselt, mit einem Tuch geknebelt und ihren Mann zum Weitermachen aufgefordert haben soll, als dieser von ihnen ablassen wollte.
Das Ehepaar bekannte sich weitgehend “nicht schuldig”. Die Kinder hätten schon in Bulgarien erfahren, wie sie in Wien ihr Geld verdienen sollten. Sie bzw. ihre Familien wären mit dem Betteln einverstanden gewesen. Die Frau gab zu, vor allem die Jüngere ein paar Mal geschlagen zu haben: “Sie ist am Abend nicht nach Hause gekommen. Ich fühlte mich verpflichtet, auf sie aufzupassen.”
Zum inkriminierten sexuellen Missbrauch wäre es niemals gekommen: “Ich habe seit 20 Jahren eine Ehe. Ich habe vier Kinder und acht Enkelkinder. Wie stellen sie sich vor, dass ich das mache?” Die Anschuldigungen der Mädchen “machen mich ratlos”, gab die 40-Jährige zu Protokoll.
Ihr Ehemann beteuerte, gegen keine gesetzliche Bestimmung verstoßen zu haben. Die Mädchen wären nicht einem “Bestrafungsregime” unterzogen worden, wie sich der Staatsanwalt zuvor ausgedrückt hatte: “Sie sind spazieren gegangen, waren im Internet-Cafe und haben Computer gespielt.”
Der Prozess wurde zur weiteren Beweisaufnahme auf den kommenden Herbst vertagt.
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