Ins Rollen gekommen ist der Fall am 1. September durch ein E-Mail eines Wiener Urlaubers an den Präsidenten von Pro Juventute. Der Wiener hatte Kenntnis von einem anonymen Tagebuch erlangt, in dem die Vorwürfe festgehalten waren. Die Organisation habe dann umgehend eine interne Untersuchung eingeleitet, bei der auch die Kinder befragt worden seien und danach Anzeige bei der Polizei erstattet, so Pro Juventute-Direktorin Sabiner Kornberger-Scheuch. Die auf Urlaub befindliche Heimleiterin wurde fristlos entlassen, ihr ebenfalls beschäftigter Ehemann sowie die stellvertretende Leiterin gekündigt.
In dem Heim seien die drei Mädchen und zwei Buben im Alter zwischen fünf und 13 Jahren laut Zeitung schon bei geringfügigen Verstößen gegen die Anordnungen der Heimleiterin bestraft worden. So hätten sie u.a. barfuß und nur mit Hose und T-Shirt bekleidet bis zu einer Viertelstunde im Schnee stehen müssen. Dazu seien stundenlanges Eckenstehen bzw. Sprechverbote gekommen. Eine Angestellte, die die Missstände schriftlich beim Betriebsrat bei Pro Juventute gemeldet habe, sei von der Heimleitung gekündigt worden. Dem gehe man gerade nach, so Kornberger-Scheuch. Wenn diese Information wirklich nicht weitergegeben worden sei, dann gebe es Konsequenzen.
Die Kinder seien nun in einem anderen Haus, eine erfahrene Pädagogin kümmere sich um sie. Laut Kornberger-Scheuch sei dieses Heim das vorletzte von 24 gewesen, das auf ein neues Betreuungssystem umgestellt wurde, nämlich weg von “Familienverbänden” zu stationären Kinder- und Jugendwohngemeinschaften mit einer durchgehenden Betreuung.
Die Grünen forderten indessen die Schaffung von “Rahmenbedingungen für verbindliche Qualitätsstandards in allen Institutionen” und deren Einhaltung. Kinderrechte gemäß der UN-Konvention müssten in der Bundesverfassung verankert werden, so die Kinder- und Jugendsprecherin der Bundes-Grünen, Tanja Windbüchler-Souschill. Es brauche Intervision und Supervision, damit solche Fälle in Zukunft vermieden werden könnten.
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