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KI in der Kunst? "Da kann man sich nicht verschließen", meint Museumsdirektorin Haag

Die Bregenzerin Sabine Haag ist seit 2009 Generaldirektorin im Kunsthistorischen Museum.
Die Bregenzerin Sabine Haag ist seit 2009 Generaldirektorin im Kunsthistorischen Museum. ©VOL.AT/Mayer, Canva
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Seit 2009 ist die Bregenzerin Sabine Haag die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums in Wien. VOL.AT sprach mit ihr über alte Bilder, neue Installationen, KI-generierte Kunst und das Ländle.

Kunsthistorikerin Sabine Haag hat seit rund 15 Jahren das Sagen in einem der wichtigsten Museen der Bundeshauptstadt. Anlässlich des FAQ Bregenzerwald ist sie derzeit auf Heimatbesuch. Bei der Eröffnung des Festivals am Donnerstag diskutierte sie mit Kabarettist Florian Scheuba und Journalistin Eva Schulz rund um die Frage "Wer sind wir." VOL.AT traf sie zum Gespräch.

Haag bei der Diskussion auf der FAQ-Bühne. ©VOL:AT/Mayer

"Das Ländle ist meine Heimat"

Sie komme immer wahnsinnig gerne nach Vorarlberg, erklärt Haag zu Beginn des Interviews. "Ich nutze jede Gelegenheit, die für mich interessant ist", so die KHM-Generaldirektorin. Gerne habe sie daher die Einladung zum Festival und zur Diskussion angenommen. Seit vielen Jahren lebt sie in Wien, ist aber auch im Stiftungsvorstand der Bregenzer Festspiele vertreten. Zu Sitzungen und Vorträgen kommt sie immer wieder nach Vorarlberg. "Ich bin gerne bei den Festspielen", gibt sie zu verstehen. "Mein Vater lebt noch hier und zwei meiner Schwestern. Das Ländle ist meine Heimat."

Video: Sabine Haag im VOL.AT-Gespräch

"Neue Nachtbarschaften für die Kunstwerke finden"

Wie macht man bestehende Kunstsammlungen mit neuen Ausstellungen aktuell? Diese Herausforderung stellt sich im Kunsthistorischen Museum. Einerseits gibt es die ständigen Schausammlungen, man arbeitet aber auch mit Vorträgen und Sonderausstellungen, wie Haag erklärt. "Wir haben seit 2011 zeitgenössische Künstler eingeladen, mit unseren Sammlungen zu arbeiten, Ausstellungen für uns zu kuratieren", meint sie. Zeitgenössische Stücke werden auch ins Haus geholt und mit den alten Meistern präsentiert. "Es geht auch ein bisschen darum, immer wieder neue Fragestellungen, neue Sichtweisen, neue Nachtbarschaften für die Kunstwerke zu finden, die bei uns immer im Museum sind." Manchmal müsse man auch Stücke aus dem Depot holen.

Sabine Haag zu Besuch bei VOL.AT. ©VOL.AT/Mayer

Wie bringt man der TikTok-Generation Kunst näher?

In der heutigen Zeit sind viele Jugendliche auf TikTok und Co. aktiv. Wie schafft man es, ihnen Kunst näherzubringen? Man versuche, die jungen Menschen über Social Media zu erreichen, so Haag. "Ihnen auch die Möglichkeit zu geben, vor Ort im Museum selbst Stories zu machen, TikTok-Videos zu drehen", meint sie. "Das könnten wir, unsere ältere Generation, niemals so gut machen, darum ist auch unser Social-Media-Team ein sehr junges." Letzten Endes gehe es immer um die Kunst, aber es gebe viele unterschiedliche Wege, sie zu interpretieren und damit zu arbeiten. "Das macht natürlich wahnsinnig viel Freude zu sehen, dass wir auch jüngere Menschen zu uns bringen können, dass sie mit Freude dran haben", betont sie. Es sei schön zu sehen, dass die Jugend mit großen Augen, aber mit viel Lust und eigener Identität ins Museum komme.

Am Donnerstagabend wurde diskutiert. ©VOL.AT/Mayer

Verschiedene Gattungen der Kunst zusammenbringen

Im Museum gibt es auch immer wieder Events, bei denen Musiker und Künstler live performen. "Kunst kann auf ganz viele Arten und Weisen erlebt werden. Es gibt nie nur die eine Bedeutung, nur den einen Sinn oder die eine Interpretation", gibt sie zu verstehen. "Zwiebelschalen-mäßig gibt es verschiedenste Aspekte, Bedeutungen, die man entdecken kann." Ein Musiker, der vor einem Bild stehe, habe einen anderen Zugang als ein Performer oder Schauspieler. Man habe erfolgreiche versucht, die verschiedenen Gattungen und Äußerungen der Kunst live ins Museum zu bringen und so für das Publikum erlebbar zu machen.

Sabine Haag mit Kabarettist Florian Scheuba. ©VOL.AT/Mayer

KI-generierte Kunst im Museum?

Wer in sozialen Medien unterwegs ist, kommt derzeit kaum an KI-generierten Bildern und Kunstwerken vorbei. KI sei nicht ganz neu, so Haag: "In Wirklichkeit gibts das auch in der Kunstwelt schon länger." Es sei derzeit eines der großen Themen. Auch in der Museumswelt werde darauf reagiert und darüber diskutiert. "Da geht es dann sehr oft auch um Urheberschaft und Originalität", gibt sie zu verstehen. "Da kann man sich nicht verschließen, da wollen wir uns auch nicht verschließen. Aber als Museum bleiben wir natürlich auch ein Ort der Originale." Sie könne nicht vorhersagen, wie sich der Bereich weiterentwickeln werde. "Ein spannender Bereich, in dem wir sicherlich auch noch Kompetenz aufbauen müssen", meint die Kunsthistorikerin. "Das wird ein großes Themenfeld sein, dass uns auch noch lange beschäftigen wird."

Abschied vom Museum Ende 2024

In den vergangenen 16 Jahren habe sie unglaublich viel dazulernen dürfen, erklärt Sabine Haag gegenüber VOL.AT. Zuvor war sie in der Forschung tätig, dann wechselte sie ins Kulturmanagement. Auch national und international beschäftigt sie sich mit Kunst und Kultur, wie sie verdeutlicht. "Das ist einfach ein ständiges Lernen, ein ständig Neues erleben", schildert Haag. Man beschäftige sich auch immer mit anderen Fragestellungen: Wie man sich mit der Kunst beschäftige, welche Themen man für die Ausstellungen wähle und wie man ein Publikum anspreche. "Da hat sich in den letzten 16 Jahren enorm viel verändert", betont die Generaldirektorin.

"Kunst hat mich mein ganzes Leben begleitet"

Ende des Jahres verlässt sie die Museumswelt. Bis dahin haben sie und ihr Team noch sehr viel vor. "Wir eröffnen am 7. Oktober unsere große Herbstausstellung zu Rembrandt und Hoogstraten. Das wird ein ganz fulminanter Schlusspunkt sein, sozusagen in einer langjährigen großartigen Ausstellungsgeschichte", schildert sie. Anfang Dezember steht zudem eine Johann-Strauß-Ausstellung zum 200-Jahr-Jubiläum an. Auch Vorträge, "Kunstschatzi" (Cocktailbar mit DJ in der Kuppelhalle) und andere kleinere Events stehen an. "Am 1. Jänner 2025 trete ich sozusagen offiziell in den Ruhestand", so die gebürtige Bregenzerin. "Aber die Kunst hat mich mein ganzes Leben begleitet, sie wird mich auch danach noch begleiten." Man werde sie in anderen Funktionen wiedersehen, betont sie.

Mehr Informationen zum Kunsthistorischen Museum in Wien gibt es hier.

Das FAQ Bregenzerwald dauert noch bis am 15. September 2024 an. Das Programm mit allen Veranstaltungen des Festivals gibt es hier.

(VOL.AT)

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