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Kennedy will Konnex zwischen Paracetamol und Autismus ziehen

US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. will einem Zeitungsbericht zufolge einen möglichen Zusammenhang zwischen der Einnahme des Schmerzmittels Tylenol während der Schwangerschaft und Autismus bei Kindern bekanntgeben. Das "Wall Street Journal" berichtete am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, Kennedy werde jedoch keine Belege für diese Behauptung vorlegen.

In dem bis Monatsende erwarteten Bericht des Ministeriums werde zudem ein Mittel auf Folatbasis als mögliches Mittel zur Behandlung von Autismus-Symptomen vorgeschlagen. Der Wirkstoff von Tylenol ist Paracetamol, eines der weltweit am häufigsten verwendeten rezeptfreien Schmerzmittel.

Die Aktie des Tylenol-Herstellers Kenvue brach nach dem Zeitungsbericht um 14 Prozent ein. Das Unternehmen teilte mit, es gebe keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Tylenol während der Schwangerschaft und Autismus. "Die US-Arzneimittelbehörde FDA und führende medizinische Organisationen sind sich hinsichtlich der Sicherheit von Paracetamol, seiner Verwendung während der Schwangerschaft und der auf dem Etikett angegebenen Informationen einig", hieß es in einer Erklärung. Schwangeren werde geraten, vor der Einnahme von Medikamenten mit ihrem Arzt zu sprechen. Das US-Gesundheitsministerium lehnte eine Stellungnahme zu dem Zeitungsbericht ab.

Schwedische Großstudie: kein Hinweis auf Zusammenhang

Kennedy ist als Gesundheitsminister umstritten und war vor seiner Ernennung als Impfkritiker bekannt. Die von ihm früher geleitete impfkritische Organisation Children's Health Defense hat in den vergangenen Tagen in den sozialen Medien wiederholt über einen möglichen Zusammenhang zwischen Tylenol und Autismus geschrieben. Die Organisation berief sich auf eine im August veröffentlichte Studie, die Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol durch schwangere Frauen und neurologischen Entwicklungsstörungen wie Autismus bei deren Nachkommen aufzeigte. Die Forscher erklärten, es seien weitere Studien erforderlich.

Dagegen lieferte eine im Jahr 2024 im "Journal of the American Medical Association" veröffentlichte Untersuchung von 2,4 Millionen Kindern in Schweden keine Belege für einen kausalen Zusammenhang. Auch Christopher Zahn vom US-Gynäkologenverband ACOG zeigte sich skeptisch. "Es gibt keine eindeutigen Belege für einen direkten Zusammenhang zwischen der maßvollen Anwendung von Paracetamol während der Schwangerschaft und Entwicklungsproblemen beim Fötus", sagte er. "Neuroentwicklungsstörungen sind multifaktoriell und sehr schwer mit einer einzigen Ursache in Verbindung zu bringen."

Unter dem Begriff "Autismus" werden mehrere Diagnosen zusammengefasst, die in der Medizin als Autismus-Spektrum-Störungen bezeichnet werden. Dabei handelt es sich dem deutschen Robert Koch-Institut (RKI) zufolge um komplexe Erkrankungen, deren Ursachen nicht vollständig geklärt seien. "Im Fokus stehen genetische Veranlagungen und Veränderungen der Biochemie des Gehirns, die das Risiko erhöhen", schreibt das RKI auf seiner Website. "Einen einzelnen Auslöser von Autismus gibt es aber nicht."

(APA/Reuters)

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