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Keineswegs in der Opferrolle

Mukkader Püskürt sprach mit türkischen und kurdischen Frauen über Liebe und Sex.

Im Gespräch mit Mukkader Püskürt wird rasch klar, wie festgefahren ein Blickwinkel ist bzw. wie rasch man Vorurteile auch unbewusst verinnerlicht. „Allein, dass mich schon sehr viele Frauen danach gefragt haben, ob ich mir meinen zukünftigen Mann selbst aussuchen kann, zeigt doch schon, wie wenig wir eigentlich voneinander wissen”, bemerkt, die Filmemacherin, die mit 15 Jahren aus der Türkei nach Tirol kam und zäh genug war, um nach dem Besuch einer Hauswirtschaftsschule schließlich eine Ausbildung zu absolvieren, die die Tätigkeit im Sozialbereich ermöglichte, dann beim Freien Radio Proton zu arbeiten und nun in Wien zu studieren. Theater- und Medienwissenschaften sind unter anderem ihre Fächer. Im Vorjahr drehte sie den Film „Das andere Ich”, befragte in Österreich lebende türkische und kurdische Frauen verschiedener Generationen zu Liebe, Ehe und Sexualität und stieß dabei auf sehr viel Offenheit.

Kein Gut und Böse

Wie das Experiment ausgeht, war unklar, Mukkader Püskürt wollte nur eines nicht, nämlich die Frauen von vornherein in einer Opferrolle porträtieren oder die Män- ner, wie sie meint, gleich „als die Bösen” darstellen. Die patriarchalische Struktur, die sich mitunter auch in den Köpfen der Frauen festgesetzt hatte, die es, wie man der Filmemacherin zustimmen muss, aber in Österreich genauso gibt, ist es, die Menschen behindert. Jedenfalls, so erzählt Püskürt, haben die Befragten, die die Kamera nach wenigen Minuten schon nicht mehr wahrgenommen haben, das Sprechen über Liebe und Sexualität durchaus positiv empfunden. Man darf davon ausgehen, dass auch der Zuschauer nun davon profitiert, wenn eine Frau beispielsweise davon erzählt, wie sie sich aus einer Zwangsehe löste, oder eine andere berichtet, wie sie in einer lesbischen Beziehung lebt und welcher Weg zu dieser Entscheidung führte.

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