Es war einer der letzten angenehm warmen Herbstnachmittage in Altach. Die Partie zwischen den SCR Altach Amateuren und Wacker Innsbruck ist längst abgepfiffen, als sich plötzlich eine Szene abspielt, die niemand erwartet hat. Rund 15 Minuten nach Spielende stürmen Dutzende Innsbrucker Fans aus ihrem Sektor. Vermummt und aggressiv.
Die Polizei versucht, die aufgebrachten Fans in Zaum zu halten. Vergeblich. Videos zeigen, dass die brutalen Fans auch vor der Exekutive nicht zurückschrecken und sie mit Fäusten, Tritten und sogar Bierbänken, Tischen und Stangen attackieren. Nach Angaben der Landespolizeidirektion wurden bei dem Einsatz drei Exekutivbedienstete leicht verletzt. Außerdem seien drei Ordner, einer davon sogar schwer, verletzt worden.
Auslöser unbekannt
Wie es zu einer derartigen Eskalation kommen konnte, kann sich niemand wirklich erklären. Weder die Vereinsverantwortlichen von Altach noch Wacker-Innsbruck-Präsident Hannes Rauch. "Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits hinterm Stadion auf dem Weg zum SCRA-Campus. Plötzlich bekamen wir die Information, dass es im Stadion eskaliert", sagt Rauch.
Er betont, dass solche Vorfälle mit den Werten seines Vereins nichts zu tun haben: "Ich bin seit rund drei Jahren Präsident in Innsbruck und bislang gab es nie Vorfälle. Von so etwas distanzieren wir uns klar und deutlich." Doch distanzieren allein reicht nicht.
Keine Namen, keine Konsequenzen?
Denn auf den Bildern und Videos sind zahlreiche Gesichter zu sehen – wenn auch teils maskiert. Für den Verein wird das zur Herausforderung. "Dieses Verhalten ist natürlich nicht zu entschuldigen. Dennoch ist es für uns als Verein sehr schwierig zu handeln, weil anscheinend keine Personendaten aufgenommen und auch niemand festgenommen wurde", sagt Rauch.
Das wirft Fragen auf. Wie kann es sein, dass nach einer solchen Eskalation niemand identifiziert wurde? Kein Name, keine Festnahme, kein Stadionverbot? Rauch bringt es auf den Punkt: "Wir können ja kein Stadionverbot gegen eine vermummte Person verhängen." Sollten sie Personendaten von den gewaltbereiten Fans bekommen, werden sie sich zusammensetzen und über Konsequenzen nachdenken, ergänzt der Präsident.
Polizei bleibt lange vage
VOL.AT hat mehrmals bei der Landespolizeidirektion Vorarlberg nachgefragt: Wurden die Personalien der auffälligen Fans aufgenommen? Die Antwort blieb lange gleich: "Weitere Informationen zu verwaltungs- sowie strafrechtlichen Tatbeständen bzw. den damit einhergehenden Ermittlungen können derzeit nicht bekannt gegeben werden."
Ein klares "Ja, wir haben die Daten" klingt anders. Mittlerweile, fünf Tage nach dem Vorfall, heißt es von Seiten der Polizei: "Aus einsatztaktischen Gründen wurde von weiteren Personenkontrollen Abstand genommen." Aber: "Einige Personendaten waren der Polizei unmittelbar nach den Vorkommnissen bekannt, weitere konnten in der Zwischenzeit ermittelt werden. Die Ermittlungen zur Ausmittlung weiterer Täterschaften sind nach wie vor im Gange."
Dass die gewaltbereiten Fans nach den Vorfällen ohne erkennbare Konsequenzen wieder nach Innsbruck fahren durften, erklärt die Polizei lediglich mit "einsatztaktischen Gründen". Was genau das bedeutet, bleibt unklar.
Ein Nachspiel ohne Klarheit
Was bleibt, ist der bittere Beigeschmack: ein Gewaltausbruch nach einem Amateurspiel und eine Polizei, die aus einsatztaktischen Gründen von weiteren Personenkontrollen Abstand genommen hat. Der Fußball rückte an diesem Nachmittag in den Hintergrund, und das, obwohl die Altach Juniors als Tabellenvorletzte dem haushohen Favoriten und überlegenen Tabellenführer aus Innsbruck ein Unentschieden abluchsten.
(VOL.AT)
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