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Keine Schließungen bei bauMax in Österreich

bauMax: Kein Schließungsprogramm für Österreich und Nachbarländer
bauMax: Kein Schließungsprogramm für Österreich und Nachbarländer ©APA/HERBERT PFARRHOFER
Nach den Turbulenzen rund um eine mögliche Insolvenz der bauMax - Kette hat sich nun erstmals der amtierende Vorstandschef Michael Hürter zu Wort gemeldet. In Österreich sol es keine Schließungen geben.
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Nach den turbulenten Tagen rund um den abgeblasenen Verkauf der Essl-Kunstsammlung zur Sanierung der angeschlagenen Baumarktkette bauMax hat sich nun erstmals auch der seit März amtierende Vorstandschef Michael Hürter zu Wort gemeldet. Es gebe sowohl für Österreich als auch für Tschechien, Ungarn und die Slowakei kein Schließungsprogramm, sagte Hürter im Interview mit der APA.

Auch aus der Türkei will sich bauMax nicht komplett zurückziehen, das sei falsch kommuniziert worden. “Die Türkei ist Bestandteil der Entscheidung Ende April/Anfang Mai. Wir haben ein ganz massives Kosteneinsparprogramm mit veränderten Öffnungszeiten und kleineren Sortimenten.” Wie viele der knapp über 90 Märkte in Zentral- und Osteuropa (CEE) schließen, ließ Hürter offen und verwies auf Ende April. Dann sollen die Bilanz für 2013 vorliegen und der überarbeitete Sanierungsplan stehen.

Kein Statement zu bauMax-Schulden

Zur laufenden Diskussion der Banken mit der Eigentümerfamilie Essl zu einem Schuldenschnitt wollte Hürter kein Statement abgeben. Der Gesamtschuldenstand von bauMax liegt bei rund einer Milliarde Euro, davon 350 Mio. Euro Betriebsmittelkredite und 650 Mio. Euro besicherte Immobilienkredite (Hypothekarkredite).

Hürter, der schon Handelsfirmen wie Plus oder Lidl England wieder flott machte, schloss aber jedenfalls aus, dass die Hälfte der Filialen in Osteuropa zusperren. Auch die kolportierten CEE-Garantien in Höhe von rund 400 Mio. Euro stellte der Sanierer in Abrede: “Diese Zahl ist mir unbekannt.”

Ambitionierte Ziele

Hürters Ziele sind durchaus ambitioniert: “Wir wollen 2016 ein kerngesundes Unternehmen haben.” bauMax sei 37 Jahre am Markt, 33 davon “ungewöhnlich erfolgreich für ein Familienunternehmen”. “Jetzt haben wir einen zyklischen Tiefpunkt, den haben wir aus meiner Sicht hinter uns gelassen und bewegen uns wieder auf 2016 zu”, meinte der Vorstandschef. Das erste Quartal 2014 sei sehr gut gelaufen und auch das zweite solle ähnlich gut werden.

2013 wird bauMax unter dem Strich noch immer in den roten Zahlen sein, wenngleich der Verlust weniger hoch als 2012 (126 Mio. Euro) ausfallen soll. “Das Österreich-Geschäft ist aber unter dem Strich positiv”, stellte Hürter klar. Frisches Geld braucht die Heimwerkerkette seinen Aussagen zufolge ebenso wenig wie einen Investor. “Die Restrukturierung hat nie vorgesehen, dass ein Investor einsteigt.” Dass die britische Heimwerkerkette Kingfisher Interesse haben soll, sei eine “echte Zeitungsente” gewesen, sagte Hürter.

Keine Schließungen bei bauMax

Auch die kürzlich eingegangene Einkaufskooperation mit der deutschen Heimwerkerkette Hellweg sei keineswegs so zu interpretieren, dass hier in irgendeiner Form eine Beteiligung eingegangen werde. “Das haben wir nicht diskutiert.” Die Zusammenarbeit betreffe Beschaffung und Einkauf. Verbesserte Einkaufskonditionen sollen Einsparungen in Höhe eines “deutlich zweistelligen Millionen-Betrags” bringen. “Wir beginnen zuerst mit der Volumenbündelung, im zweiten Schritt betrifft es auch den Import. Hellwig betreibt ein Import-Büro in China, wir haben dort einen relativ großen Importanteil. Dort denke ich, kann man hoffentlich viel bewegen.” Den Deal mit Hellweg hat Hürter ab dem Spätsommer 2013 eingefädelt.

Zurückhaltend ist Hürter bei der Frage, ob die Probleme bei bauMax auf das wirtschaftliche Umfeld zurückzuführen oder doch hausgemacht sind. “Im Nachhinein ist man immer schlauer. Mein Blick ist nach vorne gerichtet, auch auf die Chancen.” Offen Kritik an der Familie Essl übte Hürter freilich nicht. Auch zu Karlheinz Essls Panikmache rund um den Bilderverkauf sagt Hürter lediglich “no comment”.

Dichtes Filialnetz ist Stärke

Hürter sieht die Stärke von bauMax im dichten Filialnetz, dem hohen Bekanntheitsgrad und einem nach wie vor unbeschädigten Image. Er räumte jedoch Mängel bei der Beratungsleistung ein, ein Thema, “wo wir wieder mehr tun müssen”. Das Sortiment sei bereits überarbeitet worden, die Kooperation mit Hellweg könnte neue Eigenmarken bringen. Im Vergleich zur Konkurrenz ist der Anteil günstiger Eigenmarken bei bauMax gering. Preislich will die Kette weiter in allen Kategorien vertreten sein. “Bei 50.000 Produkten kann man nicht eine Preisklasse durchziehen”, so Hürter.

Ab Juni will bauMax auch im Online-Geschäft mitmischen. Einen hohen einstelligen Millionenbetrag nahm die Firma dafür in die Hand. Wenngleich der Baumarkthandel keine typische Onlinebranche sei, sollen Kunden künftig die Möglichkeit haben, im Internet zu bestellen. Der Großteil würde anfangs wohl dennoch im Geschäft abgeholt, liefern ließe man sich nicht-beratungsintensive Produkte.

(Das Gespräch führten Kathrin Niederdorfer und Christoph Schlemmer/APA)

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