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Keine Lockerung der Zölibatspflicht im Papst-Schreiben zu Synode

Papst Franziskus
Papst Franziskus ©APA
Papst Franziskus befürwortet einstweilen keine Lockerung der Zölibatspflicht für katholische Priester.

Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten postsynodalen Schreiben des Papstes mit den Schlussfolgerungen aus der Amazonas-Synode im vergangenen Herbst hervorgeht, hat der Pontifex eine Empfehlung von Bischöfen zur umstrittenen Lockerung des Zölibats nicht aufgegriffen.

Franziskus erwähnt in dem 111 Absätze langen Text nicht einmal den Begriff Zölibat. Er sprach sich jedoch für eine stärkere Präsenz von Laien-Gemeindeleitern aus. "Eine Kirche mit amazonischen Gesichtszügen erfordert die stabile Präsenz reifer und mit entsprechenden Vollmachten ausgestatteter Laien-Gemeindeleiter, die die Sprachen, Kulturen, geistlichen Erfahrungen sowie die Lebensweise der jeweiligen Gegend kennen", hieß es im Abschlussdokument mit dem Titel "Querida Amazonia" (Geliebtes Amazonien).

"Zentrale Rolle" für Laien

Konkret bedeute dies, die Entwicklung einer eigenen kirchlichen Kultur zu ermöglichen, die von Laien geprägt sei. "Die Herausforderungen Amazoniens verlangen von der Kirche eine besondere Anstrengung, um eine Präsenz in der Fläche zu erreichen, was nur zu verwirklichen ist, wenn die Laien eine wirksame zentrale Rolle innehaben", schrieb der Papst. Er würdigte die wichtige Rolle weiblicher Laien in der Kirche für die Verbreitung des Glaubens im Amazonas-Gebiet. Die Möglichkeit der Einführung des Diakonats für Frauen erwähnte er jedoch nicht.

Mit Blick auf den Priestermangel in entlegenen Gebieten der Amazonas-Region hatten Bischöfe, Ordensvertreter und Experten bei der Amazonas-Synode im Oktober zur Öffnung des Priesteramts für verheiratete Männer aufgerufen. Voraussetzung sollte dafür sein, dass die betreffenden Männer bereits als Diakone tätig sind. Überdies verlangten die Bischöfe, dass in der Region die Einführung des Diakonats für Frauen geprüft werden solle.

Umstrittenes Buch heizte Spekulationen an

Die Spekulationen über eine möglicherweise geplante Lockerung der im Kern zwar auf die frühe Kirche zurückgehende, jedoch erst seit dem 11. Jahrhundert allgemein verbindliche Ehelosigkeit für Geistliche waren im Jänner durch die Vorabveröffentlichung eines vom konservativen Kardinal Robert Sarah herausgegebenen umstrittenen Buches angeheizt worden, als dessen Mitautor zunächst auch der frühere Papst Benedikt XVI. angegeben worden war. Die Autoren des Buches warnten Franziskus vor einer Aufweichung des Zölibats. Kurz nach der Vorabveröffentlichung distanzierte sich Benedikt jedoch von einer Mitautorenschaft. Er habe lediglich einen Beitrag für den Band verfasst.

Papst beklagt "kolonialistische Ausbeutung"

Franziskus beklagte in seinem Schreiben die "kolonialistische Ausbeutung" der Umwelt und der lokalen Bevölkerungen in der Amazonas-Region. "Wenn sich einige Unternehmen in der Begierde nach schnellem Gewinn die Gebiete aneignen und am Ende sogar das Trinkwasser privatisieren, oder wenn der Holzindustrie und Projekten zum Bergbau oder zur Erdölförderung sowie anderen Unternehmungen, welche die Wälder zerstören und die Umwelt verschmutzen, seitens der Behörden grünes Licht gegeben wird, dann verändern sich die wirtschaftlichen Beziehungen auf ungerechtfertigte Weise und werden zu einem Instrument, das tötet", schrieb Franziskus.

Der Papst bat "demütig" um Vergebung, nicht nur für die Verletzungen der Kirche selbst, sondern für die Verbrechen gegen die Urbevölkerungen während "der sogenannten Eroberung Amerikas" und für die Verbrechen, die im Laufe der ganzen Geschichte Amazoniens folgten. Den indigenen Völkern sagte er: "Ihr seid lebendige Erinnerung an die Sendung, die Gott uns allen anvertraut hat: das 'gemeinsame Haus' zu bewahren."

Schönborn voll des Lobes

Mit dem apostolischen Schreiben ermutigt Papst Franziskus nach Ansicht von Kardinal Christoph Schönborn die ganze Kirche und speziell die Kirche in Amazonien, was bei der Amazonien-Synode erarbeitet und gewachsen ist, weiter reifen zu lassen. "Im Blick auf mögliche Ausweitungen der Ausnahmeregelungen zum Zölibat hat die Amazoniensynode eine Tür geöffnet, der Papst hat sie offensichtlich nicht wieder geschlossen", so der Erzbischof von Wien und Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz im Gespräch mit Kathpress am Mittwoch.

Papst Franziskus biete jedenfalls in seinem Schreiben keine simplen Lösungen an, so der Kardinal. Die Erfahrung der Synode hat freilich auch ihm - Schönborn - gezeigt, "wie richtig es ist, wenn der Papst nicht Schwarz-Weiß-Entscheidungen trifft". Darüber würden manche wohl enttäuscht sein, die sich klares Ja oder Nein zu Ausnahmeregelungen erwartet hätten, räumte der Kardinal ein.

Kardinal Marx erwartet Fortsetzung der Debatte

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erwartet trotz des Verzichts von Papst Franziskus auf eine Stellungnahme zum Zölibat eine Fortsetzung der Debatte über die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester. "Die Antwort bleibt offen, das ist richtig", sagte Marx am Mittwoch in Bonn laut der Nachrichtenagentur AFP. Franziskus sage, es müsse weiter nachgedacht werden, auch über das Diakonat für Frauen. "Er macht hier keine Tür zu", sagte Marx. Dabei räumte der Münchner Erzbischof allerdings ein, dass dies seine Interpretation des päpstlichen Schreibens sei.

Der kanadische Kardinal tschechischer Abstammung, Michael Czerny, der im Vatikan die Abteilung "Flucht und Migration" leitet, meinte, das nachsynodale Schreiben sei besonders wegen des Appells des Papstes relevant, den Dialog mit den indigenen Kulturen offen zu halten. Es sei wichtig, mehr Geistliche in die Amazonas-Region zu entsenden, sagte er.

(APA)

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