AA

Keine "Insel der Seligen" mehr: Österreich in Griechenlands Fußstapfen?

WU-Studie: Trübes Investitionsklima gefährdet Österreichs Wohlstand
WU-Studie: Trübes Investitionsklima gefährdet Österreichs Wohlstand ©EPA (Themenbild)
Eine aktuelle Studie der Wirtschaftsuniversität Wien zeichnet ein düsteres Bild der österreichischen Wirtschaft. Und mahnt: Das Szenario, der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit inklusive hoher Inflationsraten und wachsender Staatsverschuldung, sei bekannt - aus Krisenländern wie Griechenland.

Der Standort Österreich verliere seit 2007 an Wettbewerbsfähigkeit. Aber die Krise sei hausgemacht, keine Folge von schwächelnder Konjunktur, heißt es dort. Der 60-prozentige Einbruch der Nettoinvestitionen von 13,5 Prozent auf mittlerweile 5,2 Prozent des BIP hat bereits im Jahr 2000 begonnen.

Fehlende Reformen, hohe Steuerbelastung, hohe Inflation

Österreich hat seinen Status als “Insel der Seligen” den Angaben zufolge verloren. Es kranke an fehlenden Reformen, erdrückenden Steuerbelastungen und hoher Inflation im Vergleich zu anderen EU-Ländern.

“Giftiger Mix” drohe Wohlstand zu erodieren

In Folge sinken Investitionen und die Arbeitsproduktivität. Dieser giftige Mix drohe den Wohlstand der Österreicher zu erodieren, mahnte die Wirtschaftswissenschafterin Eva Pichler heute in Wien.

Hausgemachtes Problem

Österreich sei im aktuellen “Global World Competitiveness Report 2014/2015” von 144 Ländern nur mehr auf Rang 83. Es sei ein hausgemachtes Problem, das nicht auf die Konjunkturschwäche geschoben werden dürfe oder auf die Wirtschaftskrise in den Balkanländern, sagte Pichler. Sie sieht die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie durch das sich verschlechternde Investitionsklima in Gefahr. Seit fünf Jahren hätten keinerlei Investitionen in Maschinen stattgefunden. Es werde am produktiven Kapitalstock der Unternehmen “genagt”, so die Wirtschaftswissenschafterin.

Österreich hinkt im EU-Vergleich hinterher

Österreich fällt den Angaben zufolge seit 2005 bei den realen Wachstumsraten pro Kopf gegenüber Deutschland zurück. Seit zwei Jahren hinke man auch im EU-Vergleich hinterher. Zwar investiere der öffentliche Sektor weiter auf Kosten einer hohen Staatsverschuldung, deren Quote betrug 2014 bereits 98 Prozent, aber private Unternehmen würden sich massiv einbremsen. Im Vorjahr habe erstmals auch ein Kapitalabfluss aus Österreich stattgefunden.

Aus Krisenländern bekanntes Szenario

In der aktuellen WU-Studie wird darauf hingewiesen, dass die Verschlechterung der heimischen Wettbewerbsfähigkeit – Österreich hat eine über 50-prozentige Exportquote – den fünfprozentigen Verlust an Weltexportmarktanteilen weiter anheize. Das Szenario, der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit inklusive hoher Inflationsraten und wachsender Staatsverschuldung kenne man aus anderen Ländern, etwa Spanien, Italien und zuletzt Griechenland, mahnte Pichler.

Heimische Lohnstückkosten zu hoch

Ein großes Problem sind der neuen Studie zufolge die hohen Lohnstückkosten in Österreich, welche die Produktivität reduzierten. Im Zeitraum 2008 bis 2014 seien die Lohnstückkosten um 15,8 Prozent angestiegen. Zum Vergleich: In Deutschland betrug die Steigerung 15,7 Prozent. Jeder höhere Lohnabschluss verschärfe das Problem, so Pichler.

Resultat der Reformverweigerung

Einer OECD-Studie zufolge sind in Österreich aber die Nettolöhne seit 2007 real um zwei Prozent gesunken. Als Hauptursache nennt die OECD geringe reale Bruttolohnsteigerungen und führt als zweiten Faktor die kalte Progression bei den Steuern ins Feld. Pichler sieht die Ursachen für Österreichs Strukturprobleme und die Zunahme der relativen Armut im Land in einer Reformverweigerung. Sie drängt auf tiefgreifende Änderungen in den Bereichen Steuern und Abgaben, Bildung, Gesundheit und Pensionen. (APA)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Wirtschaft
  • Keine "Insel der Seligen" mehr: Österreich in Griechenlands Fußstapfen?