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Keine "Bonus-Orgien" im Land

Schwarzach - Obwohl die Schweizer Großbank UBS 2008 bis zu 20 Mrd. Franken Verlust "produziert" haben dürfte und obwohl die darob geschockten Kunden vermutlich bis zu 180 Mrd. Franken Vermögen zu anderen Banken abgezogen haben, sollen jetzt rund 1 Mrd. Franken an Prämien (Bonuszahlungen) für UBS-Beschäftigte fließen.

Die Empörung der Eidgenossen scheint grenzenlos. Und erst vor einer Woche orderten Manager jener US-Großbank Citigroup, die die US-Regierung mit 45 Mrd. Dollar hatte auffangen müssen, einen Firmenjet für 50 Mill. Dollar – erst ein zorniger Rüffel der Finanzmarktaufsicht bewegte die Besteller zum Storno. Wir fragten heimische Finanz-Vorstände, wie es um ihre Bonus-Regelungen bestellt ist.

„Unsere Vorstandsverträge sind sehr konservativ gestaltet. Sie halten uns dazu an, nicht die Gewinne, sondern Kundenbeziehungen zu optimieren – es gab für uns auch noch nie Aktien- oder Optionsverträge“, erklärte dazu BTV-Vorstandschef Peter Gaugg. „80 bis 90 Prozent“ der Vorstandsgage, so Gaugg, sind bei der BTV deshalb fix vereinbart, die anderen 10 bis 20 Prozent „kann ich in guten Jahren lukrieren, in weniger guten eben nicht oder nur zum Teil“. Bei der BTV winkt bei Zielerreichung übrigens dem gesamten Team ein Erfolgsbonus, wobei Ziele nicht nur in Zahlen, sondern auch persönlichkeits- und qualitätsbezogen definiert sind.

Für österreichische Verhältnisse viel, nämlich ein Drittel vom möglichen Jahresbrutto, ist beim neuen Uniqa-Landesdirektor Bruno Hutter variabel gestaltet. Ein Bonus kommt erst ab Erreichen einer Prämienwachstums-Benchmark zum Tragen. Aber auch von Kriterien wie dem Return on Equity (der Kapitalverzinsung) oder der durchschnittlichen Produktivität aller Mitarbeiter im Bundesland hängt ab, wie viel an Jahressalär der Landesdirektor einstreifen darf. Hutter: „Die Vorgaben sind sehr ambitioniert, mancher Kollege anderer Bundesländer musste schon Abstriche machen. In den letzten fünf Jahren wurde das ,Jahreszieleinkommen’ in unserer Landesdirektion realisiert“, hofft Hutter auch für 2008 auf Zielerreichung.

Mit Abstrichen beim Bonus rechnet hingegen Dornbirner Sparkasse-Vorstand Mag. Christoph Greussing, weil „2008 zugegeben ein schwieriges Jahr war“. Auch bei der größten Sparkasse im Bundesland hängen für die Vorstände 10 bis 20 Prozent des prinzipiell erzielbaren Salärs vom Erreichen definierter Ziele ab, die vom Bilanzsummenwachstum über die Ertragskraft oder die Cost Income Ratio bis hin zu „weniger technischen“ Erfolgsmessgrößen reichen.

Betr.Oec. Wilfried Hopfner, Vorstandschef der Raiffeisen Landesbank (RLB), macht kein Hehl daraus, was er von den „Bonus-Orgien“ der Schweizer, vor allem aber angelsächsischer Finanz-CEOs hält. „Deren ausschließlich auf Leistung und Produktion basierte Verträge sind hart an der Grenze zur Sittenwidrigkeit und vor allem deshalb verwerflich, weil der Konzern auf die Funktion einer Cash-Cow reduziert wird. Leistung ja, aber nur, wenn Nachhaltigkeit des Erfolges messbar eingebaut wird“, erklärte der RLB-Chef, dessen Jahreseinkommen „bis zu maximal 25 Prozent erfolgsabhängig ausfällt, also sehr wohl floatet“. Hopfner zum UBS-Aufreger: „Bei Verlusten darf kein Cent Prämie fließen. Und zwar vertraglich fixiert, nicht erst nach riesiger öffentlicher Verzichtsdiskussion.“

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