Kein "Schirmherr" wider Willen

VN: Erinnern Sie sich noch an den Beginn der Zusammenarbeit mit der Liga?
Herbert Prohaska: “Es war unter dem damaligen Bundesliga-Vorstand Reinhard Nachbagauer. Er erzählte mir von der Idee mit der Nachwuchsregel für die zweithöchste Liga. Es hat mir auf Anhieb gefallen. Allerdings war ich so naiv zu glauben, dass sich die Klubs nicht daran halten würden.”

VN: Da hat sich selbst ein Fußballfachmann wie sie getäuscht. Immerhin gehen sie ja schon in ihre fünfte Saison als Mentor der Liga.
Prohaska: “Damals habe ich nur unter der Bedingung zugesagt, dass ich sofort weg bin, falls ein Verein abspringt. Wenn ich jetzt zurückblicke und sehe, wie sich alle daran halten, muss ich sagen: es war das Beste, was uns passieren konnte.”

VN: Mit Linz, Scharner, Akagündüz, Kovacevic oder Dollinger haben schon einige Spieler über den Weg RedZac-Liga den Teamdress tragen dürfen. Ein wirklicher Schub aber fehlt noch?
Prohaska: “Spieler für das Nationalteam zu formen ist schwer. Die RedZac-Liga kann nur den Grundstein legen. Und ich sehe im Moment genügend Spieler, deren Entwicklung Richtung Team gehen könnte. Ein Florian Klein vom LASK ist für mich so ein Typ.”

VN: Und die Rolle der Klubs in der T-Mobile-Liga?
Prohaska: “Wäre super, wenn die Vereine mehr Arbeitsplätze für die Jungen schaffen würden. Bestes Beispiel ist Sturm: Schon einmal schaffte der Klub mit fünf, sechs Eigenbauspieler den Weg in die Champions League.”

VN: Oft verhilft aber erst ein finanzieller Engpaß zum Umdenken.
Prohaska: “Das war schon zu meiner Zeit so. Ich habe es selbst miterlebt und bin überzeugt von dem Weg. Als ich 1972 zur Austria kam, wurden bis auf vier Stammspieler alle verkauft, der Kader mit Jungen aufgefüllt. Gleich neun Spieler, die 1974 noch zum U23-Kreis gehörten, standen dann 1978 im Cupsiegerfinale mit der Austria.”

VN: Und was sagt der Ex-Teamchef über das Nationalteam?
Prohaska: “Gegenüber dem Vorjahr haben mit zumindest einen Schritt nach vorne gemacht. Doch verlieren wir das nächste Match in Wales, beginnt sicher wieder die Teamchefdebatte – obwohl es merklich aufwärts geht.”