Karzai hatte bereits am Sonntag mit Andeutungen über eine mögliche Verschwörung zwischen den USA und den Taliban für erhebliche Irritationen in Washington gesorgt. Er hatte auch angedeutet, die USA könnten Interesse an einer militärischen Präsenz nach dem Abzug der NATO-Kampftruppen 2014 haben, um afghanische Ressourcen auszubeuten. Eine gemeinsame Pressekonferenz in Kabul mit US-Verteidigungsminister Chuck Hagel am Sonntagabend wurde abgesagt.
US-Regierung: “Kategorisch falsch”
Karzai sagte in der am Mittwoch übertragenen Ansprache weiter, die Taliban “sitzen einerseits mit der Regierung in Paris und trinken Tee und Kaffee mit ihr in deren Palästen”, während sie andererseits Anschläge in Afghanistan verübten. Karzai bezog sich auf ein Seminar einer privaten Forschungseinrichtung am Rande von Paris, an dem im Dezember auch Vertreter der afghanischen Taliban teilgenommen hatten.
Die US-Regierung hatte Karzais Andeutungen vom Sonntag am Tag darauf als “kategorisch falsch” zurückgewiesen. Karzais Kritik am Westen und besonders an den USA hat in den vergangenen Monaten zugenommen. Beobachter werten das als Versuch, sich von den ausländischen Truppenstellern zu distanzieren. Karzai wird von den Taliban und von politischen Gegnern regelmäßig als “Lakai des Westens” und als “Marionette der USA” verunglimpft.
Karzai fordert Übergabe von Gefängnis
Karzai forderte in Helmand die vollständige Übergabe des dortigen US-Gefängnisses, die seit Monaten verschoben wird, bis kommenden Samstag. Einen weiteren Bruch von Zusagen werde er nicht dulden. Mehrere Ultimaten Karsais verstrichen bereits. Zuletzt war ein Übergabetermin am vergangenen Samstag abgesagt worden. Das Gefängnis ist ein zentraler Streitpunkt zwischen den USA und Karsai.
Die NATO-geführte Schutztruppe ISAF teilte am Mittwoch nach einem Treffen von ISAF-Kommandant Joseph Dunford mit Karzai mit, die Übergabe werde erfolgen, wenn alle offenen Fragen geklärt seien. Eine davon sei, was mit Gefangenen geschehe, die eine Gefahr für die Truppen darstellten.
Karzais jüngste Ansprache hielt er bereits am Dienstag in der Hauptstadt der Unruheprovinz Helmand, Lashkarga. Sie wurde aber erst am Mittwoch landesweit von RTA übertragen.
(APA)
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