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Karl Nehammer: Spitzenkandidat der ÖVP bei der Nationalratswahl 2024

Karl Nehammer, Spitzenkandidat der ÖVP bei der Nationalratswahl 2024.
Karl Nehammer, Spitzenkandidat der ÖVP bei der Nationalratswahl 2024. ©APA
Als Spitzenkandidat der Österreichischen Volkspartei zieht Bundeskanzler Karl Nehammer mit dem "Österreich-Plan", der die Themen Leistung, Familie und Sicherheit hervorhebt, in die Nationalratswahl 2024.

Karl Nehammer, der amtierende Bundeskanzler der Republik Österreich, wird als Spitzenkandidat der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) in die Nationalratswahl 2024 gehen. Karl Nehammer, der seit Dezember 2021 das Amt des Bundeskanzlers innehat, bringt eine lange und vielseitige politische Karriere mit sich, die ihn zu einer zentralen Figur in der österreichischen Politik gemacht hat.

Frühe Karriere und politische Anfänge

Karl Nehammer wurde am 18. Oktober 1972 in Wien geboren. Nach seinem Schulabschluss am Gymnasium Amerlingstraße und einem Jahr als Freiwilliger beim österreichischen Bundesheer entschied er sich für eine berufliche Laufbahn im Bereich der strategischen Kommunikation und politischen Bildung. Er war als Lehrtrainer für Informationsoffiziere beim Bundesministerium für Landesverteidigung tätig und absolvierte später einen Universitätslehrgang in Politischer Kommunikation an der Universität für Weiterbildung Krems.

  • "Mit der Politik von Bruno Kreisky und Alois Mock aufgewachsen, habe ich mich immer für die Politik begeistert. Politik war bei uns zuhause über alle Generationen hinweg immer ein Thema. Unsere gemeinsamen Treffen und die politischen Diskussionen sind bis heute eine Tradition geblieben." - Karl Nehammer

Nehammer trat 2015 erstmals in eine prominente politische Rolle ein, als er zum Generalsekretär-Stellvertreter und Bundesorganisationsreferenten des Österreichischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbundes (ÖAAB) ernannt wurde. Bereits ein Jahr später wurde er Generalsekretär des ÖAAB und Landesobmann des ÖAAB Wien.

Aufstieg in der ÖVP

Im Jahr 2017 kandidierte Nehammer bei der Nationalratswahl für den Landeswahlkreis Wien und wurde kurz darauf zum ÖVP-Klubobmann-Stellvertreter gewählt. Als Generalsekretär der ÖVP von 2018 bis 2020 spielte er eine entscheidende Rolle in der strategischen Ausrichtung und der organisatorischen Struktur der Partei. Während der Regierungsbildungen nach den Nationalratswahlen 2017 und 2019 verhandelte er in verschiedenen Schlüsselbereichen, darunter Landesverteidigung, Migration, Integration und Sicherheit.

Karl Nehammer auf X.com

Im Januar 2020 wurde er Bundesminister für Inneres und hatte maßgeblichen Einfluss auf die innenpolitische Agenda Österreichs. Seine Amtszeit als Innenminister war geprägt von Herausforderungen wie dem Terroranschlag in Wien im November 2020, der eine umfassende sicherheitspolitische Reaktion erforderte.

Bundeskanzler und Parteivorsitzender

Nach dem Rücktritt von Sebastian Kurz im Dezember 2021 übernahm Nehammer zunächst die Rolle des geschäftsführenden Bundesparteiobmanns und wurde wenige Tage später Bundeskanzler. Seine Bestätigung als Bundesparteiobmann der ÖVP erfolgte im Mai 2022 mit beeindruckenden 100 Prozent der 524 abgegebenen Stimmen.

Als Bundeskanzler versuchte Nehammer innen- und außenpolitische Akzente zu setzen. Ein bemerkenswerter Schritt war sein Besuch in der Ukraine und Russland im April 2022, bei dem er sich als erster westlicher Regierungschef nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine mit Präsident Wladimir Putin traf.

Kontroversen und Kritik

Nehammer war während seiner politischen Karriere auch im Zentrum von Kontroversen. Während seiner Amtszeit als Innenminister gab es erhebliche Kritik an den Plänen zum Umbau des Hitler-Geburtshauses in Braunau, die vom Innenministerium vorgestellt wurden. Kritiker warfen vor, dass durch den geplanten Umzug des Gedenksteins eine Verdrängung der Auseinandersetzung mit der Geschichte stattfinden würde.

Karl Nehammer

Nach dem Terroranschlag in Wien im November 2020 musste sich Nehammer als Innenminister dem Vorwurf stellen, das Attentat nicht verhindert zu haben, da es Kommunikationsfehler im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung gegeben hatte. Die sogenannte "Cobra-Affäre" im Jahr 2022, bei der Beamte der Eliteeinheit Cobra nach einem Umtrunk bei Nehammers Ehefrau einen Unfall verursachten, sorgte ebenfalls für Schlagzeilen.

Cobra-Affäre: Ermittlungen eingestellt

Im September 2023 geriet Nehammer erneut in die Kritik, als ein Video auftauchte, in dem er Aussagen über Kinderarmut und Frauen in Teilzeitarbeit machte, die als unsensibel empfunden wurden. Diese Episode führte zu heftigen Reaktionen von Wohlfahrtsorganisationen und Oppositionsparteien, was ihn veranlasste, eine offene Diskussion mit Kritikern und Betroffenen zu organisieren.

Der Österreich-Plan

Im Januar 2024 präsentierte Nehammer seinen "Österreich-Plan", der die zentralen Themen Leistung, Familie und Sicherheit in den Mittelpunkt stellt. Dieser Plan soll die Basis für die Wahlkampagne der ÖVP bei der Nationalratswahl 2024 bilden. Ein umstrittener Aspekt des Plans ist das vorgeschlagene Verbot von Hormontherapien für transgeschlechtliche Kinder und Jugendliche, was zu heftigen Protesten von LGBTQ+-Organisationen führte.

Nehammer betonte die Bedeutung dieser Themen in einer Rede: „Österreich ist das schönste Land der Welt. Und wir müssen alles dafür tun, um es in eine starke und sichere Zukunft zu führen. Die Zukunft unseres Landes erfordert Weitblick und Augenmaß, Verantwortung und Leidenschaft. Und vor allem den Mut, heute die richtigen Entscheidungen für morgen zu treffen. Denn es geht um unser Österreich. Und wir glauben an dieses Österreich!“

Der Österreich-Plan fokussiert sich auf drei zentrale Themen:

Der Österreichplan von Karl Nehammer konzentriert sich auf drei zentrale Themen: Leistung, Familie und Sicherheit. Diese Themen sollen die Basis für die zukünftige Entwicklung Österreichs bis 2030 bilden. Hier sind die wesentlichen Inhalte und Schwerpunkte des Plans:

1. Leistung

  • Land der Leistung & Arbeit: Der Plan betont die Bedeutung einer starken Leistungskultur für Österreichs Wohlstand und soziale Sicherheit. Es wird vorgeschlagen, die Steuerlast für Arbeitnehmer zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit durch Entbürokratisierung und Deregulierung zu stärken. Auch die Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt und die gezielte Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte sind zentrale Punkte.
  • Land des Wirtschaftsstandorts: Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs und Europas im internationalen Kontext zu stärken. Es wird ein Fokus auf die Stärkung des Unternehmertums und die Reduktion von Bürokratie gelegt. Auch die Versorgungssicherheit durch sichere Rohstoffe und der Ausbau der Innovationskraft spielen eine zentrale Rolle.
  • Land der Landwirtschaft: Der Plan zielt auf die Unterstützung der heimischen Landwirtschaft und Forstwirtschaft ab, um die Qualität der Lebensmittelversorgung zu gewährleisten und den Selbstversorgungsgrad zu erhöhen.
  • Land des Tourismus und des Sports: Der Tourismus und der Sport sollen weiterentwickelt und gestärkt werden, um sowohl die Wirtschaft als auch die Gesellschaft zu fördern.

2. Familie

  • Land der Kinder, Eltern und Großeltern: Der Plan sieht umfassende Maßnahmen zur Unterstützung von Familien vor, einschließlich einer flächendeckenden Kinderbetreuungsoffensive und eines Kinderschutzpakets. Auch die Großelternkarenz und die Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern sind zentrale Themen.
  • Land der Bildung: Die Modernisierung des Schulsystems, die Einführung neuer Lehrmethoden und die Förderung von beruflicher Ausbildung sind Schwerpunkte, um die Bildung und die Zukunftsfähigkeit der Kinder zu sichern.
  • Land der Frauen: Maßnahmen zur Stärkung der ökonomischen Selbstbestimmung von Frauen und zur Förderung ihrer Teilnahme am Arbeitsmarkt, insbesondere in MINT-Berufen, sind vorgesehen.
  • Land der Eigentümer: Eine Eigentumsoffensive soll den Erwerb von Wohneigentum erleichtern, insbesondere für junge Familien.
  • Land der Gesundheit: Verbesserung der Qualität der medizinischen Versorgung und der Ausbau von Gesundheitseinrichtungen sind zentrale Ziele.
  • Land zum Älterwerden: Ein starkes staatliches Pensionssystem und die Förderung privater Vorsorge sollen die Altersabsicherung gewährleisten.

3. Sicherheit

  • Land der Sicherheit: Der Plan setzt auf die Stärkung der inneren und äußeren Sicherheit, die Bekämpfung der illegalen Migration und die Förderung der Integration durch Anpassung. Es wird ein Null-Toleranz-Prinzip bei Kriminellen und der Ausbau der Überwachungsmöglichkeiten vorgeschlagen.
  • Land der österreichischen Identität: Der Erhalt und die Förderung der österreichischen Identität und Kultur stehen im Vordergrund. Es wird betont, dass Integration nur durch Anpassung an die österreichische Leitkultur gelingen kann.
  • Land der Vernunft: Eine klare Absage an übertriebenes Gendern und der Schutz geschlechtsspezifischer Räume sind vorgesehen.
  • Land der wehrhaften Demokratie: Stärkung der Demokratie und des Rechtsstaates durch moderne und effiziente Maßnahmen.
  • Land der Neutralität: Der Plan betont den Wert der österreichischen Neutralität und die Notwendigkeit, diese zu schützen.
  • Land des Rechtsstaates: Modernisierung und Ausbau des österreichischen Rechtsstaates, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden.
  • Land der internationalen Beziehungen: Stärkung der Position Österreichs in der internationalen Gemeinschaft und in Europa.
  • Land der Versorgungssicherheit: Sicherstellung der Energieversorgung durch Diversifikation und nachhaltige Strategien.
  • Land der Kultur: Förderung der kulturellen Vielfalt und der österreichischen Kulturnation.
  • Land des Klimaschutzes: Klimaschutzmaßnahmen mit Hausverstand und technologische Innovationen zur CO2-Reduktion.
  • Land der Ortskerne: Stärkung der Gemeinden als Rückgrat des Landes.
  • Land der Innovation & Technologieoffenheit: Förderung von Innovation und neuen Technologien, einschließlich der Schaffung eines eSport-Kompetenzzentrums.
  • Land der Medien: Erhalt der Medienvielfalt und Sicherung des Qualitätsjournalismus.
    (Quelle: Österreich-Plan der ÖVP)
Karl und Katharina Nehammer

Privates

Karl Nehammer wurde in eine Familie mit starkem wirtschaftlichem Hintergrund geboren. Sein Vater, Karl Nehammer senior, war Geschäftsführer der LGV-Frischgemüse, und seine Mutter, Grete Nehammer, leitete den Bundesverband der Österreichischen Gärtner. Nach seiner Matura 1992 diente er beim österreichischen Bundesheer und arbeitete anschließend als Lehrtrainer für Informationsoffiziere und als Trainer für Strategische Kommunikation. Er absolvierte 2012 einen Universitätslehrgang in Politischer Kommunikation. Nehammer ist Mitglied der Katholischen Österreichischen Studentenverbindung Sonnberg Perchtoldsdorf und führt dort den Couleurnamen „Mars“. Er ist mit Katharina Nehammer verheiratet, der Tochter des früheren ORF-Moderators Peter Nidetzky. Sie arbeitete bis 2021 als PR-Beraterin bei einer ÖVP-nahen Agentur.

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