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Karel Brückner - der "weiße Vater"

Ein echter Trainer-Routinier führt das österreichische Fußball-Nationalteam in die Qualifikation für die WM 2010.

Mit dem Tschechen Karel Brückner tritt ein Mann die Nachfolge von Josef Hickersberger an, der seinen Spielern ähnlich wie sein Vorgänger als Vaterfigur gilt. Der 68-Jährige formte von 1997 bis 2001 jenes tschechische U21-Team, das im Sommer 2002 den Nachwuchs-Europameistertitel holte. Nun soll er aus der jungen ÖFB-Mannschaft eine schlagkräftige Truppe formen.

Dieses Kunststück gelang dem Taktikfuchs, der wegen seiner weißen Haarpracht und der dadurch angeblich bestehenden Ähnlichkeit mit der Karl-May-Romanfigur den Spitznamen “Klekipetra” (“weißer Vater”) verpasst bekam, in Tschechien mit Bravour. Zwar war er zum Zeitpunkt des U21-Triumphs schon A-Teamchef (Amtsantritt im Dezember 2001), in dieser Funktion profitierte er dann aber von seiner geleisteten Vorarbeit.

Brückner schaffte mit dem nördlichen Nachbarn die Qualifikation für die EM 2004 (unter anderem mit zwei Siegen gegen Österreich), für die WM 2006 und zuletzt für die EURO 2008, wo aufgrund eines schweren Fehlers von Goalie Petr Cech und eines Last-Minute-Gegentores gegen die Türkei nach der Gruppenphase Endstation war.

Das gleiche Schicksal erlitt der Vize-Europameister von 1996 bei der WM 2006, allerdings auch aufgrund großen Verletzungspechs. Weit besser lief es bei der EM 2004. Dort mussten die Tschechen, damals mit Kickern wie Pavel Nedved, Tomas Rosicky, Jan Koller und dem Turnier-Torschützenkönig Milan Baros am Zenit ihres Könnens, erst im Semifinale unglücklich gegen den späteren Europameister Griechenland durch ein “Silver Goal” von Traianos Dellas Abschied nehmen.

Kurz davor, im April 2004, riss mit einem 1:2 in einem Freundschaftsspiel in Irland die beeindruckende Tschechen-Serie von 20 ungeschlagenen Partien. Von April bis Mai 2005 sowie von Jänner bis Mai 2006 lag Brückner mit seiner Truppe sogar auf Platz zwei der FIFA-Weltrangliste. Vor seiner Zeit beim nationalen Verband war Österreichs Neo-Teamchef als Trainer von Inter Preßburg (einmal Cupsieger) und Sigma Olmütz (einmal Vizemeister) tätig. Als Spieler war er bei Sigma Olmütz und Banik Ostrau engagiert und spielte sogar parallel zum Fußball auch Eishockey beim damaligen Zweitliga-Club Moravia Olmütz.

Brückner gilt als ausgesprochener Taktik-Fuchs, der sich tagelang akribisch auf den Gegner vorbereitet und an alle seine Spieler vor dem Match Zettel mit genauen Anweisungen verteilt. Taktik-Sitzungen nehmen bei dem Coach, der sich nach der EURO 2008 vom tschechischen Team verabschiedete, oft über eine Stunde in Anspruch.

Neben dem Fußball interessiert sich Brückner für klassische Musik und Literaturklassiker, manchmal legt er seine Kultiviertheit aber auch ab, vor allem bei Fehlern und mangelnder Trainings-Einstellung seiner Mannschaft. Da sind heftige Wutausbrüche ebenso keine Seltenheit wie bei einer Niederlage am Schachbrett.

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