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Kampusch in neuer Dokumentation

"Ich bin für mein Leben geächtet" - Das sagt Natascha Kampusch zu Beginn der neuen deutschen Dokumentation "Natascha Kampusch - 3.096 Tage Gefangenschaft", die am 25. Jänner im ARD zu sehen sein wird.

Wie schon in ihren ersten Interviews ist die 21-Jährige bei der Präsentation in Hamburg am Montag laut der deutschen Nachrichtenagentur dpa sehr gefasst und spricht bedacht. “Wenn ich Opfer wäre, würden die mich nie als normalen Menschen akzeptieren”, meint Kampusch zu ihrer Distanziertheit.

Mehr als drei Jahre nach der Flucht berichtete die junge Frau in der Dokumentation abermals über die Entführung und die Gefangenschaft: “Die Stimmbänder haben nicht mitgemacht bei dem Schrei”, erinnert sie sich an den Tag im März 1998, an dem sie ihr Peiniger Wolfgang Priklopil gepackt und in sein Auto gezerrt hatte. Später dann berichtet sie über ihr “Unbehagen, so ein mulmiges Gefühl”, immer wenn ihr Entführer das Verlies aufschloss. Das fünf Quadratmeter große Gefängnis sah sie damals auch als ihre Heimat, sogar ihre Zuflucht. Nach einer gewissen Zeit habe sie sich dort drinnen, allein mit sich selbst, wohler gefühlt, als etwas tun zu müssen, “was ich nicht wollte”.

Ihre Emotionen, als sie zum ersten Mal wieder in das Verlies zurückkehrte? “Das ist so, als würden Sie in ihr Jugendzimmer zurückkommen. Das ist so behaftet mit Erinnerungen. Das war ja mein Zu Hause, mein persönlicher Bereich, das ist ein Teil meiner Vergangenheit.” Doch mittlerweile sehe sie das mit mehr Abstand, wie eine Außenstehende – und das sei “schockierend (…) macht mir ein ganz mulmiges Gefühl”, sagte sie in Hamburg.

Priklopil, der sich wenige Stunden nach ihrer Flucht am 23. August 2006 das Leben genommen hatte, habe sie “in der Sekunde alles schon verziehen”, sagte sie laut dpa. Sie habe “so eine Art Mitleid” mit ihm gehabt – obwohl er sie in ein “kaltes, feuchtes, ekelhaftes, stinkendes” Kellerverlies gesperrt hatte. Sie habe verzeihen müssen, ergänzt Kampusch, “sonst wäre ich wohl auch physisch zugrunde gegangen (…) Sonst wäre ich so voller Hass gewesen.”

Am Ende des Films äußert sie ihren wohl größten Wunsch: “Ich wünschte mir, dass die Menschen einen normaleren Umgang mit mir hätten. Ich habe mir das verdient.” Und voller Unverständnis fordert sie laut dpa: “Die Menschen sollten sich freuen, dass ich das halbwegs gesund überstanden habe.”

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