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Kämpfe um Grenzübergang bei Kobane - IS-Angriffe auf Verbindungsroute

Terrormiliz baut ihre Machtstellung in Syrien aus und schneidet Kurdenbastion von der Außenwelt ab.
Terrormiliz baut ihre Machtstellung in Syrien aus und schneidet Kurdenbastion von der Außenwelt ab. ©EPA
Die Entscheidungsschlacht um die syrische Kurdenstadt Kobane ist voll entbrannt. Nach Angaben kurdischer Aktivisten hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Freitag mit massiven Angriffen auf eine wichtige Verbindungsstraße zur türkischen Grenze begonnen, um die letzte Kurdenbastion in der Region gänzlich von der Außenwelt abzuschneiden.
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Laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte haben die Islamisten dafür sämtliche Kräfte in Bewegung gesetzt. Die Jihadisten haben die Stadt bereits von drei Seiten umstellt. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, sollen die Jihadisten bereits mehrere Gebäude der Sicherheitskräfte, das Hauptquartier der lokalen kurdischen Verwaltung sowie das Gefängnis nahe dem Zentrum der Ortschaft unter ihre Gewalt gebracht haben. 40 Prozent der Stadt befänden sich unter ihrer Kontrolle.

Sollte der IS Kobane zur Gänze erobern, hätten die sunnitischen Extremisten einen durchgängigen Grenzstreifen zur Türkei unter ihrer Kontrolle. In Syrien und im Irak haben sie seit Juni in weiten Landstrichen die Macht inne. Im Irak sind es vor allem große Teile der von Sunniten bewohnten Gebiete im Norden und in der westirakischen Provinz Anbar.

Proteste in der Türkei kosten immer mehr Menschen das Leben

In der Türkei kosten die Proteste gegen die türkische Untätigkeit im Kampf um Kobane immer mehr Menschen das Leben. Inzwischen seien bei Zusammenstößen vor allem im kurdisch geprägten Südosten des Landes 31 Menschen getötet worden, sagte Innenminister Efkan Ala in Ankara nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu. Zusätzlich seien am Donnerstag zwei Polizisten in Ostanatolien erschossen worden. 360 Menschen seien verletzt worden, darunter 139 Polizisten.

In 35 der 81 türkischen Provinzen sei es seit Dienstag zu Ausschreitungen gekommen. Die Türkei hat an ihrer Südgrenze Panzerverbände in Schuss- und Sichtweite von Kobane stationiert, ist aber nicht bereit, allein mit Bodentruppen gegen den IS vorzugehen.

Versorgungsroute soll gekappt werden

Nach Angaben der in Großbritannien ansässigen oppositionsnahen syrischen Menschenrechtsbeobachter brachte der IS in Ostkobane mit Motorrädern Waffennachschub zu seinen Kämpfern, um die lebenswichtige Versorgungsroute der Kurden zu kappen. Ein kurdischer Aktivist namens Farhad al-Shami in der Ortschaft sagte der dpa am Telefon, die Jihadisten hätten die Straße am frühen Morgen unter massiven Beschuss genommen. Seinen Informationen nach starben rund 200 kurdische Kämpfer, seit am Montag der IS in die strategisch wichtige Grenzstadt eingedrungen ist.

Die USA und ihre Verbündeten setzten den Luftkrieg gegen den IS in der Nacht zum Freitag fort. Laut den Menschenrechtsbeobachtern wurden dabei zwei Stellungen der Jihadisten im Osten Kobanes und einer im Süden der Stadt getroffen. Am Donnerstag seien neun Ziele im Norden und Süden beschossen worden, teilte das Zentralkommando des US-Militärs in Tampa (Florida) mit. Dabei seien mehrere von dem IS genutzte Gebäude sowie Panzer der Terrormiliz zerstört worden.

Luftschläge reichen nicht aus

Die Luftschläge der internationalen Allianz gegen den IS allein würden nicht ausreichen, um den Fall von Kobane zu verhindern, meint Idris Naasan, “Außenminister” der gleichnamigen autonomen Region. Im Interview mit der “Presse”, räumt er zwar ein: “Seit zwei Tagen bombardiert die Koalition zum ersten Mal intensiv und effektiv.” Mittlerweile gäben die Kämpfer der kurdischen Volksverteidigungskräften (YPG) Zielkoordinaten durch, die dann bombardiert würden. Allerdings sei der Fall der Stadt ohne neue Waffen unvermeidlich: “Wenn wir Waffenhilfe bekommen, dann können wir die Stadt problemlos halten und den IS sogar vertreiben”, meint Naasan in der “Presse”. Man habe Lieferungen gefordert, “aber bisher nichts erhalten und es sind keine in Aussicht gestellt.”

(APA/Red.)

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