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Jugendliche sind keine Komatrinker

Innsbruck - Es gibt keine Zunahme des "Komatrinkens" oder einen Trend zum "Saufen bis der Arzt kommt" unter den Jugendlichen, sagte ein Tiroler Experte auf einer Pressekonferenz.

Komme es wirklich einmal so weit, handle es sich meist um einen Unfall und nicht um eine bewusste Aktion. Es gebe aber sehr wohl eine steigende Tendenz in Richtung „Rauschtrinken“ bei den Jugendlichen.

Es könne auch beobachtet werden, dass Jugendliche beim ersten Kontakt mit Alkohol immer jünger seien, erklärte Christian Haring, Obmann des Vereins BIN (Beratung, Information, Nachsorge bei Suchtproblemen). Vor 15 bis 20 Jahren hätten Jugendliche ihre ersten Erfahrungen mit der Volksdroge Nummer eins in einem Alter zwischen 15 bis 17 Jahren gemacht. Heute könne angenommen werden, dass viele bereits mit elf das erst mal zur Flasche greifen. Dies hänge damit zusammen, dass die Jugendlichen früher reif werden. „Die psychosoziale Reife hinkt der körperlichen Reife aber hinterher“, meinte Haring.

Der Alkoholkonsum von Jugendlichen habe sich vom privaten Bereich hin zum öffentlichen Bereich verlagert, sagte Haring. Dies könne auch ein Grund dafür sein, dass es vermehrt zu Aufnahmen in Krankenhäuser komme, die es früher nicht gegeben hätte.

„Alkoholkonsum ist ein Entfliehen in eine Welt in der man sich entspannen kann und zur Ruhe kommen kann,“ erklärte Barbara Simmer. Dies gelte sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene. An diesem Punkt müsse die Prävention ansetzten, meinte die Psychologin. Für Jugendliche bestehe der Alltag häufig aus Leistungsdruck und „einem ständigen Messen mit anderen“. Dies wirke sich auch auf das Trinkverhalten aus. Mit dem Unterschied, dass derjenige, der am meisten trinkt, unter Umständen im Krankenhaus lande.

„Es ist unfair die Jugend als alkoholabhängige Generation darzustellen, meinte Simmer. In Tirol gebe es laut Schätzungen 30.000 alkoholabhängige Erwachsene. Jugendliche würden sich aber kaum in der Beratungsstelle melden. Falls doch seien es meist Kinder von süchtigen Eltern, die die größte Risikogruppe darstellen würden. Früher Alkoholkonsum stehe demgegenüber aber nicht im Zusammenhang mit einer späteren Abhängigkeit, gab Simmer an.

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