Jugendliche konsumieren Drogen zunehmend zu Hause
Die Statistik zeigt auf den ersten Blick ein erfreuliches Bild: Im Jahr 2024 wurden in Vorarlberg bei Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren nur noch 152 Anzeigen wegen Drogendelikten erstattet – ein Rückgang um rund 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch die Landespolizei warnt davor, daraus voreilige Schlüsse zu ziehen. Denn bei Drogendelikten handelt es sich um sogenannte "Kontrolldelikte" – je mehr kontrolliert wird, desto mehr Verstöße werden sichtbar.
"Ein einzelner Verdachtsfall kann zu umfangreichen Folgeermittlungen führen", heißt es von der Landespolizeidirektion. So würden etwa durch die Auswertung von Mobiltelefonen oder Chatverläufen weitere Konsumentinnen und Konsumenten identifiziert. Die Schwankungen bei den Anzeigenzahlen seien daher oft eher Ausdruck der Ermittlungsintensität als ein Abbild realer Konsumtrends.
Konsumverhalten wandelt sich
Während die Polizei zurückhaltend ist mit Interpretationen, beobachtet die Caritas klare Veränderungen – vor allem beim Wo und Wie des Drogenkonsums. Monika Chromi, die bei der Caritas Vorarlberg die Suchtarbeit leitet, spricht von einer deutlichen Verlagerung ins Private: "Jugendliche konsumieren zunehmend zu Hause – und filmen sich teilweise sogar dabei." In bestimmten Gruppen gelte es sogar als "cool", sich beim Konsum aufzunehmen und das Material zu teilen.
Chromi sieht hier nicht nur ein verändertes Konsummuster, sondern auch ein wachsendes Risiko: "Durch soziale Medien ist der Zugang zu Drogen heute leichter als je zuvor." Vor allem Cannabis sei weit verbreitet – laut Caritas bei rund 30 bis 40 Prozent der Jugendlichen. Doch auch harte Substanzen wie Ecstasy, Kokain oder Amphetamine würden zunehmend konsumiert.
Früher Einstieg, frühe Probleme
Viele Jugendliche beginnen laut Caritas bereits in sehr jungen Jahren mit dem Konsum – oft lange, bevor Eltern, Lehrer oder das Umfeld überhaupt Verdacht schöpfen. Die Statistik zeigt: Bei den 10- bis 14-Jährigen gab es in den letzten beiden Jahren jeweils nur zwei Anzeigen, im laufenden Jahr 2024 überhaupt keine. Ob das auf weniger Konsum oder einfach auf schwerer kontrollierbare Situationen im privaten Umfeld zurückzuführen ist, bleibt offen.
Für die Suchtarbeit bedeutet das vor allem eines: Prävention muss früher ansetzen. "Wenn junge Menschen in so jungen Jahren bereits problematisch konsumieren, brauchen sie und ihre Familien frühzeitig Hilfe", sagt Chromi. Die Caritas ruft Angehörige dazu auf, Warnsignale ernst zu nehmen und sich nicht zu scheuen, Unterstützung zu suchen.
Ein Trend mit Schattenseiten
Auch wenn die Anzeigen zurückgehen – die Sorgen rund um den Drogenkonsum Jugendlicher bleiben hoch. Die Verlagerung des Konsums ins Private erschwert nicht nur die polizeiliche Arbeit, sondern auch die präventive und therapeutische Begleitung. Was früher auf öffentlichen Plätzen sichtbar war, spielt sich heute oft hinter verschlossenen Türen ab – digital vernetzt, aber für Fachleute schwer erreichbar.
Der Appell der Caritas ist daher klar: mehr Aufklärung, frühzeitige Prävention und ein offener Umgang mit dem Thema – ohne Tabus, aber auch ohne Verharmlosung.
(VOL.AT)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.