AA

Jüdisches Museum Hohenems blickt in israelische Wohnzimmer

Dokumente der Familie Reichenbach
Dokumente der Familie Reichenbach ©Jüdisches Museum
Hohenems - Das Jüdische Museum Hohenems (JMH) widmet sich in seiner aktuellen Schau "Familienaufstellung. Israelische Porträts" dem alltäglichen Leben der Menschen in Israel am Beginn des 21. Jahrhunderts.

Die Fotografin Reli Avrahami und ihr Mann, der Journalist Avner Avrahami, dokumentierten für die Wochenendausgaben der Tageszeitungen “Haaretz” und “Maariv” jahrelang zufällig ausgewählte Familien. 2012 zeigte das Eretz Israel Museum Tel Aviv achtzig der Hunderten Geschichten über Leben, Angewohnheiten, Träume, Sehnsüchte, Herkunft, Glaube und Beziehungen in einer von Galia Gur Zeev kuratierten Ausstellung. Von 23. April bis 6. Oktober 2013 ist die Schau nun in Hohenems zu sehen.

Für viele Israelis gehörte die Lektüre der Kolumne “matzav mishpachti” (Familienstand bzw. in der englischen Ausgabe “family affair”) über Jahre zum Wochenende dazu. Reli und Avner Avrahami wählten die Besuchten ohne vorherige Recherche zufällig aus, zunächst vor allem klassische Familien mit Vater, Mutter, Kindern. Später dehnte sich die Kolumne auf “alle, die unter dem gleichen Dach leben”, aus. Damit konnten auch homosexuelle Paare, Wohngemeinschaften, Gefängnisse oder Drogentherapiestationen miteinbezogen werden. In der Zeitung erschienen dann in einheitlichem Format ein Familienporträt und ein persönlicher Text. Am Ende stand ein Gradmesser des Glücks: “Glück (Skala 1 – 10)”. Der Landesdurchschnitt liegt laut der Kolumne übrigens bei 8,25.

Berührende Geschichten

So erzählt das Ehepaar etwa die Geschichte der Familie Swissa, die aus den beiden Vätern Udi und Guy, dem von einer Leihmutter ausgetragenen Töchterchen Danielle und Hund Nina besteht. Dokumentiert ist auch die Vergangenheit und der exakt getimte Tagesablauf der 93-jährigen Elka Yagoda, das Leben der siebenköpfigen Beduinen-Familie Abu Bilel, die mit Vorurteilen zu kämpfen hat; jenes der religiösen Hershbergs aus Beit Shemesh, deren Eltern Rachel und Yehoshua säkular aufwuchsen; und das der muslimischen Familie Abu Hamad aus Darijat in der Negevwüste, deren Vorfahren in einer Felshöhle lebten, durch die sie heute Touristen führen.

In der Zusammenschau ergeben die Porträts ein facettenreiches Bild der israelischen Gesellschaft. Sie werfen Fragen zur kollektiven Identität des Landes auf und machen die Risse und Spannungen sichtbar, die Israel in religiöser, wirtschaftlicher und ethnischer Hinsicht durchziehen. Sie hinterfragen aber auch allgemein das Familienbild und die Konzepte des Zusammenlebens. Einen Einblick erhält man zudem in Wohnen, Design, Mode und Architektur der israelischen Gegenwart. Zum Rahmenprogramm gehören neben einem Künstlergespräch, Lesungen und einem Vortrag von “Die Zeit”-Korrespondentin Gisela Dachs auch eine Filmreihe in Kooperation mit dem Spielboden Dornbirn und dem Metrokino Bregenz.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Jüdisches Museum Hohenems blickt in israelische Wohnzimmer